Rofo
DOI: 10.1055/a-2578-1363
Review

Long/Post-Covid – eine interdisziplinäre Herausforderung

Article in several languages: English | deutsch
Emil C. Reisinger
1   Dept. of Tropical Medicine and Infectious Diseases, Rostock University Medical Center, Rostock, Germany (Ringgold ID: RIN39071)
,
Hilte Geerdes-Fenge
1   Dept. of Tropical Medicine and Infectious Diseases, Rostock University Medical Center, Rostock, Germany (Ringgold ID: RIN39071)
,
Christine Wossidlo
1   Dept. of Tropical Medicine and Infectious Diseases, Rostock University Medical Center, Rostock, Germany (Ringgold ID: RIN39071)
,
Hanka Arndt
2   Institute of Diagnostic and Interventional Radiology, Pediatric Radiology and Neuroradiology, Rostock University Medical Center, Rostock, Germany (Ringgold ID: RIN39071)
› Author Affiliations


Supported by: Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern
 

Zusammenfassung

Hintergrund

In dieser Übersicht fassen wir den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand zur Epidemiologie, Ätiologie, Klinik und Therapie der Post-Covid-Erkrankung zusammen.

Methode

Die Arbeit basiert auf Literaturrecherchen bei PubMed und unseren eigenen klinischen Erfahrungen in der Post-COVID-Ambulanz der Universitätsmedizin Rostock.

Schlussfolgerung

Die Häufigkeit von Post-COVID variiert stark je nach Erhebungsmethode. Die angegebenen Symptome von Post-COVID sind vielfältig, im Vordergrund stehen Fatigue, kardiopulmonale Beschwerden, kognitives Defizit und Schmerz-Syndrome. Es gibt derzeit keine typischen Symptome bzw. spezifische Marker, die die Diagnose beweisen. Somit erfolgt oft eine Ausschlussdiagnostik, die eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit voraussetzt. Auch die Therapie ist nicht spezifisch, sondern immer individuell und symptombezogen. Die Pathogenese von Post-COVID konnte noch nicht aufgeklärt werden. Eine Persistenz des Virus oder einzelne Virusproteine können protrahierte Infektionen oder Autoimmunität hervorrufen. Eine Infektion und Entzündung des Endothels der kleinen Gefäße und eine Hyperkoagulation können zu lokaler Zytokin-Dysregulation und zu Organschäden führen. Weitere Aufklärungen der pathogenetischen Grundlagen, der diagnostischen Beweisführung und therapeutischer Ansätze sind dringend notwendig.

Kernaussagen

  • Post-COVID ist ein häufig angegebener Zustand mit variablem Beschwerdebild.

  • Interdisziplinäre Ausschlussdiagnostik und Therapieplanung sind wichtig.

  • Die Aufklärung der Pathogenese und diagnostischer Marker sind dringend erforderlich.

Zitierweise

  • Reisinger EC, Geerdes-Fenge H, Wossidlo C et al. Long/Post-Covid – An Interdisciplinary Challenge. Rofo 2025; DOI 10.1055/a-2578-1363


Die ersten Hinweise auf die Pathogenese der Long- bzw. Post-COVID-Erkrankung kamen aus der Radiologie. Im Frühjahr 2020, kurz nach Beginn der Pandemie, häuften sich weltweit Berichte über Pulmonalarterienembolien (PAE) und gaben erste Hinweise auf Gerinnungsstörungen als Folge einer COVID-19-Erkrankung [1] [2]. Tiefe Beinvenenthrombosen, venöse Thromboembolien und Lungenarterienembolien wurden gehäuft beobachtet. Histologisch wurde eine Endotheliitis mit Mikrothromben in verschiedenen Organen wie beispielsweise im Herzen oder in der Niere beschrieben [3].

Die Definitionen von Long- bzw. Post-Covid sind entsprechend internationaler Fachgremien vielfältig. Das Britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) definiert „Long COVID“ als gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2-Infektion von 4 Wochen fortbestehen oder neu auftreten [4]. Als Post-COVID-Syndrom werden Beschwerden bezeichnet, die noch mehr als 12 Wochen nach Beginn der SARS-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können [5]. Auch die deutsche S1-Leitlinie „Long/Post-Covid“ verwendet diese zeitlich deskriptive Definition, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Post-COVID-Syndrom liegt [6]. Wir verwenden hier dementsprechend den weitergehenden Ausdruck Post-COVID.

