Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69(5): 391-394
DOI: 10.1055/s-0029-1185638
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Frühgeburt an der Grenze der Lebensfähigkeit des Kindes – ein geburtshilflicher Kommentar zu der AWMF-Leitlinie (024–019)

Prematurity at the Limit of Viability – A Comment on the German Guideline (AWMF 024–019)S. Schmidt1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Frauenklinik der Phillips-Universität, Marburg
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Publication History

eingereicht 21.1.2009 revidiert 18.2.2009

akzeptiert 27.3.2009

Publication Date:
28 May 2009 (online)

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Zusammenfassung

Die neuerlich überarbeitete AWMF-Leitlinie aus dem Jahr 2008 ersetzt die Form von 1998 zur „Grenze der Lebensfähigkeit“. Sie stellt einen über ein Delphi-Verfahren unter Mitwirkung von kinderärztlichen und geburtshilflichen Gesellschaften erarbeiteten Konsens dar. Es wird die Forderung erhoben, sowohl den in der Leitlinie formulierten ethischen als auch rechtlichen Anforderungen zu entsprechen. Die Aufklärung und Begleitung der Eltern wird in das Zentrum der ärztlichen Aufgabe gestellt und das Recht der Eltern, in therapeutische Optionen einzuwilligen oder sie abzulehnen wird betont. Auf die Problematik der Garantenstellung gegenüber dem Kind, die seitens der Ärzte einzunehmen ist, wenn eine Behandlungsverweigerung einen Sorgerechtsmissbrauch nahelegt, wird eingegangen. In Abhängigkeit vom Gestationsalter werden in der überarbeiteten deutschen Leitlinie konkrete Empfehlungen ausgesprochen. Der geburtshilfliche Kommentar weist auf die mögliche Option der Zurückhaltung in Abhängigkeit von den Therapieaussichten und dem Gestationsalter hin.

Abstract

The perinatal management of the fetus and newborn in early gestational age is a challenge both to the obstetrician and the neonatologist. The recently published German guideline addresses perinatal, legal and ethical aspects. It provides the basis for a structured dialogue between the medical staff and parents. The available information on the long-term outcome should be considered. The guideline defines cut-off gestation periods where medical action seems not beneficial for the child (< 22 + 0 weeks). A process of shared decision is essential between 22 + 0 and 23 + 6 gestational weeks on the basis of best knowledge. After that (> 24 + 0) the intention to treat is supposed to be justified in all cases. The given comment focusses on the obstetrical perspective and addresses the international discourse on the topic.

Literatur

Prof. Dr. med. Stephan Schmidt

Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Frauenklinik der Phillips-Universität

Baldingerstraße 1

Marburg

Email: schmidts@med.uni-marburg.de