Zusammenfassung
Hintergrund: Haploskopische Testverfahren wie etwa der Polatest helfen, funktionelle Sehverschlechterung,
Aggravation oder Simulation zu diagnostizieren. Sie versuchen, eine Testperson darüber
zu täuschen, welches Auge welche Hälfte einer Optotypenreihe wahrnimmt. Diese haploskopische
Verwechslung kann durch einseitiges Blinzeln leicht bemerkt werden. Andere Untersucher
haben versucht, die Testperson am Durchschauen des Testverfahrens zu hindern, indem
sie die Optotypen nur für sehr kurze Zeit darboten. Wir stellen ein neues Gerät vor,
das den Optotypenprojektor immer dann abschaltet, wenn der Patient mindestens ein
Auge schließt. Material und Methoden: Ein neu entwickeltes Gerät berührt mit einem feinen Draht die Oberlider des Probanden,
während dieser mit einem gewöhnlichen Polatest untersucht wird. Die feinen Drähte
folgen der Lidbewegung und lösen eine Lichtschranke aus, sodass der Optotypenprojektor
abgeschaltet wird, wenn ein Lid die offene Position verlässt. Dieses Gerät wurde an
30 Probanden getestet. Ergebnisse: Das Gerät ließ sich an 59 / 60 getesteten Augen verwenden. 24 / 30 Probanden konnten
anfangs die haploskopische Verwechslung nicht durchschauen. 18 / 30 durchschauten
sie auch nach längerer Tragezeit nicht. Schlussfolgerung: Das neue Gerät arbeitete an fast allen Probanden und hielt die Mehrheit davon ab,
die haploskopische Verwechslung zu durchschauen. Es ist eine nützliche Erweiterung
des Polatests und macht ihn auch in wiederholten Untersuchungen anwendbar. Daher erscheint
es geeignet, den Nachweis einseitiger funktioneller Sehverschlechterung leichter zu
erbringen.
Abstract
Background: Haploscopic tests like the pola-test are used to detect functional loss of vision,
aggravation or simulation. They aim at confusing the tested person about the relation
of disparate monocular visual perceptions to the right and left eyes. The haploscopic
confusion can be overcome easily by single sided blinking. Other investigators have
faced this problem by presenting optotypes very briefly, thus excluding blinking artefacts.
We introduce a new device for shutting off the optotype projection whenever blinking
occurs. Materials and Methods: A newly developed mechanism slightly presses small lever-switches onto each upper
eyelid of a test person while performing the pola test. The levers move up and down
following eyelid movements. Lid closure triggers a shut off of the optotype projector.
The device was tested on 30 persons. Results: The device worked properly on 59 / 60 eyes. 24 / 30 persons did not realize the haploscopic
confusion at the beginning, but 6 / 30 did right away. 18 / 30 would not realize the
haploscopic confusion even after some experience. Conclusions: The new device worked on nearly all patients and effectively kept most of them from
overcoming the haploscopic confusion. It is a useful upgrading for haploscopic tests,
making them applicable even in repeated examinations. It should be helpful to detect
single-sided functional loss of vision.
Schlüsselwörter
Gutachten - Neuroophthalmologie - Strabologie
Key words
traffic ophthalmology - neuro-ophthalmology - strabisms
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Dr. Stefan Koinzer
Universitätsaugenklinik, UK-SH Campus Kiel
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24105 Kiel
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