Die Häufigkeit von Post-COVID wird in der Literatur zwischen 2–89% angegeben, wobei die Spannweite von systematischen Arbeiten bis hin zu selbstberichteten Symptomen von Patienten reicht [7] [8]. Basierend auf dem ICD-10 Diagnose-Code für „Post-Covid-19 Condition“ (PCC) wird in einer schwedischen Kohortenstudie die Häufigkeit mit 2% angegeben [9].

Eine Kausalität von Post-COVID ist derzeit nicht beweisbar, oft wird eine Ausschlussdiagnose gestellt. Das Post-COVID-Syndrom umfasst Symptomenkomplexe, die Folge einer COVID-19-Erkrankung sind, oder Erkrankungen, die simultan mit oder nach einer COVID-19-Erkrankung auftreten, oder Erkrankungen, die vorher schon bestanden und durch die COVID-19-Infektion möglicherweise verstärkt wurden. Davon abzugrenzen sind Beschwerden von Patienten, die wegen einer COVID-19-Erkrankung auf einer Intensivstation behandelt wurden und schon alleine wegen des Intensivaufenthaltes längerdauernde Symptome aufweisen [10].

Die Symptome von Post-COVID sind vielfältig, es gibt jedoch keine die Diagnose beweisenden typischen Symptome. Im Vordergrund stehen meist 4 Leitsymptome (klinische Phänotyp Cluster): Fatigue, kardiopulmonale Beschwerden wie Atemnot und Herzrasen, kognitive Defizite und Schmerzen, um die sich die anderen Symptome in der Regel gruppieren. Viele Patienten berichten von einer Zunahme der Beschwerden nach Belastung im Sinne einer Post-exertionellen Malaise (PEM) sowie über anhaltende Geruchs- und Geschmacksstörungen [11] [12] [13]. Je häufiger jemand an COVID-19 erkrankt war, umso stärker wird die Krankheitslast im Sinne von Krankenhausaufenthalten, Symptomen und Folgeerkrankungen [14].

Auch nach anderen Viruserkrankungen gibt es post-akute Infektionssyndrome (PAIS), die ähnliche Symptome aufweisen, wie sie bei Post-COVID beschrieben werden. Zum Beispiel bei Post-Ebola, Post-Dengue, Post-EBV und Post-Polio wird über Fatigue, neurokognitive Defizite oder Schmerzen berichtet. Die Symptome dauern Monate bis Jahre an, wobei die Zahl und die Ausprägung der Symptome über 1–2 Jahre deutlich abnehmen. Die ähnliche Symptomatik eröffnet die Frage, ob allen PAIS ähnliche Pathomechanismen zugrunde liegen [15] [16].

Zur Pathogenese von Post-COVID gibt es unterschiedliche Erklärungsversuche. Eine umstrittene These diskutiert die Rolle der Persistenz des SARS CoV-2 oder anderer Viren (z.B. EBV) oder deren Virusproteine, die zu protrahierten Infektionen und ggf. zu Autoimmunität führen könnten. Eine Endotheliitis und eine Hyperkoagulation könnten zu lokaler Zytokin-Dysregulation und zu Organschäden führen [17]. Auch eine Dysbiose im Mikrobiom des Darmes mit Vermehrung diverser Bakterien (z.B. Ruminococcus u.a.) wird von einigen Autoren diskutiert [18].

Durch Infektion des Endothels und durch Mikrothromben kommt es zur Aktivierung von Gerinnungsfaktoren und Zytokinen (Von-Willebrand-Faktor, ICAM1, ADAM TS13 etc.) und zur Aktivierung einer Pro- und Anti-inflammatorischen Zytokin-Kaskade, die rund um die Gefäße eine Entzündung und Gewebeschäden hervorruft [19].

In einzelnen Organen sind dann weitere Botenstoffe für organspezifische Schädigungen verantwortlich, im Gehirn bspw. wird Eotaxin (CCL-11) durch Mikroglia produziert, welches bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen wie bei kognitivem Defizit und Neurodegeneration erhöht ist [20]. In der Lunge kann es zu Folgeschäden durch Thromboembolien oder durch die Entwicklung einer Lungenfibrose kommen [21].

