Viele Faktoren können den Verlauf der Wundheilung negativ beeinflussen. Häufig liegen
aber chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, venöse oder arterielle Durchblutungsstörungen
oder ein geschwächtes Immunsystem vor, verzögern den Heilungsverlauf und machen so
eine Wunde zur "Problemwunde", meint Dr. Markus Schwürzer-Voit, Hemau, bei der Vorstellung
einer neuen Wundauflage der Fa. URGO am 13. Oktober 2008 in München.
Rund 1-3 % der deutschen Bevölkerung leiden an chronischen Wunden - im Alter mehr,
bei über 80-Jährigen beträgt der Anteil 4-5 %. In 4 von 5 Fällen handelt es sich dabei
um Ulcera crura, die restlichen 20 % verteilen sich auf Malum perforans, Dekubitus
und die pAVK. Allein für die Behandlung des Ulcus cruris venosum geben wir nach Expertenaussage
pro Jahr rund 1,5 Milliarden Euro aus, und rund 200 Millionen Arbeitstage kostet diese
Krankheit in Deutschland. Nur 10 % der deutschen Bevölkerung könne man als wahrhaft
"venengesund" bezeichnen, 20 % leiden an einer chronisch venösen Insuffizienz - die
für 90 % der Ulcera crura die Ursache darstellt, so Schwürzer-Voit.
Problematisch wird die Ulkustherapie vor allem bei einer mangelnden Therapie der Begleiterkrankungen,
einer pAVK, einem vorhandenen Diabetes, Kontaktsensibilisierungen, der unkontrollierten
Anwendung von (oft ungeeigneten) Externa. 80 % aller Ulkuspatienten weisen eine Typ-IV-Sensibilisierung
auf. Oft erfolgt weder eine phlebologische noch eine dermatologische Abklärung und
auf eine mikrobiologische Diagnostik wird ebenfalls häufig verzichtet. Auch die Patienten
tragen mit mangelnder Compliance und zahlreichen unwirksamen oder gar schädlichen
Eigentherapien zum Misserfolg bei.
Wie können wir die Situation verbessern?
Wie können wir die Situation verbessern?
Vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund von rund 4 Millionen betroffenen Patienten
in Deutschland hält Priv.-Doz. Dr. Axel Larena-Avellaneda eine bessere Kooperation
zwischen spezialisierten Wundzentren, niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie
den ambulanten und stationären Pflegefachkräften für dringend erforderlich. Eine solche
Kooperation hat nach Auswertung der Daten von 1990-1995 im Vergleich zu 1996-2000
zu einer Reduktion der Rate an Majoramputationen um 68 % (22 vs. 9,5 %) geführt, und
40 % der Patienten wurden einer kausalen chirurgischen Therapie zugeführt. Außerdem
verkürzte sich der stationäre Aufenthalt und mehr Patienten konnten ambulant behandelt
werden.
Besonders 2 Fragen müssen bei einer neuen chronischen Wunde beantwortet werden, meint
Larena-Avellaneda: Was ist die Ursache der Wunde - und kann, bzw. muss ich diese behandeln?
Wichtig ist dann auch wie, d. h. mit welchen aktiven Maßnahmen, welchen Wundauflagen
und in welchen Intervallen die Wunde behandelt werden muss (siehe Kasten). Wichtiger
Bestandteil des therapeutischen Konzepts sind Wundverbände. Die therapeutischen Ansprüche
an Verbandsmaterialien sind dabei hoch, sie reichen von der optimalen Förderung des
Heilungsprozesses über die möglichst unkomplizierte Handhabung bis hin zur an die
Situation angepassten Einsatzmöglichkeit.
Nach Auffassung der in München versammelten Experten erfüllt das neue UrgoCell® Contact
die hohen Anforderungen. Die Wundauflage besteht aus einer superabsorbierenden Polyurethankompresse
und einer mikroadhäsiven Lipidokolloid-Matrix (TLC-Contact-Matrix), die mit der Wunde
in Kontakt gebracht wird. Mikroadhäsive Polymere sorgen für eine sanfte Haftung in
der Wundumgebung, beeinträchtigen aber nicht einen atraumatischen und schmerzfreien
Verbandwechsel. Die Wundauflage kann auch die Proliferation und Mobilisation von Fibroblasten
induzieren. Deshalb ist UrgoCell® Contact für chronische wie akute exsudierende Wunden
geeignet. Für die besonders problematische Fersenregion steht mit UrgoCell® Heel Contact
eine individuell adaptierbare Anwendungsform zur Verfügung.
Therapeutische Prinzipien der modernen Wundversorgung
Therapeutische Prinzipien der modernen Wundversorgung
-
Wundreinigung
- Debridement
- Spülung
-
Granulation
- Schaffung eines idealen Wundmilieus
- phasengerechte Wundtherapie
- moderne Wundverbände
-
Epithelisierung
- vom Wundrand her
- operativ
(nach PD Dr. Axel Larena-Avellaneda)
Erfahrungen mit der neuen Wundauflage
Erfahrungen mit der neuen Wundauflage
In einer offenen Phase-III-Multizenterstudie in 17 Zentren, über die Dr. Michèle Sigal,
Argenteuil, berichtete, konnten Wirksamkeit und gute Verträglichkeit der Wundauflage
an Patienten mit venösen Unterschenkelgeschwüren eindrucksvoll bestätigt werden. Bereits
nach 6 Behandlungswochen war die mittlere Ulkusfläche um 37,4 % reduziert und auch
die Verträglichkeit erwies sich als sehr gut (Abb. [1], Tab. [1]).
Abb. 1 Entwicklung der Wundoberfläche während der Behandlung.
Tab. 1 Akzeptanz bei der Verbandabnahme (n = 516).
Günther Buck
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Fa. URGO GmbH, Sulzbach
Die Beitragsinhalte basieren auf der Launch-Pressekonferenz "Wundbehandlung heute:
Moderne Strategien und technologischer Fortschritt" der Fa. URGO GmbH am 13. Oktober
2008 in München.
Der Autor ist Redaktionsleiter im Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG
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