psychoneuro 2008; 34(9): 439
DOI: 10.1055/s-0028-1091318
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Epilepsie - Neue Antiepileptika sind gut verträglich

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Publication Date:
19 November 2008 (online)

 
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Das Antiepileptikum Zonisamid (Zonegran®) ist für die Kombinationstherapie von erwachsenen Patienten mit fokalen epileptischen Anfällen mit und ohne sekundäre Generalisierung zugelassen.

Eine praxisbezogene Anwendungsbeobachtung (ZEUS-Studie, Zonisamide in the European Union Study, n = 317 aus 9 Ländern) untersuchte nun in einer naturalistischen, offenen und nicht vergleichenden Postmarketing-Studie die Wirksamkeit der Substanz in einer heterogeneren, weniger refraktären Population von Erwachsenen.

Die Anfallshäufigkeit verringerte sich unter Zonisamid im Mittel um bis zu 41 %, d. h. die Patienten hatten statt der medianen 7 Anfälle in der Ausgangsphase 3 Anfälle pro Monat weniger. Zudem reduzierte sich die Schwere der verbliebenen Anfälle signifikant bis hin zur kompletten Anfallsfreiheit bei 16 % der Patienten. Auch die Daten zur Verträglichkeit spiegeln die positiven Erfahrungen der Zulassungsstudien wider. Insgesamt dokumentierten die Patienten im validierten Quality of Life in Epilepsy (Qolie) 31-Fragebogen eine statistisch signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die Ärzte gaben bei 75 % der Patienten eine Verbesserung des klinischen Gesamteindrucks durch die Therapie mit Zonisamid an. Diese Daten belegen, dass ein früherer Einsatz von Zonisamid bei weniger refraktären Patienten ohne Weiteres möglich ist.

Eigene Langzeiterfahrungen mit 50 Patienten am Epilepsiezentrum Kork zeigten, laut Prof. Bernhard J. Steinhoff, bei der Zusatztherapie mit Zonisamid hohe Retentionsraten (d. h. 40 % nach 3 Jahren), eine anhaltende Senkung der Anfallsfrequenz bei 28 %, was der Experte als Beleg für die hohe Wirksamkeit ansah.

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Hoffnung für Kinder mit Lennox-Gastaut-Syndrom

Inovelon® (Rufinamid) ist das erste Medikament, das von der europäischen Zulassungsbehörde EMEA spezifisch für die Behandlung des Lennox-Gastaut-Syndroms (LGS) bei Patienten ab 4 Jahren im Juni 2007 zugelassen wurde.

LGS, eine schwere Form der Epilepsie, manifestiert sich meist im frühen Kindesalter und äußert sich in einer Vielzahl von Anfällen wie Sturzanfällen, atypischen Absencen und nichtkonvulsiven Status epileptici. Schätzungen zufolge leiden momentan 46 000-92 000 Menschen in der EU unter diesem Syndrom.

In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie an 139 LGS-Patienten im Alter von 4-30 Jahren zeigte sich die gute Wirksamkeit des Orphan Drugs in einem Rückgang der Anfälle um 32,7 % (Placebo: 11,7 %). Bemerkenswert war vor allem die hohe Reduktion der Frequenz von Sturzanfällen um 42,5 % (Placebo: 1,4 %). Zudem verringerte sich der Schweregrad der Anfälle unter Rufinamid bei 53 % der Patienten (Placebo: 30,6 %). Rufinamid ist in Bezug auf die Kognition vergleichbar mit Placebo, sagte Prof. Ulrich Stephani, Kiel, und stellte das neue interaktive LGS-Portal (www.lennox-gastaut.de) sowie den Patientenratgeber "Das Lennox-Gastaut-Syndrom" von "Trias" vor - Hilfsmittel für Eltern dieser schwer betroffenen Kinder zum richtigen Umgang mit der Krankheit.

Ines Landschek, Berlin

Quelle: Presse-Workshop "Besser leben mit Epilepsie - Wirksam therapiert und informiert den Alltag bewältigen" anlässlich des 8. European Congress on Epileptology am 23. September 2008 in Berlin, veranstaltet von Eisai GmbH, Frankfurt am Main