Eine Rolle als Auslöser der Gewebeschäden können auch Autoantikörper spielen, von ACE-Rezeptor-spezifischen Antikörpern bis zu prothrombotischen Anti-Phospholipid-Antikörpern [17]. Eine interessante Hypothese ist hier die Bildung von Neoantigenen, wenn Virusproteine an körpereigene Proteine binden und so ein neues immunologisch aktives Protein entsteht. Diese Antikörper attackieren dann körpereigene Strukturen, das könnte eine Rolle bei SARS-induziertem Diabetes mellitus spielen [22].

Sowohl die Behandlung mit antiviralem Paxlovid als auch die COVID-19-Impfungen können das Risiko von COVID-19-Infektionen und somit von Post-COVID deutlich reduzieren [23].

Bei der Auswertung der durch den ICD-10-Code (U09.9) verschlüsselten Post-COVID-Condition (PCC) in einer schwedischen Kohortenstudie mit 649071 Patienten wurde eine Reduktion von Post-COVID von 21% nach einer Impfung, von 59% nach zwei Impfungen und von 73% nach drei Impfungen beschrieben [9]. Diese Reduktion wurde in zahlreichen anderen Studien bestätigt [24].

Verschiedene Risikofaktoren für die Entstehung von Post-COVID werden diskutiert. Weibliches Geschlecht, mehr als fünf Frühsymptome, frühe Dyspnoe sowie frühere psychiatrische Erkrankungen scheinen die Erkrankung zu begünstigen [25]. Auch in unserer Post-COVID-Sprechstunde der Universitätsmedizin zeigt sich die typische Geschlechtsverteilung: 72% weiblich, 28% männlich. In einer Studie zu Post-COVID bei Kindern war der Anteil der Mädchen 56% [26].

Eine spezifische Diagnostik der Post-COVID-Erkrankung ist derzeit nicht möglich, da es keinen spezifischen Marker gibt, der das Vorliegen der Erkrankung beweist. Somit basiert die Diagnostik oft auf einer Ausschlussdiagnostik, die eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit voraussetzt. In [Tab. 1] findet sich eine Zusammenstellung der organbezogenen Diagnostik bezüglich Post-COVID-assoziierter Symptome und Komplikationen.

Tab. 1 Verschiedene Organsysteme, die von Post-COVID-19 betroffen sein können, und diagnostische Verfahren zur Erkennung von Komplikationen (Tab. basiert auf Daten aus [27]).

Betroffenes Organsystem

Diagnostische Mittel

Pulmonal

Röntgenaufnahme des Brustkorbs, Hochauflösende CT (HRCT), CT-Pulmonalis-Angiografie (CTPA), Lungenfunktionstests

Kardiovaskulär

Elektrokardiogramm (EKG), Echokardiogramm (ECHO), Kardiales MRT, Biomarker (Troponin, NT-proBNP), Stressecho

Renal (Nieren)

Serumkreatinin, Glomeruläre Filtrationsrate (GFR), Nierenultraschall, Biomarker für akute Nierenschädigung (AKI) und chronische Nierenerkrankung (CKD)

Neurologisch

Gehirn-MRT, EEG (bei Anfällen), Neurokognitive Tests für Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen

Angiologisch (Thrombose)

D-Dimer-Bestimmung, Doppler-Ultraschall für tiefe Venenthrombose (TVT), Angio-CT zur Lungenembolie, Antiphospholipid-Bestimmung

Gastrointestinal (Leber)

Leberfunktionstests, Abdominaler Ultraschall, CT/MRT der Leber

Endokrin (Diabetes)

Blutzuckermessung, HbA1c, Insulinspiegel-Tests

Muskuloskelettal

Röntgenaufnahmen, MRT bei Gelenk-/Muskelschmerzen, Knochendichtemessung (bei Osteoporose)

Als Beispiel für die radiologische Lungendiagnostik zeigt die [Abb. 1] bei einem 60-jährigen Patienten nach Covid-Pneumonie in der Primärbildgebung eine rasche Ausbildung einer ausgeprägten Post-COVID-assoziierten Lungenfibrose mit schwerer Luftnot.

