Zusammenfassung
Die Vielfalt innerhalb der Migrantenbevölkerung nach ethnischen und nationalen Gesichtspunkten
stellt die Gesundheitsversorgung nicht nur in Deutschland vor große Herausforderungen.
Vor allem zahlenmäßig vergleichsweise kleine Migrantengruppen und neu zugewanderte
Menschen finden schwerer Zugang zur Regelversorgung. Hinzu treten spezifische kulturelle
und rechtliche Fragen wie zum Beispiel nach dem Aufenthaltsstatus, die beim Aufbau
komplementärer Gesundheitshilfen für einzelne Bevölkerungsgruppen mitbedacht werden
müssen. Dafür können Methoden entwickelt werden, die einerseits vorhandene Ressourcen
der Gesundheitsdienste nutzen und andererseits die Migrantencommunities direkt an
der Ausführung von Gesundheitshilfen beteiligen. Der öffentliche Gesundheitsdienst
mit seinem vielfältigen fachlichen und organisatorischen Angebot kann vor allem im
kommunalen Bereich eine Schlüsselrolle übernehmen. Sowohl für die effektive medizinische
Versorgung einzelner Bevölkerungsgruppen, die Schwierigkeiten beim Zugang zum Gesundheitswesen
haben, als auch für die Entwicklung kommunaler Netzwerke, die möglichst viele medizinische
Leistungsanbieter und Organisationen einbinden und gezielt die Lebenswelten der Migranten
einbeziehen. Soziale und ethische Gesichtspunkte, die die medizinische Versorgung
von Menschen in prekären Lebenslagen gebieten. können und müssen ergänzt werden um
Praxismodelle, die eine flexible und wirtschaftliche Organisation von Gesundheitshilfen
ermöglichen. Nur so können auch zahlenmäßig kleine bzw. nicht optimal integrierte
Bevölkerungsgruppen auf Dauer medizinisch versorgt werden.
Abstract
National and ethnic diversities among and within groups of migrants present great
challenges to health care, not only in Germany. Access to regular health care, in
particular for relatively small migrant groups and new immigrants is sometimes difficult.
In addition, specific cultural aspects and legal implications – such as the residence
status – must be taken into account when setting up a complementary system of health
care. Methods and arrangements should make use of already existing resources of the
health care system as well as proceed to direct cooperation with migrant communities.
The public health service with its wide range of technical and organisational efficiency
can play a key role here, especially in the municipal sector, both for an effecitive
medical care for those who have difficulties in gaining access to the system, as well
as for developing municipal networks, cooperating with a maximum number of medical
service providers, organisations, and regarding specific migrant lifestyles. Social
and ethic aspects of medical care for people living in precarious conditions ought
to be supplemented by practice models which render a flexible and economic organisation
of a complementary system of health care, the only way to a sustainable medical care
for small migrant groups or not optimally integrated immigrant populations.
Schlüsselwörter
Minderheiten - Papierlose - kommunale Netzwerke - Gesundheitsmanagement - interkulturelles
Lernen
Key words
minorities - undocumented people - municipal networks - health management - intercultural
learning
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