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DOI: 10.1055/a-2548-9564
Geburtserfahrung von LGBTQ-Personen

Klittmark S, Malmquist A, Karlsson G et al. When complications arise during birth: LBTQ people’s experiences of care. Midwifery 2023; 121: 103649. DOI: 10.1016/j.midw.2023.103649
Das Geburtserleben hat einen wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden. Traumatische Erfahrungen entstehen häufig im Zusammenhang mit dem Verhalten des betreuenden Gesundheitsfachpersonals (GFP). Studien zeigen, dass LGBTQ-Personen (s.u.) insgesamt häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Auch in der peripartalen Phase zeigen sich eine erhöhte Prävalenz von Angststörungen und Depressionen sowie ein gesteigertes Ausmaß an Geburtsängsten. Gleichzeitig weisen Studien darauf hin, dass LGBTQ-Personen häufiger von Komplikationen unter der Geburt betroffen sind. Eine schwedische Studie stellt das Erleben geburtshilflicher Notfallsituationen von gebärenden und nicht gebärenden LGBTQ-Personen in einen Zusammenhang mit dem Verhalten des betreuenden Gesundheitsfachpersonals (GFP).
Zwischen Januar und März 2022 führten die Forschenden mit 22 Personen semi-strukturierte Interviews durch. 12 der Teilnehmenden waren das gebärende, 10 das nicht gebärende Elternteil. 20 Interviewte waren cis Frauen und 2 non-binäre Transfrauen – davon eine gebärend und eine nicht gebärend. Die berichteten Komplikationen umfassten Notsectiones (8), postpartale Operationen (8), komplizierte Verletzungen (5), vaginal-operative Geburten (5) sowie postpartale Blutungen (4).
Der Großteil der Befragten berichtete, das Ereignis sei aufgrund des Verhaltens des Gesundheitsfachpersonals (GFP) als traumatisch erlebt worden. Für einige wenige wirkte hingegen eine positive Beziehung zum GFP protektiv. Es konnten 3 zentrale Themen extrahiert werden:
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Entwertung der LGBTQ-Familie – die Elternteile wurden nicht als gleichwertig wahrgenommen.
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respektlose Behandlung während der Geburt – negative, bestrafende oder drohende Kommentare, nicht beachtete Wünsche
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fehlende Informationen und Unterstützung – kein Raum für Emotionen, unzureichende Begleitung
Die Geburt ist ein intensiv erlebtes Ereignis und wird nicht selten als traumatisch wahrgenommen. Wenn zusätzlich Stigmatisierung, die Missachtung identitätswahrender Wünsche und Diskriminierung hinzukommen, ist es nicht verwunderlich, dass LGBTQ-Personen häufiger Angst vor der Geburt und dem Gesundheitsfachpersonal (GFP) haben als cis Frauen. Einige der interviewten Personen berichteten, dass sie den Eindruck hatten, ihre „Andersartigkeit“ stehe so sehr im Fokus, dass sie sich nicht trauten, Rückfragen zu stellen – um „nicht noch mehr zu fordern“.
Geburtshelfende sollten für die spezifischen Bedürfnisse von LGBTQIA+-Personen sowie für nicht heteronormative Familienkonzepte und eine gendersensible Sprache sensibilisiert werden – etwa im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen.
(L – lesbisch, G – schwul (gay), B – bisexuell, T – transgeschlechtlich, Q – queer oder questioning (fragend, suchend), A – asexuell oder aromantisch, I – intergeschlechtlich; das „+“ steht für weitere Identitäten und Orientierungen, die hier nicht einzeln aufgeführt sind)
Emilia Campbell
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
13. Juni 2025
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