Zoom
Abb. 1 60-jähriger Patient; zur Initialdiagnostik bei Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Pneumonie erfolgte eine CT in 3 mm Schichtdicke. Zur weiterführenden Beurteilung postpneumonischer interstitieller Parenchymveränderungen wurde eine hochauflösende CT in 1 mm Schichtdicke durchgeführt. a CT-Thorax nativ (3 mm Schichtdicke) mit bilateralen teilweise arkadenartigen Milchglasinfiltraten vor allem peripher/subpleural und unterfeldbetont angeordnet. b 4 Wochen später, CT-Thorax mit Kontrastmittel (1mm Schichtdicke) bei schwerer Luftnot, in den Arealen der ehemaligen Milchglasinfiltraten nun deutliche subpleurale Retikulationen sowie Traktionsbronchiektasen, zudem bei persistierenden interstitiellen Infiltraten auch verdickte Interlobulärsepten.

Die [Abb. 2] zeigt CT-Bilder eines 76-jährigen Patienten mit Covid-Pneumonie und leichtgradiger Fibrosierung im Verlauf.

Zoom
Abb. 2 76-jähriger Patient mit COVID-19-Pneumonie und leichtgradiger Fibrosierung im Verlauf: a CT-Thorax mit Kontrastmittel (1 mm Schichtdicke) in der Initialbildgebung mit bilateralen, konsolidierenden Infiltraten, peripher und arkadenartig angeordnet. b Erstes Verlaufs-CT-Thorax nativ (1 mm Schichtdicke) nach 2 Monaten mit Regredienz der Konsolidierungen. Persistierende Milchglastrübungen mit subpleuralen und parapleuralen Retikulationen. c CT-Thorax mit Kontrastmittel (1 mm Schichtdicke) 6 Monate nach der Initialbildgebung bei persistierender Dyspnoe. Weitere Regredienz der Veränderungen, nur noch feinstreifige, subpleurale Retikulationen mit angrenzenden, vereinzelten Traktionsbronchiektasen.

Als Beispiel für die radiologische Herzdiagnostik zeigt die [Abb. 3] eine COVID-19-assoziierte akute Myokarditis bei einer 36-jährigen Patientin mit nachweisbarer narbiger Veränderung im Kontroll-MRT nach 9 Monaten.

Zoom
Abb. 3 36-jährige Patientin mit Myokarditis-Verlauf nach Covid-Infektion: 1,5 Tesla MRT, Sequenzen in Kurzachse mit Zweikammerblick a T2-TIRM-Sequenz mit Ödem des Myokards vom mittventrikulären zum distalen Drittel des linken Ventrikels inferoseptal (dünner Pfeil) 14 Tage nach positivem PCR-Test. b Kontroll-MRT nach 9 Monaten, narbige Veränderung intramural am Übergang vom mittventrikulären zum distalen Drittel des linken Ventrikels inferoseptal (dicker Pfeil) in der PSMDE-Sequenz.

[Abb. 4] zeigt das Vorgehen zur diagnostischen Abklärung. Während der Corona-Pandemie wurde das RACOON-Projekt (Radiological Cooperative Network) von der Deutschen Röntgengesellschaft und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung initiiert, um eine verbesserte Vernetzung radiologischer Datenbanken zu ermöglichen. An diesem Verbundprojekt sind alle Universitätsradiologien in Deutschland beteiligt, extrauniversitäre Forschungsinstitute ergänzen die Liste der Netzwerkpartner. Dies ermöglicht große multizentrische Studien und detaillierte Bildanalysen, um die Auswirkungen von COVID-19 auf die Lunge und andere Organe auch in späteren Krankheitsstadien systematisch auswerten zu können.

Zoom
Abb. 4 Hausärztlich-allgemeinmedizinisches Vorgehen nach der AWMF-S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID.

Zur Einschätzung des Schweregrades der Post-COVID-Erkrankung wurde im Rahmen der NAPKON-POP-Kohortenstudie COVIDOM ein Klassifizierungssystem entwickelt, welches eine möglichst objektive und umfassende Beschreibung der Post-COVID-Beschwerden erlaubt, der sogenannte Post-COVID-Syndrome Score (PCS Score) [28].

In der Diagnostik und Therapie der vielfältigen Post-COVID-Symptome steht die hausärztliche Versorgung an erster Stelle. Wenn eine weiterführende Abklärung oder Therapie erforderlich ist, kann auf die Post-COVID-Ambulanzen, die inzwischen an vielen Zentren etabliert wurden, verwiesen werden. Die Einbeziehung von weiteren Fachrichtungen sollte koordiniert erfolgen.

