TumorDiagnostik & Therapie 2010; 31: S2-S3
DOI: 10.1055/s-0028-1109562
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Moderne Aspekte einer individualisierten oralen Tumorschmerztherapie – ein Konsensus

Modern Aspects of an Individualized Pain Therapy of Tumor Related PainM. Zimmermann1 , K. Güttler1 , M. Thöns1 , W. Schwarz1 , T. Kamp1 , R. Sabatowski1
  • 1Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt
  • 2Institut für Pharmakologie, Uniklinik Köln
  • 3Praxis für Palliativmedizin, Bochum
  • 4St. Marianus – Zentrum für Schwerstkranke, Bardowick
  • 5UniversitätsSchmerzCentrum, Universitäts-Klinikum „Carl Gustav Carus”, Technische Universität Dresden
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Publication Date:
29 January 2010 (online)

Patienten mit chronischem Tumorschmerz werden in Deutschland nach wie vor nicht optimal versorgt. Defizite bestehen insbesondere im unzureichenden und nicht optimalen Einsatz von Opioiden. Trotz vielfältiger Präparate und Möglichkeiten werden die Neuentwicklungen und Verbesserungen der vergangenen Jahre derzeit nur suboptimal umgesetzt.

Unter Vorsitz von Dr. Zimmermann von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main trafen sich im Rahmen eines Experten-Workshops Dr. Thöns, Facharzt für Anästhesiologie und Palliativmediziner in Bochum, Prof. Dr. Sabatowski, Leiter der Schmerzambulanz am Universitätsklinikum Dresden, Dr. Güttler, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie am Institut für Pharmakologie am Universitätsklinikum Köln, Dr. Schwarz, Ärztlicher Leiter am St. Marianus Zentrum für Schwerstkranke in Bardowick und Dr. Kamp, niedergelassener Internist, Onkologe, Hämatologe, Wendlingen.

Aufgrund der hohen Expertise der Teilnehmer gelang es, aktuelles Wissen zum differenzialtherapeutischen Einsatz der vorhandenen schmerztherapeutischen Optionen zusammenzutragen und folgenden Konsensus zu verfassen.

Um die Schmerztherapie von Tumorpatienten zu optimieren, müssen zukünftig verschiedene Aspekte stärker berücksichtigt werden. Da die Patienten oft alt und multimorbide sind, die Zytostatikatherapie die Organfunktionen beeinträchtigt und die Tumorerkrankung selber Schädigungen hervorruft, ist die Organfunktion insbesondere von Niere und/oder Leber häufig

eingeschränkt. Für die Auswahl der Analgetika spielt dies eine entscheidende Rolle, insbesondere da Opioide mit aktiven Metaboliten wie z. B. Morphin mit einem erhöhten Risiko der Akkumulation assoziiert sind. Hydromorphon bietet zur Behandlung dieser Patienten eine gut geeignete Therapieoption und eignet sich aufgrund des Fehlens von klinisch relevanten aktiven Metaboliten auch zur Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Die Therapie von Tumorschmerzen orientiert sich am WHO-Stufenschema. Besondere Vorsicht ist jedoch bei einer Kombination hoch dosierter Stufe-I- und -II-Analgetika geboten. Ein unkritischer Umgang mit NSAR sollte insbesondere aufgrund der häufigen gastrointestinalen Vorschädigung der Patienten vermieden werden. Ebenso stellen renale Schädigungen eine Gegenanzeige für diese Medikamente dar. NSAR sollten daher keinesfalls zu oft bzw. nur zeitlich limitiert eingesetzt werden. Hinweise auf eine gastrointestinale oder renale Schädigung müssen immer konsequent bedacht werden. Der frühzeitige Einstieg mit einem niedrig dosierten WHO-III-Opioid hat gegenüber dem „Abarbeiten der Stufenleiter” zahlreiche Vorteile. Keinesfalls sollten Analgetika der Stufe II zwangsläufig bis zur Höchstdosis auftitriert werden. Der chronische Charakter und die Schwere von Tumorschmerzen lassen einen frühen Einsatz von starken Opioiden (WHO-Stufe III) sinnvoll erscheinen. Insbesondere wenn eine Progression der Tumorerkrankung absehbar ist, kann es sinnvoll sein, die Patienten bereits initial mit WHO-Stufe-III-Analgetika einzustellen. OROS®-Hydromorphon ermöglicht es, mit einer Wirkstärke, die der WHO-Stufe II entspricht, zu beginnen und die Dosis dann nach Bedarf zu adaptieren.

Abb. 1 Für die Präparatewahl in der Behandlung des Tumorschmerzes mit Opioiden der Stufe III sind die folgenden Kriterien von Relevanz.

Autorenerklärung: Die Autoren erklären, Vortragshonorar der Firma Janssen-Cilag GmbH erhalten zu haben.

Dies ist eine aktualisierte Version des Supplements S1 TumorDiagnostik & Therapie, Stand 27.01.10.

Literatur

  • 1 Murray A, Hagen N A. Hydromorphone.  J Pain Symptom Manage. 2005;  29 (Suppl 5) S57-S66
  • 2 Güttler K, Sabatowski R. Differential therapeutic aspects of analgesia with oral sustained-release strong opioids: application intervals, metabolism and immunosuppression.  Schmerz. 2008;  22 (5) 562, 564-568, 570
  • 3 Sarhill N, Walsh D, Nelson K A. Hydromorphone: pharmacology and clinical applications in cancer patients.  Support Care Cancer. 2001;  9 84-96
  • 4 Schwab M, Marx C, Zanger U. et al . Pharmakogenetik der Zytochrom-P-450-Enzyme: Bedeutung für Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten.  Dtsch Arztebl. 2002;  99 A-497–A-504
  • 5 Gupta S, Satyhan G. Pharmacokinetic profile of a 24-hour controlled-release OROS formulation of hydromorphone in the presence and absence of food.  J Pain Symptom Manage. 2007;  33 S19-S24
  • 6 Sathyan G, Xu E, Thipphawong J. et al . Pharmacokinetic profile of a 24-hour controlled-release OROS formulation of hydromorphone in the presence and absence of food.  BMC Clin Pharmacol. 2007;  7 2
  • 7 Hale M, Tudor I C, Khanna S. et al . Efficacy and tolerability of once-daily OROS hydromorphone and twice-daily extended-release oxycodone in patients with chronic, moderate to severe osteoarthritis pain: results of a 6-week, randomized, open-label, noninferiority analysis.  Clinical Therapeutics. 2007;  29 874-888
  • 8 Sathyan G, Sivakumar K, Thipphawong J. Pharmacokinetic profile of a 24-hour controlled-release OROS formulation of hydromorphone in the presence of alcohol.  Curr Med Res Opin. 2008;  24 (1) 297-305

Dr. med. Michael Zimmermann

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Schmerzambulanz, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität

Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt/Main

Phone: ++ 49/69/6 30 15 8 70

Email: Michael.Zimmermann@kgu.de

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