CC BY-NC-ND 4.0 · Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2536-3208
Originalarbeit

Entwicklung der COVID-19 Sterblichkeit in der Langzeitpflege im Verlauf der Pandemie in Deutschland

The number of deaths from COVID-19 in long-term care during the pandemic in Germany
Benedikt Preuß
1   SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen, Germany
,
Rolf Müller
1   SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen, Germany
,
Heinz Rothgang
1   SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Universität Bremen, Bremen, Germany
2   Wissenschaftsschwerpunkt Gesundheitswissenschaften, Universität Bremen, Bremen, Germany
3   Steering Committee, Leibniz Wissenschaftscampus Digital Public Health Bremen, Bremen, Germany
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung

Die Betroffenheit Pflegebedürftiger durch die COVID-19-Pandemie insbesondere in Hinblick auf die Mortalität wurde bereits früh beschrieben. Ziel des vorliegenden Artikels war es, die Anzahl der COVID-19-Todesfälle unter Pflegebedürftigen abzuschätzen und dabei zwischen unterschiedlichen Versorgungssituationen zu differenzieren. Zusätzlich wurde der Einfluss von Schutzmaßnahmen sowie die Entwicklung des Risikos durch COVID-19 zu Versterben von Pflegebedürftigen und Nicht-Pflegebedürftigen gegenübergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass ca. 80% aller COVID-19-Todesfälle in Deutschland bei Pflegebedürftigen und fast die Hälfte aller Todesfälle bei Pflegeheimbewohner:innen aufgetreten sind. Das Risiko an COVID-19 zu versterben ist für Pflegebedürftige im Vergleich zu Nicht-Pflegebedürftigen im Zuge der priorisierten Impfung zunächst zurückgegangen, im Jahr 2022 aber wieder deutlich angestiegen.


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Abstract

The impact of COVID-19 on long-term care, and particularly on mortality, has been described early on. The aim of the present article was to estimate the number of COVID-19 deaths among care recipients while distinguishing between different care situations. Additionally, the influence of protective measures and the evolution of the risk of COVID-19-related mortality among care recipients and the general population were compared. The results indicate that approximately 80% of all COVID-19 deaths in Germany occurred among care recipients, with nearly half of all deaths occurring among residents of nursing homes. The risk of COVID-19 mortality for care recipients initially decreased compared to the general population following prioritized vaccination efforts, but notably increased again in 2022.


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Einleitung

Nachdem die seit dem 30. Januar 2020 bestehende internationale Gesundheitsnotlage im Zusammenhang mit COVID-19 im Mai 2023 durch die WHO wieder aufgehoben wurde [1], hat das gesellschaftliche Leben in den meisten Ländern eine Normalität wie vor der COVID-19-Pandemie angenommen. In Deutschland ist schon zum 1. März 2023 der Großteil der öffentlichen Schutzmaßnahmen und Einschränkungen ausgelaufen [2] und im Zuge dessen hat auch die mediale Aufmerksamkeit für COVID-19 erheblich abgenommen. Schon zu Beginn der Pandemie wurde die besondere Betroffenheit Pflegebedürftiger erkannt, die vor allem auf ihre hohe Vulnerabilität aufgrund von Alter und Vorerkrankungen sowie auf das hohe Expositionsrisiko in den Pflegeeinrichtungen durch bedingte Möglichkeiten der Kontaktbeschränkungen zurückzuführen ist [3] [4]. International konnte in Folge dessen ein großes Risiko für Infektionen und schwere Krankheitsverläufe [5] [6] sowie eine hohe Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen [7] beobachtet werden. Zugleich konnte ein positiver Effekt der Maßnahmen zum Infektionsschutz in Pflegeeinrichtungen auf die Betroffenheit der Pflegebedürftigen durch die Pandemie beobachtet werden [8], wobei dieser Effekt maßgeblich vom Infektionsgeschehen in der Allgemeinbevölkerung abhängig ist [9] [10]. Da in den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) nur zu Beginn der Pandemie differenzierte Daten zur Sterblichkeit Pflegebedürftiger abgebildet wurden, wurden erste Abschätzungen zur Anzahl der Todesfälle unter Pflegebedürftigen in Deutschland durchgeführt [11] [12] [13]. Dennoch fehlt bislang eine abschließende Analyse der Sterblichkeit von Pflegebedürftigen in Zusammenhang mit COVID-19 differenziert nach Versorgungsarten in Deutschland über den gesamten Zeitraum der Pandemie.


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Zielsetzung und Fragestellungen

Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die Situation der Pflegebedürftigen in Deutschland in den Jahren 2020–2023 hinsichtlich ihrer Sterblichkeit in Zusammenhang mit COVID-19 zu analysieren. Dabei sollen folgende Fragestellungen beantwortet werden:

  • Wie hat sich die Anzahl der COVID-19-Todesfälle von Pflegebedürftigen in den Jahren 2020 bis 2023 entwickelt?

