Endoskopie heute 2008; 21(4): 211
DOI: 10.1055/s-0028-1098692
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Editorial

A. Meining1
  • 1II. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München
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Publication Date:
29 December 2008 (online)

Ist Operieren durch natürliche Körperöffnungen bereits Realität? Nein, die Meldungen in der Laienpresse sind verblasst, Routine-NOTES-Eingriffe sind nicht denkbar und auch die initiale Hype die Vagina als zusätzliche Eintrittsöffnung in das Abdomen zu nutzten, um somit einen transkutanen Trokar bei der Cholezystektomie einzusparen, hat nachgelassen.

Ist NOTES damit beerdigt? Auch diese Frage muss verneint werden – das Gegenteil ist der Fall! Die Sensationsmeldungen sind vorbei, aber die Zahl wissenschaftlicher Beiträge nimmt exponentiell zu. Jetzt beginnt die Arbeit! Das Konzept über unterschiedliche natürliche Zugangswege mit flexiblen Endoskopen zu operieren muss systematisch aufgearbeitet werden. Was haben wir zu erwarten bzgl. potenzieller Risiken? Wo kann NOTES einen Vorteil bringen oder sogar eingesetzt werden, wo andere konventionelle Verfahren scheitern? Wer kann und soll in Zukunft NOTES machen und welche Voraussetzungen muss diese Person mitbringen? Welche technologischen Anforderungen entstehen durch die Einführung von NOTES? Was birgt das NOTES-Konzept für Vorteile und Innovation für die tägliche flexibel-intraluminale oder rigide-intraabdominale Praxis?

In der vorliegenden Ausgabe von ENDOSKOPIE HEUTE sollen anhand ausgewählter Übersichtsartikel grundlegende Themen zur Beantwortung dieser Fragen erörtert werden:

Im ersten Beitrag der Kollegen Feussner und Schmitt wird der Weg der minimalinvasiven Chirurgie von der Laparoskopie zu kombiniert endoskopisch-laparoskopischen Verfahren bis zu NOTES aufgezeigt. Letztendlich stellt ja NOTES nur die Maximalvariante der MIC dar. Im zweiten Beitrag von Hochberger et al. wird erläutert welche Voraussetzungen für NOTES notwendig sind und wer diese Voraussetzungen am besten erfüllen kann. Ein Thema, welches sicherlich Sprengstoff in sich birgt, letztendlich jedoch die logische Konsequenz impliziert, dass derjenige das am besten machen sollte was er am besten kann. Ob dies in der Zukunft ein endoskopischer Interventionalist mit entsprechender vorgegebenen Ausbildung sein wird darf mit Spannung abgewartet werden. Dass jedoch Training zur Durchführung von NOTES in jedem Fall – unabhängig vom klinischen Hintergrund – sinnvoll und notwendig ist erläutern die Kollegen Fuchs und Breithaupt in ihrem Beitrag. Training und Ausbildung bedingen hierbei jedoch keineswegs dass nach kurzem Training das Erlernte ad hoc am Patienten umgesetzt werden. Man muss sich nur vor Augen halten in wie weit NOTES einen Paradigmenwechsel darstellt. Ein sorgfältiges und intensiviertes Herantasten an diese neuen Techniken erscheint notwendig. Ein exemplarisches Trainingssystem für NOTES, der neu konstruierte ELITE, welches diesbezüglich den Endoskopiker und den Laparoskopiker näher an NOTES heranführen kann, wird im Anschluss kurz von Frau Gillen vorgestellt. Last not least bringen uns die Kollegen Can, Meyer und Knoll die Impulse von NOTES für Forschung und Entwicklung näher. Durch die noch vielen bestehenden Problem im Umgang mit NOTES sind die Ingenieurswissenschaften bei der Entwicklung notwendiger Gerätschaften aber auch komplett neuer Endoskop-Systeme natürlich besonders gefragt.

Als verantwortliches Beiratsmitglied von ENDOSKOPIE HEUTE zur Gestaltung dieser Ausgabe hoffe ich gemeinsam mit der Schriftleitung dass Ihr Interesse an NOTES durch die Lektüre der ausgewählten Arbeiten weiter geweckt wurde. Mein Dank geht an alle beteiligten Autoren und Co-Autoren. Ich denke, eines kann sicherlich jetzt schon als Fazit festgehalten werden: NOTES zum derzeitigen Standpunkt ist weiterhin ein zwar hoch-spannendes aber immer noch experimentelles Verfahren. Wir beginnen erst jetzt zu erkennen welche technischen, manuellen, aber auch intellektuellen Voraussetzungen notwendig sind. Teamwork ist also gefragt unter Einbeziehung und Bündelung der Kenntnisse, des Könnens, der Ideen und Erfahrungen von unterschiedlichen medizinischen Disziplinen einschließlich der Ingenieurswissenschaften. Unabhängig vom Ausgang der „NOTES-Geschichte” trägt daher das hier notwendig gewordene Konzept der engen wissenschaftlichen Kooperation jetzt schon Früchte, sei es im Kontext weiterer laparoskopischer Entwicklungen oder aber auch hinsichtlich innovativer endoskopisch-intraluminaler oder endoskopisch-laparoskopisch-kombinierter Therapieverfahren.

PD Dr. med. A. Meining

Technische Universität München · Klinikum rechts der Isar · II. Medizinische Klinik

Ismaningerstr. 22

81675 München

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