Die Therapie der Post-COVID Erkrankung ist nicht spezifisch, sondern immer individuell und symptombezogen, entsprechend der AWMF-S1-Leitlinie [6]. Bei Fatigue und respiratorischen Beschwerden haben sich zum Beispiel Pacing-Strategien sowie Entspannungs- und Atemübungen bewährt. Leichte kognitive Defizite können mittels Ergotherapie und Hirnleistungstherapie, ggf. auch per digitaler App behandelt werden. Bei Riechstörungen gibt es Riechübungen mit definierten Düften; Schmerzen werden entsprechend der S1-Leitlinie „Chronischer nicht-tumorbedingter Schmerz“ behandelt [29]. Die Durchführung einer medizinischen Rehabilitation ist unter Berücksichtigung der individuellen Leistungsfähigkeit häufig sinnvoll [30] [31].

Die Aufklärung der Patienten über pathophysiologische Zusammenhänge kann Verständnis beim Patienten und Linderung der Beschwerden bewirken.

Auf der Plattform ClinicalTrials.gov (https://www.clinicaltrials.gov/ findet man mehr als 450 Einträge klinischer Studien, von Immunadsorption, Immunsuppression, COVID-19-Impfungen bis zu medikamentöser Therapie. Für alle diese therapeutischen Maßnahmen gilt, dass ihre Wirkung gegen Post-COVID noch nicht erwiesen ist. Die Anwendung solcher für Post-COVID in Erprobung befindlicher Medikamente außerhalb von klinischen Studien ist ein „off label use“, der nur individuell verabreicht werden darf und der nicht beworben werden sollte.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat eine Forschungsförderung für den Aufbau von Spezialambulanzen zur sektorenübergreifenden Vernetzung, Therapie- und Grundlagenforschung bewilligt. An den beiden universitären Standorten konnten erfolgreich Post-COVID-Ambulanzen etabliert und mehrere Forschungsprojekte initiiert werden. Viele nationale und internationale Projekte zu Long- und Post-COVID konnten in den vergangenen Jahren dank Förderungen durch die DFG, das BMBF sowie den gemeinsamen Bundesausschuss und der EU realisiert werden. Weiterhin erschien im März 2024 eine Förderbekanntmachung des Bundesministeriums für Gesundheit, die sich der nachhaltigen Verbesserung der Versorgung von Post-COVID-Betroffenen in Deutschland widmet.

Zusammenfassend handelt es sich bei Post-COVID um heterogene Krankheitsbilder, deren Kausalität nur sehr schwer nachzuweisen ist. Die Häufigkeit von Post-COVID variiert je nach Erhebungsmuster deutlich und wird bei Aufrechterhaltung der Herdenimmunität durch Infektionen und Impfungen voraussichtlich abnehmen. Die häufigsten Leitsymptome sind Fatigue, Atemnot, kognitive Dysfunktion und Schmerzen, die derzeit symptomatisch therapiert werden. Da es sich um ein interdisziplinär zu behandelndes Krankheitsbild handelt, ist eine gute fachübergreifende Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

Die Pathogenese ist derzeit am ehesten auf Endothelschädigungen bzw. Autoimmunität zurückzuführen. Es gibt sehr breite klinische und experimentelle Forschungsansätze, die derzeit noch relativ ungezielt nach „mehreren Nadeln im Heuhaufen“ suchen.


Interessenskonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Correspondence

Prof. Dr. Emil C. Reisinger
Dept. of Tropical Medicine and Infectious Diseases, Rostock University Medical Center
Rostock
Germany   

Publication History

Received: 18 July 2024

Accepted after revision: 31 March 2025

Article published online:
23 May 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany


