Klin Monbl Augenheilkd
DOI: 10.1055/a-2545-1192
Übersicht

Künstliche-Intelligenz-Systeme zur Erkennung der diabetischen Retinopathie

Article in several languages: deutsch | English
Ansgar Beuse
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
Carsten Grohmann
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
Hauke M. Schadwinkel
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
Christos Skevas
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
Martin S. Spitzer
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
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Zusammenfassung

Früherkennung und rechtzeitige Behandlung können in über 90% der diabetischen Retinopathie einen schweren Sehverlust verhindern. Die deutsche Nationale Versorgungsleitlinie empfiehlt, dass Personen mit Diabetes jährliche bzw. 2-jährliche Augenuntersuchungen zur Erkennung einer behandlungsbedürftigen diabetischen Retinopathie erhalten. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, wurden KI-Algorithmen entwickelt, um DR autonom aus Fundusfotografien ohne menschliche Beurteilung zu erkennen. In den letzten Jahren haben viele KI-Algorithmen eine gute Sensitivität und Spezifität für die Erkennung einer behandlungsbedürftigen DR im Vergleich zu menschlichen Beurteilern erzielt. Bislang kommt ein KI-basiertes DR-Screening auch in Ländern mit besser entwickelter digitaler Infrastruktur als Deutschland nur in geringem Umfang zum Einsatz, denn viele Fragen wie Akzeptanz, Kosteneffektivität, Haftungsrisiken, IT-Sicherheit und die Kostenerstattung sind noch unzureichend beantwortet. In dieser Übersicht über KI-Anwendungen zum DR-Screening werden wichtige Konzepte in der Entwicklung und aktuell zugelassene KI-Algorithmen vorgestellt, die im Vergleich mit menschlichen Bewertern validiert worden sind.

Fazitbox
  • Bei richtiger Anwendung kann ein KI-basiertes Screening-Tool dazu beitragen, unnötige medizinische Untersuchungen zu reduzieren und die Verfügbarkeit medizinischer Versorgung auf die Patienten zu konzentrieren, die sie am dringendsten benötigen.

  • Die ordnungsgemäße Implementierung von KI-basiertem DR-Screening stellt vielerorts noch eine technische und logistische Herausforderung dar, hat jedoch enormes Potenzial, die Sehfähigkeit vieler Menschen zu erhalten. Die mangelnde Transparenz hinsichtlich der Entscheidungsfindung von KI-Modellen stellt jedoch eine essenzielle Limitation für deren praktische Nutzung dar.

  • KI-Modelle können vielseitig eingesetzt werden und bieten insbesondere in Regionen mit einem Mangel an Fachärzten wertvolle Unterstützung zur Etablierung möglicher Triage-Systeme, um die Patientenversorgung zu strukturieren. Die Augenheilkunde als Disziplin mit einem starken Fokus auf optische Verfahren und stetiger Weiterentwicklung nicht invasiver Bildgebungstechniken bietet zahlreiche potenzielle Anwendungsbereiche für automatische oder semiautomatische KI-Modelle.

Conclusion Box
  • When used properly, an AI-based screening tool can help reduce unneeded medical examinations and focus health care on the patients who need it most urgently.

  • Implementing AI-based DR screening properly is still a technical and logistical challenge in many places, but it has huge potential to sustain the eyesight of many people. However, the lack of transparency in AI modelsʼ decision-making process represents a significant limitation for their practical use.

  • AI models can be used in a variety of ways and offer valuable support for establishing possible triage systems to structure patient care, especially in regions with a shortage of specialists. Ophthalmology, a field with a strong focus on optic procedures and continuous development of non-invasive imaging techniques, offers numerous potential applications for automated or semi-automated AI modelling.



Publication History

Received: 06 October 2024

Accepted: 12 February 2025

Article published online:
02 June 2025

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