Diabetes aktuell 2008; 6(6): 280
DOI: 10.1055/s-0028-1114257
Forum der Industrie

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Fortschritte in der Wundbehandlung - Wie therapiert man eine "Problemwunde"?

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Publication Date:
24 December 2008 (online)

 
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Viele Faktoren können den Verlauf der Wundheilung negativ beeinflussen. Häufig liegen aber chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, venöse oder arterielle Durchblutungsstörungen oder ein geschwächtes Immunsystem vor, verzögern den Heilungsverlauf und machen so eine Wunde zur "Problemwunde", meint Dr. Markus Schwürzer-Voit, Hemau, bei der Vorstellung einer neuen Wundauflage der Fa. URGO am 13. Oktober 2008 in München.

Rund 1-3 % der deutschen Bevölkerung leiden an chronischen Wunden - im Alter mehr, bei über 80-Jährigen beträgt der Anteil 4-5 %. In 4 von 5 Fällen handelt es sich dabei um Ulcera crura, die restlichen 20 % verteilen sich auf Malum perforans, Dekubitus und die pAVK. Allein für die Behandlung des Ulcus cruris venosum geben wir nach Expertenaussage pro Jahr rund 1,5 Milliarden Euro aus, und rund 200 Millionen Arbeitstage kostet diese Krankheit in Deutschland. Nur 10 % der deutschen Bevölkerung könne man als wahrhaft "venengesund" bezeichnen, 20 % leiden an einer chronisch venösen Insuffizienz - die für 90 % der Ulcera crura die Ursache darstellt, so Schwürzer-Voit.

Problematisch wird die Ulkustherapie vor allem bei einer mangelnden Therapie der Begleiterkrankungen, einer pAVK, einem vorhandenen Diabetes, Kontaktsensibilisierungen, der unkontrollierten Anwendung von (oft ungeeigneten) Externa. 80 % aller Ulkuspatienten weisen eine Typ-IV-Sensibilisierung auf. Oft erfolgt weder eine phlebologische noch eine dermatologische Abklärung und auf eine mikrobiologische Diagnostik wird ebenfalls häufig verzichtet. Auch die Patienten tragen mit mangelnder Compliance und zahlreichen unwirksamen oder gar schädlichen Eigentherapien zum Misserfolg bei.

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Wie können wir die Situation verbessern?

Vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund von rund 4 Millionen betroffenen Patienten in Deutschland hält Priv.-Doz. Dr. Axel Larena-Avellaneda eine bessere Kooperation zwischen spezialisierten Wundzentren, niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie den ambulanten und stationären Pflegefachkräften für dringend erforderlich. Eine solche Kooperation hat nach Auswertung der Daten von 1990-1995 im Vergleich zu 1996-2000 zu einer Reduktion der Rate an Majoramputationen um 68 % (22 vs. 9,5 %) geführt, und 40 % der Patienten wurden einer kausalen chirurgischen Therapie zugeführt. Außerdem verkürzte sich der stationäre Aufenthalt und mehr Patienten konnten ambulant behandelt werden.

Besonders 2 Fragen müssen bei einer neuen chronischen Wunde beantwortet werden, meint Larena-Avellaneda: Was ist die Ursache der Wunde - und kann, bzw. muss ich diese behandeln? Wichtig ist dann auch wie, d. h. mit welchen aktiven Maßnahmen, welchen Wundauflagen und in welchen Intervallen die Wunde behandelt werden muss (siehe Kasten). Wichtiger Bestandteil des therapeutischen Konzepts sind Wundverbände. Die therapeutischen Ansprüche an Verbandsmaterialien sind dabei hoch, sie reichen von der optimalen Förderung des Heilungsprozesses über die möglichst unkomplizierte Handhabung bis hin zur an die Situation angepassten Einsatzmöglichkeit.

Nach Auffassung der in München versammelten Experten erfüllt das neue UrgoCell® Contact die hohen Anforderungen. Die Wundauflage besteht aus einer superabsorbierenden Polyurethankompresse und einer mikroadhäsiven Lipidokolloid-Matrix (TLC-Contact-Matrix), die mit der Wunde in Kontakt gebracht wird. Mikroadhäsive Polymere sorgen für eine sanfte Haftung in der Wundumgebung, beeinträchtigen aber nicht einen atraumatischen und schmerzfreien Verbandwechsel. Die Wundauflage kann auch die Proliferation und Mobilisation von Fibroblasten induzieren. Deshalb ist UrgoCell® Contact für chronische wie akute exsudierende Wunden geeignet. Für die besonders problematische Fersenregion steht mit UrgoCell® Heel Contact eine individuell adaptierbare Anwendungsform zur Verfügung.

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Therapeutische Prinzipien der modernen Wundversorgung

  1. Wundreinigung

    - Debridement

    - Spülung

  2. Granulation

    - Schaffung eines idealen Wundmilieus

    - phasengerechte Wundtherapie

    - moderne Wundverbände

  3. Epithelisierung

    - vom Wundrand her

    - operativ

(nach PD Dr. Axel Larena-Avellaneda)

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Erfahrungen mit der neuen Wundauflage

In einer offenen Phase-III-Multizenterstudie in 17 Zentren, über die Dr. Michèle Sigal, Argenteuil, berichtete, konnten Wirksamkeit und gute Verträglichkeit der Wundauflage an Patienten mit venösen Unterschenkelgeschwüren eindrucksvoll bestätigt werden. Bereits nach 6 Behandlungswochen war die mittlere Ulkusfläche um 37,4 % reduziert und auch die Verträglichkeit erwies sich als sehr gut (Abb. [1], Tab. [1]).

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Abb. 1 Entwicklung der Wundoberfläche während der Behandlung.

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Tab. 1 Akzeptanz bei der Verbandabnahme (n = 516).

Günther Buck

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Fa. URGO GmbH, Sulzbach

Die Beitragsinhalte basieren auf der Launch-Pressekonferenz "Wundbehandlung heute: Moderne Strategien und technologischer Fortschritt" der Fa. URGO GmbH am 13. Oktober 2008 in München.

Der Autor ist Redaktionsleiter im Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG

 
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Abb. 1 Entwicklung der Wundoberfläche während der Behandlung.

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Tab. 1 Akzeptanz bei der Verbandabnahme (n = 516).