  • Kann für die Todesfälle differenziert werden, ob es sich um Todesfälle mit bzw. durch COVID-19 handelt?

  • Wie unterscheiden sich die Risiken für die Sterblichkeit durch COVID-19 von Pflegebedürftigen zu Nicht-Pflegebedürftigen und welche Unterschiede liegen zwischen den Versorgungsformen vor?

  • Welche Aussagen können zum Einfluss von Schutzmaßnahmen getroffen werden?


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Methodik

Zur Beantwortung der Fragen wurden Routinedaten der BARMER-Versicherung, die Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes (StBA) sowie Sterbezahlen des RKI verglichen und analysiert.

Definition von Todesfällen in Bezug auf COVID-19

Für die Beurteilung der pandemischen Lage und insbesondere der Sterblichkeit im Zusammenhang mit COVID-19 spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle:

  1. die Erfassung/Diagnostik der Erkrankung und

  2. die Bewertung des Zusammenhangs zwischen Erkrankung und Tod.

Für die Erfassung und Diagnostik einer COVID-19-Erkrankung wurde im April 2020 die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme, German Modification (ICD-10-GM) angepasst. Diagnosen mit Bezug zu einer COVID-19-Erkrankung sind seit dieser Aktualisierung der ICD-Klassifikation in Deutschland in verschiedenen vorläufigen Ausprägungen gegeben. Die wesentlichen Klassifikationen sind dabei die beiden Schlüssel U07.1! und U07.2!, welche eine SARS-CoV-2-Infektion mit beziehungsweise ohne Bestätigung durch einen Labortest ausweisen.

Die Feststellung des Todes wird durch länderspezifische Gesetze und Verordnungen geregelt und ist eine ärztliche Tätigkeit. Dabei wird durch die Leichenschau u. a. auch das Grundleiden und die Todesursache festgestellt. Bei letzterer handelt es sich um „Krankheiten, Verletzungen oder Vergiftungen, die den Tod unmittelbar verursacht haben“ [14]. Zudem können in Todesbescheinigungen andere wesentliche Krankheiten und Krankheitszustände angegeben werden, die zum Tod beigetragen haben, ohne im Zusammenhang mit dem Grundleiden oder der Todesursache zu stehen.

Die zu Grunde liegenden Datensätze unterscheiden sich hinsichtlich der Definition der Todesumstände. Aus diesem Grund wird im Folgenden zwischen COVID-19-Todesfällen (RKI), Todesfällen durch bzw. mit COVID-19 (StBA) und Todesfällen im Zusammenhang mit COVID-19 (BARMER) differenziert (s. [Tab. 1]). Tiefergehende Erläuterungen zu diesen Definitionen finden sich in Appendix I.

Tab. 1 Definitionen von Todesfällen in Bezug auf COVID-19

Datenquelle

RKI

StBA1

BARMER1

Bezeichnung

COVID-19-Todesfälle

Todesfälle durch COVID-19

Todesfälle mit COVID-19

Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19

Diagnostik

laborbestätigter Nachweis

Zusammenhang zwischen Erkrankung und Tod

COVID-19 als ursächliches Grundleiden

COVID-19 als Begleiterkrankung

Todesfälle, bei denen im Quartal des Todes eine COVID-19-Infektion aufgetreten ist

1 Eine Differenzierung nach laborbestätigten und klinisch-epidemiologischen Fällen ist in den Daten des StBA und der BARMER möglich. Um eine größtmögliche Vergleichbarkeit herzustellen, werden hier nur die laborbestätigten Fälle betrachtet.


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Entwicklung der relativen Risiken

Mit Hilfe der Anzahl der Pflegebedürftigen in den unterschiedlichen Versorgungsarten für jeden Monat lässt sich die Entwicklung der relativen Risiken der Sterblichkeit durch COVID-19 zwischen Personen mit unterschiedlichen Pflegeleistungen und Personen ohne Pflegebedarf darstellen. Dazu wurde das Risiko von Pflegebedürftigen durch COVID-19 zu versterben dem Risiko von Nicht-Pflegebedürftigen in der Altersgruppe 60+durch COVID-19 zu versterben gegenübergestellt.[1] Diese Altersgruppe wurde gewählt, da für die Todesfälle unter Pflegebedürftigen keine Altersgruppen vorliegen, aber bekannt ist, dass mehr als 80% aller Pflegebedürftigen und mehr als 95% aller Personen in Pflegeheimen sowie 95% der COVID-19-Todesfälle dieser Altersgruppe zuzuordnen sind [15] [16].[2]


