Dialyse aktuell 2008; 12(7): 424-434
DOI: 10.1055/s-0028-1103041
Pflege

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Gewalt in der Pflege – Nichts sagen, nichts hören, nichts sehen

Violence in nursing – Say nothing, hear nothing, see nothingStefanie Schlieben1
  • 1Berufsfachschule für Krankenpflegehilfe, Isar–Amper–Klinikum, Klinikum München–Ost (Schulleitung: Dipl.–Pflegewirtin (FH) Stefanie Schlieben)
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Publication History

Publication Date:
04 November 2008 (online)

Gewalt in der Pflege gehört zu den Tabuthemen, über die nur wenige der Beteiligten sprechen. Dabei hat das Phänomen 2 Seiten: Gewalt üben Patienten gegenüber Pflegenden aus oder Pflegende gegenüber Patienten – beides kann sich zudem gegenseitig bedingen. Dieser Artikel legt den Schwerpunkt auf die Form von Gewalt, der Patienten ausgesetzt sind. Dabei geht es nicht um die Frage, wer „Täter” und wer „Opfer” ist. Gewalt in der Pflege hat strukturelle und kulturelle Gründe und kann körperlich oder psychisch angewendet werden. Die Reaktion auf Frustrationen im Pflegealltag kann Gewalt zur Folge haben. Wie Fallbeispiele aufzeigen, ist auch im nephrologischen Bereich Gewalt vorhanden. Es gibt Lösungsmöglichkeiten, wenn das Thema offen behandelt wird – Schuldzuschreibungen und Polemik sind dabei nicht zielführend. Gewaltpräventive Ansätze in der Ausbildung können helfen, sind aber alleine nicht ausreichend.

Violence in nursing is a taboo subject that only a few of those involved will speak about. The phenomenon has 2 sides: Violence by patients against nursing staff and violence by the latter against the former – in addition, one form may also lead to the other. For the most part the present article concerns itself with violence directed towards patients. The question as to who is the perpetrator and who the victim is not considered here. Violence in the nursing setting has both structural and cultural aspects, and may be either of a physical or psychological/mental nature – or both. Reactions to the frustrations and stresses of the daily nursing round can give rise to violence and an escalating situation. As typical cases have shown, violence is present in the field of nephrology. When the topic is openly discussed, solutions can be found – accusations and polemics do nothing to ease the situation. Suggestions on how to prevent violence during the nurse's training may be helpful, but, if not accompanied by further measures, will not suffice.

Literatur

  • 1 Kellnhauser K.. Thiemes Pflege. Stuttgart: Georg Thieme Verlag 2004
  • 2 Hirsch RD.. Gewalt in der Pflege: ein drängendes gesellschaftliches Problem. Abzurufen unter www.hsm-bonn.de/download/03_heim.pdf 2000
  • 3 Hirsch R.. Gewalt gegen alte Menschen: ein Überblick zur Situation in Deutschland. Abzurufen unter: www.hsm-bonn.de/download/07_dfk.pdf
  • 4 von Trotha T. Soziologie der Gewalt. Opladen 1997
  • 5 Hilpert K.. Die ganz alltägliche Gewalt. Eine interdisziplinäre Annäherung. Opladen 1996
  • 6 Hartung J.. Sozialpsychologie. Psychologie der sozialen Arbeit. Band 3. Kohlhammer 2000
  • 7 Blum M.. Den Ursachen zu Leibe rücken.  Altenpflege. 1997;  31 31-33
  • 8 Sokol C.. Arbeiten mit Dialysepatienten. Berlin: Springer Medizin Verlag 2006
  • 9 Schlieben S.. Es sind zwei Seiten – Eine qualitative Studie zum Leben niereninsuffizienter Patienten unter Hämodialysebehandlung. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Fernstudiengang Pflege/Pflegmanagement, Fachhochschule Jena 2005
  • 10 Bokeloh C.. Gewalt beginnt beim bösen Wort.  Pflegezeitschrift. 1998;  5110 720-721
  • 11 Schützendorf E.. Heraus mit der Sprache.  Altenpflege. 1997;  31 26-28
  • 12 Bruns A, Andreas M, Debong B.. Tätlichkeiten sind Grund für eine fristlose Kündigung.  Die Schwester/Der Pfleger. 2001;  40 328-330

Korrespondenz

Stefanie Schlieben

Dipl.–Pflegewirtin (FH), Lehrerin für Pflegeberufe Isar–Amper–Klinikum, KMO Bildungszentrum Berufsfachschule für Krankenpflegehilfe

Casinostraße 74

85540 Haar

Email: Stefanie.Schlieben@iak-kmo.de

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