Notfallmedizin up2date 2009; 4(2): 157-180
DOI: 10.1055/s-0029-1185784
Spezielle Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Notfälle bei behinderten Kindern

Thomas Bast, Hans Christoph Ludwig, Karl-Heinz Mücke, Wolfgang Voss, Knut Brockmann
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Publikationsdatum:
26. Juni 2009 (online)

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Kernaussagen

Kinder mit komplexer Mehrfachbehinderung weisen oft eine schwere Bewegungsstörung, mentale Retardierung und Epilepsie, nicht selten auch Hör- und Sehstörungen auf. Die ausgeprägte Kommunikationsstörung dieser Patienten lässt eine direkte Verständigung mit dem Kind selbst über seine Beschwerden und Symptome oft nicht zu, vielmehr sind wir weitgehend auf die Angaben und Einschätzung der Eltern oder Betreuer angewiesen.

Kinder mit chronischen Erkrankungen werden mehr als 3-mal häufiger ungeplant auf Intensivstationen aufgenommen als gesunde Kinder. Neurologische Krankheitsbilder sind dabei unter den chronischen Erkrankungen relativ am häufigsten. Noch höher ist das Risiko einer notfallmäßigen Aufnahme für Kinder mit technisch assistierter Therapie.

Status epilepticus

Der prolongierte generalisierte tonisch-klonische Anfall, also der konvulsive Status epilepticus, stellt bei behinderten Kindern einen besonders häufigen, lebensbedrohlichen Notfall dar. Diagnostische Ursachenklärung (Infektion, metabolische Entgleisung, Medikationsfehler, Trauma, Hypoxie) und therapeutisches Management (Benzodiazepine, Phenobarbital, Phenytoin, Narkose) müssen dabei Hand in Hand gehen.

Liquorshunt-Komplikationen

Komplikationen der ventrikulo-peritonealen Liquorshuntversorgung sind durch Obstruktion oder Diskonnektion des Katheters sowie Infektion möglich. Die Rate der Shuntdysfunktionen beträgt im ersten Jahr nach Implantation bis zu 40 %, danach ca. 5 %. Die Differenzierung von Unter- versus Überdrainage ist oft nicht allein anhand der klinischen Symptomatik (Kopfschmerzen, Erbrechen, Bewusstseinsstörung, evtl. Stauungspapillen) möglich, sondern erfordert meist eine kraniale Bildgebung.

Intrathekale Baclofentherapie

Die intrathekale Baclofentherapie kann schwere generalisierte Spastik oder Dystonie effektiv bessern, weist aber bei interindividuell sehr unterschiedlicher benötigter Dosis eine geringe therapeutische Breite auf. Sowohl Über- als auch abrupte Unterdosierung kann zu Notfallsituationen u. a. mit Bewusstseinsstörung und vegetativer Symptomatik führen.

Literatur

Prof. Dr. med. Knut Brockmann

Pädiatrie II mit Schwerpunkt Neuropädiatrie
Universitätsmedizin Göttingen
Georg-August-Universität

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