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Ergebnisse

Sterblichkeit von Pflegebedürftigen

In [Abb. 1] ist dargestellt, ob Personen, die laut BARMER-Daten im Zusammenhang mit COVID-19 verstorben sind, im jeweiligen Quartal pflegebedürftig im Sinne des SGB XI waren oder nicht. Zudem sind für pflegebedürftige Personen unterschiedliche Leistungsarten abgebildet, die sie vor ihrem Tod bezogen haben. Die Entwicklung der Todesfälle wird für den Zeitraum von März 2020 bis Dezember 2022 dargestellt. Pflegebedürftige ohne Leistungen sowie Pflegebedürftige in Behinderteneinrichtungen stellen im Betrachtungszeitraum nur einen sehr kleinen Anteil (0% – 5%) dar und werden aus diesem Grund in einer Kategorie zusammengefasst. In jedem dargestellten Monat bilden Pflegebedürftige die Mehrheit der verstorbenen Personen ab.

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Abb. 1 Anteil der Verstorbenen im Zusammenhang mit COVID-19 differenziert nach Nicht-Pflegebedürftigen und Pflegebedürftigen verschiedener Versorgungssettings in den Jahren 2020 bis 2022. Quelle: eigene Darstellung anhand von Routinedaten der BARMER

Mit Hilfe der in [Abb. 1] dargestellten Verteilung sowie der Anzahl der Todesfälle durch und mit COVID-19 laut StBA (s. dazu auch [Tab. 1] in Appendix II) lässt sich die absolute Zahl der Todesfälle durch und mit COVID-19 differenziert für Pflegebedürftige und Nicht-Pflegebedürftige in den Jahren 2020–2022 und für die einzelnen COVID-19-Wellen[3] abschätzen. In [Abb. 2] wird diese Anzahl dargestellt. Dabei werden die Ergebnisse zum einen nach Jahren und zum anderen nach COVID-19-Wellen ausgewiesen. Insgesamt sind gemäß dieser Datenquelle in den drei Jahren 123.704 Pflegebedürftige und 37.589 Nicht-Pflegebedürftige durch und 30.791 Pflegebedürftige sowie 8.147 Nicht-Pflegebedürftige mit COVID-19 verstorben ([Abb. 2]). Die meisten Todesfälle traten jeweils in der zweiten COVID-19-Welle auf. Der Anteil der Pflegebedürftigen an allen Todesfällen durch und mit COVID-19 macht jeweils knapp 80% aus. Fast die Hälfte aller Todesfälle wird unter Pflegeheimbewohner:innen verzeichnet, jeder fünfte Todesfall bei Pflegebedürftigen, die durch Pflege- und Betreuungsdienste versorgt werden, und mehr als jeder zehnte bei Pflegegeldempfänger:innen. Für das Jahr 2023 wird eine entsprechende Abschätzung der COVID-19-Todesfälle bei Pflegebedürftigen und Nicht-Pflegebedürftigen auf Grundlage der RKI-Daten dargestellt. Da für das Jahr 2023 noch keine aktuelle Verteilung der Todesfälle wie in [Abb. 1] vorliegt, wurde dabei die durchschnittliche Verteilung der Todesfälle nach Versorgungsformen des Jahres 2022 in den BARMER-Daten genutzt. Aufgrund der hohen Impfquote, die bei Pflegebedürftigen schon Ende 2021 erreicht wurde und 2022 und 2023 unverändert blieb, ist eine Übertragbarkeit gegeben. Mehr als 15.000 der 18.644 COVID-19-Todesfälle im Jahr 2023 wurden demnach bei Pflegebedürftigen verzeichnet.

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Abb. 2 Todesfälle unter Pflegebedürftigen und Nicht-Pflegebedürftigen durch und mit COVID-19 differenziert nach Jahren, Wellen und Leistungsarten. Quelle: eigene Berechnungen und Darstellung anhand der Daten der BARMER, des StBA und des RKI; nicht dargestellt werden Todesfälle von Pflegebedürftigen ohne Leistungen und nach SGB XI und von Pflegebedürftigen in Behinderteneinrichtungen

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Entwicklung der relativen Risiken

