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DOI: 10.1055/a-2556-3929
Verschluckt und ratlos



Wir alle schlucken hunderte Male am Tag – ohne darüber nachzudenken. Erst, wenn wir uns verschlucken, kommt das Thema vielleicht in unser Bewusstsein. Die Autoren wollen mit diesem Ratgeber-Sachbuch das Wissen über „die Volkskrankheit“ Schluckstörungen in einer alternden Gesellschaft (mehr als 5 Millionen Betroffene in Deutschland) bekannter machen.
Wir begleiten den Journalisten Corrinth bei seinem Lernen über Schluckstörungen und seiner wachsenden Faszination, die seine Mitautoren bei ihm ausgelöst haben. Die Professoren Dziewas und Warnecke sind Spezialisten auf dem Gebiet der neurologischen Schluckstörungen und haben in den letzten 20 Jahren im Raum Münster und Osnabrück Dysphagie-Kompetenzzentren entwickelt. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Thema: Was sind Schluckstörungen und wie entstehen sie und Teil II: Wie werden Schluckstörungen diagnostiziert und therapiert.
Neurogen bedingte Schluckstörungen sind am häufigsten und werden durch Unterkapitel zu Morbus Parkinon, Demenz, aber auch zu MS, Muskelerkrankungen Myasthenia gravis, genauer ausgeführt. Interviews mit Experten geben Einblick in die wichtigen Bereiche der Geriatrie (u. a. Mangel- und Sondenernährung, Mundhygiene und Aspiration), der Gastroenterologie (u. a. Reflux, Säureblocker, Entzündungen und Veränderungen in der Speiseröhre wie Achalasie, Zenker-Divertikel) und der Logopädie/Patholinguistik (über Trachealkanülen bei Schluckstörungen und die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit). Betroffene und Angehörige berichten über die oft lange Suche nach der richtigen Diagnose, die vielfältigen Herausforderungen und wie notwendig es ist, Hilfe anzunehmen und mitzumachen!
Illustrationen veranschaulichen das Thema. Treffend ist die Speichelproduktion einer Woche dargestellt – ein Kasten Sprudel! Am Ende jedes Kapitels werden Kurzinfos oder Buch-Tipps zusammengefasst. Am Buchende findet sich ein Glossar, ein Inhaltsverzeichnis, ausgewählte Quellen und Links zu Webseiten.
Als Zielgruppen werden genannt: Betroffene UND medizinisches Personal, das sich „tiefergehend“ informieren will oder Material für den Fachunterricht sucht. Und hier beginnt der Spagat …
Für medizinisches Personal ermöglicht das Buch einen Einstieg und einen fachlichen Überblick. Für Laien enthält das Buch zu viele Detail-Informationen (u. a. zu seltenen Operationen, die eher Angstmachen). Begriffe wie Anamnese, sensorisch bedingt, kognitive Beeinträchtigung, Evaluation, Diagnostik-Tools, point of no return, sind medizinischem Fachpersonal geläufig, aber Laien verstehen da eher nicht so viel.
Es fehlen Ausführungen zu Kopf-Hals-Tumoren ebenso wie zur palliativen Situation. Hinweise und praktische Anleitungen zum Tablettenschlucken (Mörsern ist nicht immer das Mittel der Wahl) und eventuell Erste Hilfe-Maßnahmen bei Verschlucken wären vielleicht für die gesamte Zielgruppe eine gute Ergänzung gewesen.
Ricki Nusser-Müller-Busch, Berlin
Publication History
Article published online:
28 April 2025
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Georg Thieme Verlag KG
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