Zusammenfassung
Ziel der Studie
Das Gesundheits- und Arbeitscoaching des „Hauses für Gesundheit und Arbeit“
in Hamburg bietet für Menschen mit gefährdeter Erwerbsfähigkeit eine offene
Anlaufstelle für eine passgenaue Beratung und Begleitung, unabhängig von Art
und Umfang des Bedarfs und der gesetzlichen Zuständigkeit. Das Coaching
zielt auf den Erhalt oder die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit und die
Vorbeugung einer Chronifizierung von Erkrankungen oder drohenden Behinderung
ab. Unsere Prozessevaluation untersuchte die Umsetzung der Intervention.
Methodik
Die Daten der Analysen wurden 2021 im Rahmen einer Mixed-Methods-Studie
erhoben. Es wurde eine Fragebogenerhebung zum Start und nach 12 Monaten
durchgeführt, um Veränderungen des Gesundheitszustands, der
Erwerbsbeteiligung und der Zufriedenheit mit der Intervention zu
analysieren. Ebenso fanden leitfadengestützte, problemzentrierte Interviews
mit Akteur*innen und Teilnehmer*innen statt, um die verabreichte und
erhaltene Dosis zu analysieren. Wir untersuchten auch die erreichte
Population.
Ergebnisse
Von den 145 zur Befragung eingeladenen Teilnehmer*innen füllten 56% den
ersten und 28% den zweiten Fragebogen aus. Über 85% der Teilnehmer*innen
blieben innerhalb eines Jahres in Beschäftigung. Der Work Ability Score
stieg im Durchschnitt um zwei Punkte (p=0,001, n=36). Die Depressions- und
Angstwerte verringerten sich signifikant. Die Teilnehmer*innen waren mit
allen Interventionsangeboten auf einem hohen Niveau zufrieden. Neun
Projektakteur*innen und vier Teilnehmer*innen wurden zur verabreichten und
erhaltenen Dosis interviewt. Die Akteur*innen benannten u. a. Angebote, die
sich auf die gesundheitliche und soziale Stabilisierung zum Erhalt der
Erwerbsfähigkeit bezogen. Dies sollte durch einen rechtskreisübergreifenden,
niedrigschwelligen und koordinierenden Beratungsansatz realisiert werden.
Die Teilnehmer*innen benannten die Unterstützung bei der Sicherung ihrer
Erwerbsfähigkeit sowie die Möglichkeiten zur beruflichen Neu- und
Umorientierung als zentrale Angebote.
Schlussfolgerung
Es wurde eine neue Maßnahme zur Unterstützung von Personen mit
gesundheitlicher Einschränkung und gefährdeter beruflicher Teilhabe
implementiert. Teilnehmer*innen des Angebots waren zu Beginn des Angebots
stark depressiv und ängstlich belastet, jedoch zeigten sich positive Effekte
während der Begleitung. Die subjektive Arbeitsfähigkeit der Teilnehmenden
verbesserte sich deutlich. Im Coachingverlauf konnte eine weitgehende
Sicherung der Erwerbsverhältnisse beobachtet werden. Das Modellvorhaben wird
fortgesetzt und durch eine beobachtende Mixed-Methods-Studie bewertet (https://www.hgua-hamburg.de/ ).
Abstract
Purpose
An innovative case management intervention in the city of Hamburg provides an
open facility for individuals at high risk of permanent work disability,
offering tailored guidance and support, regardless of the nature and extent
of needs and legal jurisdiction. The intervention aims on preserving or
restoring employability and preventing chronicity of illnesses or impending
disability. Our process evaluation examined the implementation of the
intervention.
Methods
Data were collected in 2021 as part of a mixed-methods study. A questionnaire
survey was conducted at the start and after 12 months to analyze changes in
health status, employment, and satisfaction with the intervention.
Additionally, semi-structured, problem-centered interviews were conducted
with stakeholders and participants to analyze the dose given and dose
received. We also examined the population reached.
Results
Out of 145 eligible participants, 56% completed the initial questionnaire,
and 28% successfully filled out the second questionnaire. Over 85% of the
participants remained employed within a year. The Work Ability Score
increased by an average of two points (p=0.001, n=36). There was a
significant decrease in depression and anxiety scores. Participants
expressed high satisfaction with all of the intervention components. Nine
stakeholders and four participants were interviewed about the dose given and
dose received. Stakeholders named services focusing on health and social
stabilization to maintain of employability. This was intended to be realized
through a cross-sectoral, low-threshold, and coordinating counseling
approach. The participants mentioned support to ensure their employability
and the opportunities for professional reorientation as offers.
Conclusion
A new intervention was implemented to provide support for individuals with
health impairments and at high risk of permanent work disability. Despite
high initial levels of depression and anxiety, case management support had a
positive impact. The Work Ability Score significantly improved. It was
observed that the participants' employment situations were largely
stabilized. The project will continue and be evaluated through a
mixed-methods observational study (https://www.hgua-hamburg.de/).
Schlüsselwörter Fallmanagement - Prozessevaluation - Rückkehr in Arbeit - Rehabilitation
Keywords case management - rehabilitation - return to work - process evaluation