Zoom
Fig. 1 60-year-old patient; a CT examination with a slice thickness of 3 mm was performed as initial diagnostic imaging due to suspicion of SARS-CoV-2 pneumonia. For further evaluation of post-pneumonia interstitial parenchymal changes, a high-resolution CT examination with a slice thickness of 1 mm was performed. a Chest CT without contrast (slice thickness: 3 mm) showing bilateral partially arcade-like ground-glass infiltrates, located primarily peripheral/subpleural and in the lower field. b 4 weeks later, chest CT with contrast (slice thickness: 1 mm) in the case of severe dyspnea; significant subpleural reticulations and traction bronchiectasis now visible in the areas of formerly present ground-glass infiltrates; thickened interlobular septa also visible in the case of persistent interstitial infiltrates.
Zoom
Fig. 2 76-year-old patient with COVID-19 pneumonia and mild fibrosis on follow-up: a Chest CT with contrast (slice thickness: 1 mm) as initial imaging showing bilateral consolidated infiltrates with a peripheral and arcade-like configuration. b Initial follow-up chest CT without contrast (slice thickness: 1 mm) after 2 months showing regression of the consolidations. Persistent ground-glass opacities with subpleural and parapleural reticulations. c Chest CT with contrast (slice thickness: 1 mm) 6 months after initial imaging in the case of persistent dyspnea. Further regression of changes, only fine bands of subpleural reticulations with isolated adjacent areas of traction bronchiectasis are still visible.
Zoom
Fig. 3 36-year-old patient with myocarditis after COVID infection: 1.5 Tesla MRI, short-axis sequences with two-chamber view; a T2-TIRM sequence showing edema of the myocardium from the midventricular to the distal third of the left ventricle in the inferoseptal segment (thin arrow) 14 days after positive PCR test. b Follow-up MRI examination after 9 months showing intramural scarring at the junction from the midventricular to the distal third of the left ventricle in the inferoseptal segment (thick arrow) in the PSMDE sequence.
Zoom
Fig. 4 Primary care/general medicine approach in accordance with the S1 guidelines of the Association of the Scientific Medical Societies in Germany regarding post-COVID/long COVID.
Zoom
Abb. 1 60-jähriger Patient; zur Initialdiagnostik bei Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Pneumonie erfolgte eine CT in 3 mm Schichtdicke. Zur weiterführenden Beurteilung postpneumonischer interstitieller Parenchymveränderungen wurde eine hochauflösende CT in 1 mm Schichtdicke durchgeführt. a CT-Thorax nativ (3 mm Schichtdicke) mit bilateralen teilweise arkadenartigen Milchglasinfiltraten vor allem peripher/subpleural und unterfeldbetont angeordnet. b 4 Wochen später, CT-Thorax mit Kontrastmittel (1mm Schichtdicke) bei schwerer Luftnot, in den Arealen der ehemaligen Milchglasinfiltraten nun deutliche subpleurale Retikulationen sowie Traktionsbronchiektasen, zudem bei persistierenden interstitiellen Infiltraten auch verdickte Interlobulärsepten.
Zoom
Abb. 2 76-jähriger Patient mit COVID-19-Pneumonie und leichtgradiger Fibrosierung im Verlauf: a CT-Thorax mit Kontrastmittel (1 mm Schichtdicke) in der Initialbildgebung mit bilateralen, konsolidierenden Infiltraten, peripher und arkadenartig angeordnet. b Erstes Verlaufs-CT-Thorax nativ (1 mm Schichtdicke) nach 2 Monaten mit Regredienz der Konsolidierungen. Persistierende Milchglastrübungen mit subpleuralen und parapleuralen Retikulationen. c CT-Thorax mit Kontrastmittel (1 mm Schichtdicke) 6 Monate nach der Initialbildgebung bei persistierender Dyspnoe. Weitere Regredienz der Veränderungen, nur noch feinstreifige, subpleurale Retikulationen mit angrenzenden, vereinzelten Traktionsbronchiektasen.
Zoom
Abb. 3 36-jährige Patientin mit Myokarditis-Verlauf nach Covid-Infektion: 1,5 Tesla MRT, Sequenzen in Kurzachse mit Zweikammerblick a T2-TIRM-Sequenz mit Ödem des Myokards vom mittventrikulären zum distalen Drittel des linken Ventrikels inferoseptal (dünner Pfeil) 14 Tage nach positivem PCR-Test. b Kontroll-MRT nach 9 Monaten, narbige Veränderung intramural am Übergang vom mittventrikulären zum distalen Drittel des linken Ventrikels inferoseptal (dicker Pfeil) in der PSMDE-Sequenz.
Zoom
Abb. 4 Hausärztlich-allgemeinmedizinisches Vorgehen nach der AWMF-S1-Leitlinie Post-COVID/Long-COVID.