Gesundheitswesen 2009; 71(3): 163-174
DOI: 10.1055/s-0028-1119382
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Qualitätssicherungsverfahren der GKV in der medizinischen Rehabilitation: Ergebnisse und Weiterentwicklung

The Quality Assurance Programme of the Statutory Health Insurance Funds in Medical Rehabilitation: Results and Further DevelopmentsE. Farin 1 , W. H. Jäckel 1 , 2 , V. Schalaster 3 ,  Projektgruppe QS-Reha®-Verfahren in der AQMS 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abt. Qualitätsmanagement and Sozialmedizin (AQMS)
  • 2Hochrhein-Institut für Rehabilitationsforschung, Bad Säckingen
  • 3Bundesverband der Betriebskrankenkassen, Essen
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Publication Date:
13 March 2009 (online)

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Zusammenfassung

Ziel der Studie: Die Studie berichtet von Ergebnissen des Qualitätssicherungsverfahrens der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in der medizinischen Rehabilitation (QS-Reha®-Verfahren) und von der Weiterentwicklung des Programms in den Jahren 2007–2008. Zum Oktober 2008 waren insgesamt 240 Kliniken mit 283 Fachabteilungen am QS-Reha®-Verfahren beteiligt.

Methodik: Zur Messung der Strukturqualität wird der Erfüllungsgrad von „Basiskriterien” (die zuvor expertengestützt erarbeitet wurden) bestimmt. Die Erhebung erfolgt durch eine schriftliche Befragung und nachfolgende Telefoninterviews mit jeder Einrichtung. Für die Bestimmung der Patientenzufriedenheit und die Messung der Ergebnisqualität wird eine multizentrische Studie mit drei Messzeitpunkten realisiert. Für Klinikvergleiche wird eine Risikoadjustierung vorgenommen. In die hier präsentierten, aktuellen Ergebnisse gehen die Daten von ca. 8 000 Patienten ein.

Ergebnisse: Die Strukturqualität der Einrichtungen ist im Mittel als gut bis sehr gut zu bezeichnen (die Erfüllungsrate liegt in aller Regel über 90%), es sind aber deutliche Klinikunterschiede festzustellen. Die Patienten sind mit der Betreuung durch das Personal in aller Regel sehr zufrieden. Der Anteil der nicht Zufriedenen liegt bei ca. 10–15%. Zum Ende der Rehabilitation sind in allen hier betrachteten Indikationen auf den zentralen Erfolgsdimensionen mittelhohe bis hohe Effekte feststellbar. Es gibt auch auf der Ebene der Ergebnisqualität nach Risikoadjustierung bei 10–40% der Kliniken signifikante Abweichungen vom Gesamtmittelwert.

Diskussion: Die bisherigen Ergebnisse des Verfahrens liefern ein umfassendes Bild der Qualität der medizinischen Rehabilitation im Bereich der GKV. Limitationen bestehen im Hinblick auf die Evidenzbasierung der Strukturqualitätsanforderungen, die methodischen Probleme patienten-berichteter Ergebnisse und bezüglich des Auftretens von Nonrespondern und Dropouts. Die Überarbeitung des QS-Reha®-Verfahrens verfolgte das Ziel, das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Datenerhebungen zu verbessern, ohne die methodische Fundiertheit des Programms zu beeinträchtigen. Die routinemäßige Umsetzung des neuen Konzepts ist ab 2009 geplant.

Abstract

Objective of the study: This study reports on the results of the quality assurance programme of the statutory health insurance funds in medical rehabilitation (QS Reha® programme) and on the further development of the programme in 2007 to 2008. By October 2008, a total of 240 rehabilitation centres with 283 specialised departments were participating in the QS-Reha® programme.

Methodology: To measure structural quality, the level of compliance with “basic criteria” (compiled beforehand with the help of experts) was determined. This was done by means of a questionnaire and subsequent telephone interviews with each institution. To determine patient satisfaction and measure outcome quality, a multicentric study with three measurement periods was carried out. Risk adjustment was conducted to compare clinics. The latest results presented here include the data from about 8 000 patients.

Results: On average, the structural quality of the institutions can be described as good to very good (the rate of fulfillment is generally over 90%), but there are clear differences among the clinics. The patients are generally very satisfied with the personnel. The fraction of those not satisfied is about 10–15%. At the end of rehabilitation, medium high to high effects on the central dimensions of outcome can be determined for all the indications observed here. There are also significant deviations from the overall mean for 10–40% of the clinics after risk adjustment.

Discussion: The preliminary results of the programme provide a comprehensive view of the quality of medical rehabilitation. Limitations exist concerning evidence-based structural quality criteria, methodological problems of patient-reported outcomes and the occurence of non-responders and dropouts. The reworking of the QS Reha® programme pursued the goal of improving the cost-benefit ratio of compiling data without impairing the methodological soundness of the programme. The new concept is scheduled to be implemented routinely beginning in 2009.

Literatur

1 Die Liste der Basiskriterien ist unter www.qs-reha.de verfügbar.

2 Im QS-Reha®-Verfahren wird die Prozessqualität bisher sowohl patientenseitig (über den hier beschriebenen Zugang) als auch arztseitig (durch das sog. Peer Review – Verfahren [7]) erfasst. Der hier vorliegende Beitrag beschränkt sich auf die Darstellung der patientenseitig erhobenen Bewertungen.

3 Es stellt ein prinzipielles Problem dar, dass in der Rehabilitation eine Vielzahl möglicher Zielbereiche existieren, deren Relevanz nur vor dem Hintergrund der individuellen Situation des Patienten beurteilt werden kann. Ein Assessment, welches für alle Patienten einer Indikation geeignet sein soll (wie im QS-Reha-Verfahren vorgegeben), muss folglich breit angelegt sein und wird notwendigerweise Dimensionen mitführen, die für manche Rehabilitanden nicht relevant sind.

4 Dieses Phänomen muss jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da eine Extremgruppenauswahl dem Artefakt der „Regression zu Mitte” unterliegt, was besagt, dass sich extreme Fälle bei einer wiederholten Befragung mit nicht perfekter Reliabilität tendenziell eher zum Mittelwert hin verändern.

Korrespondenzadresse

PD Dr. phil. Dipl. Psych. E. Farin

Universitätsklinikum Freiburg

Abt. Qualitätsmanagement and Sozialmedizin

Breisacher Str. 62/Haus 4

79106 Freiburg

Email: erik.farin@uniklinik-freiburg.de