Im Verlauf der Pandemie hat sich die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen verändert [11]. Um dies bei der Beurteilung der Situation Pflegebedürftiger hinsichtlich der Sterblichkeit zu berücksichtigen, wird in [Abb. 3] dargestellt, wie sich die relativen Risiken durch COVID-19 zu versterben von Pflegebedürftigen differenziert nach Versorgungsformen gegenüber Nicht-Pflegebedürftigen entwickelten. Ein relatives Risiko von 1 entspricht dabei einem gleich großen Risiko Pflegebedürftiger und Nicht-Pflegebedürftiger durch COVID-19 zu versterben, eine Verdoppelung des relativen Risikos entspricht einer Verdopplung des Risikos der Pflegebedürftigen gegenüber Nicht-Pflegebedürftigen. Für Empfänger:innen von Leistungen in den drei untersuchten Versorgungsformen (Pflegegeld, Pflege- und Betreuungsdienst und Pflegeheim) zeigte sich durchgängig ein höheres Risiko als für Nicht-Pflegebedürftige, wobei Personen, die formelle Pflege empfingen und insbesondere Personen in Pflegeheimen ein vielfach höheres Risiko aufwiesen als Nicht-Pflegebedürftige. Im Frühling und im Winter 2021 verringerte sich das relative Risiko durch COVID-19 zu sterben für Personen in Pflegeheimen, im Jahr 2022 war das Risiko erneut deutlich höher als bei Nicht-Pflegebedürftigen und stieg auch bei Personen, die von Pflegediensten versorgt wurden, an. Mit Ausnahme der Rückgänge im Jahr 2021 stieg das relative Risiko von Pflegeheimbewohner:innen im Vergleich zu Nicht-Pflegebedürftigen vor allem während der COVID-19-Wellen mit einer hohen Gesamtanzahl von Todesfällen an.

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Abb. 3 Entwicklung der relativen Risiken und der Todesfälle durch und mit COVID-19 insgesamt. Quelle: eigene Berechnungen und Darstellung der Daten der BARMER, des StBA und des RKI; Im Juli und August 2020 werden insgesamt nur sehr wenige (<200) Todesfälle verzeichnet. Dadurch führen schon einzelne Todesfälle zu starken Abweichungen der relativen Risiken. Da die Werte entsprechend nur eingeschränkt belastbar sind, werden sie hier nicht dargestellt. Ein ähnlicher, aber weniger stark ausgeprägter Effekt zeigt sich im Sommer 2021.

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Diskussion

Zentrale Ergebnisse der Analyse

Insgesamt machten Pflegebedürftige einen Anteil von knapp 80% aller Todesfälle durch und mit COVID-19 aus. Zwar sank dieser Anteil im Zeitraum der priorisierten Impfungen von Januar bis Mai 2021 (Erstimpfung) und der sogenannten Auffrischungsimpfung (in der Regel dritte Impfung) von September bis Dezember 2021 kurzfristig, stieg dann mit fortschreitender Impfquote in der Allgemeinbevölkerung aber wieder an. Die meisten Todesfälle unter Pflegebedürftigen wurden im Jahr 2021 verzeichnet, und auch im Jahr 2022 lag die Anzahl der Todesfälle noch deutlich über der Anzahl im Jahr 2020. Ein signifikanter Rückgang ist erst im Jahr 2023 zu beobachten. Eine besonders große Betroffenheit lag bei Bewohner:innen von Pflegeheimen vor.


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Stärken und Limitationen

Die vorliegende Analyse stellt als erste Publikation die Sterblichkeit von Pflegebedürftigen durch und mit COVID-19 in Deutschland über die gesamte Zeit der Pandemie dar. Dabei liegt mit der Verteilung der Todesfälle auf Pflegebedürftige und Nicht-Pflegebedürftige bzw. die unterschiedlichen Versorgungsformen auf Grundlage von Routinedaten der BARMER eine über Zeit stabile Datengrundlage vor, da sich bei der Erfassung methodisch keine Änderungen ergeben haben. Im Vergleich mit weiteren Publikationen zeigen sich sowohl in einer Hochrechnung basierend auf RKI-Daten als auch in Hochrechnungen von repräsentativen Studien vergleichbare Anteile der Verstorbenen unter Pflegeheimbewohner:innen [18] [19] und Klient:innen von Pflege- und Betreuungsdiensten [13] in Hinblick auf den Zeitraum bis Anfang 2021.

Darüber hinaus sind aber auch Limitationen zu benennen: Erstens liegt grundsätzlich eine Unterschätzung der absoluten Todesfälle im Kontext mit COVID-19 vor, da zwecks Vergleichbarkeit nur Fälle einbezogen wurden, für die eine laborbestätigte Diagnose vorlag. Es fehlen in der Analyse also alle Personen, für die eine klinisch-epidemiologische Diagnose vorlag und alle weiteren Fälle, bei denen gar keine Infektion festgestellt wurde, die aber durch oder mit COVID-19 verstorben sind. Hier besteht eine strukturelle Untererfassung, da asymptomatisch infizierte Personen nicht einbezogen werden [10].

Zweitens unterliegen alle drei Datenquellen (RKI, StBA und BARMER) weiteren Limitationen. Die Qualität der Todesursachenstatistik des StBA – und somit auch der Daten des RKI – ist abhängig von der Diagnosequalität in den zugrundeliegenden Todesbescheinigungen [20] [21] und somit von der individuellen Verfügbarkeit von Informationen und individuellen Entscheidungen. