Ernährung & Medizin 2008; 23(4): 159
DOI: 10.1055/s-0028-1121953
Gasteditorial
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IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung

Ursula Heinen
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Publication Date:
29 December 2008 (online)

Wir wollen Deutschland IN FORM bringen. Deshalb hat das Bundeskabinett im Juni unter dem Titel „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung” einen nationalen Aktionsplan zur Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängenden Krankheiten beschlossen.

Sie als Fachleute wissen, wie nötig das ist. In Deutschland sind 51% der Frauen, 66% der Männer und rund 15% der Kinder und Jugendlichen übergewichtig oder fettleibig (adipös). Hierbei geht es nicht um ein wie auch immer geartetes Schönheitsideal. Es geht darum, dass stärkeres Übergewicht und Adipositas das Risiko von Folgeerkrankungen, wie etwa Diabetes Typ 2, deutlich vergrößern und die individuelle Lebensqualität und Lebenserwartung beeinträchtigen – mit entsprechenden Folgen für unser Gesundheitssystem.

Unser Ziel ist es deshalb, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten in Deutschland nachhaltig zu ―verbessern. Dadurch soll erreicht werden, dass Kinder gesünder aufwachsen, Erwachsene gesünder leben und damit alle von einer höheren Lebensqualität und mehr Leistungsfähigkeit in Bildung, Beruf und Privatleben profitieren. Also: Kein erhobener Zeigefinger, keine Olympiade der Gebote und Verbote und vor allem keine Diskriminierung übergewichtiger Kinder, Jugendlicher oder Erwachsener, sondern motivieren und unterstützen und ein Umfeld für alle schaffen, in dem ausgewogene Ernährung und ausreichende ―Bewegung in allen Lebensbereichen fest verankert sind.

Wir starten nicht bei Null. Aus Ihrer täglichen Praxis wissen Sie, dass es zur Förderung eines gesunden Lebensstils bereits vielfältige Aktivitäten auf allen politischen (Bund, Länder, Kommunen) und vielen gesellschaftlichen Ebenen (Krankenkassen, Fachverbände, Sportorganisationen) gibt.

Mit IN FORM haben wir jetzt erstmals eine Gesamtstrategie des Bundes; eine Strategie, die nicht auf wenige Jahre ausgerichtet ist, sondern wir planen bis ins Jahr 2020. IN FORM soll eine große „Ernährungsbewegung” für alle Lebensbereiche werden. Neu ist auch, dass wir Erwachsene als Zielgruppe stärker ansprechen wollen. Der Arbeitsplatz wird neben Schule und Kindertagesstätte ein wichtiger Ort zur Verbesserung der Ernährungs- und Bewegungsmuster. Hier haben wir mit „Job & Fit”, den Qualitätsstandards für die Betriebsverpflegung sowie den Qualitätsstandards für die Schulverpflegung und den dazu gehörenden Informationen, Materialien und der Rezeptdatenbank bereits erste Schritte getan. Familie ist für uns ein zentraler Ort für die Verbesserung von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Kita, Schule, Arbeitsplatz und eine Verbesserung der Alltagsstrukturen sollen die Familie dabei unterstützen.

Darüber hinaus soll IN FORM dazu dienen, gute Ansätze zu identifizieren, zu vernetzen und zu bündeln. Einheitliche Ernährungsempfehlungen und Standards sollen abgestimmtes Handeln aller Akteure erleichtern. Und schließlich bildet IN FORM ein zentrales Kampagnendach, unter das sich Akteure subsumieren können.

Um ein so komplexes Problem mit vielfältigen Ursachen wie die angestrebte Änderung des Lebensstils zu erreichen, ist eine Anstrengung der ganzen Gesellschaft erforderlich. Sie haben in Ihrem Verband viele wichtige Berufsgruppen versammelt, die sich schon seit Jahren dieser Aufgabe widmen. Ihre Kenntnisse und Erfahrungen sind bei der weiteren Umsetzung von IN FORM hoch willkommen.

Herzlichst Ihre

Ursula Heinen
Parlamentarische Staatssekretärin
BMELV

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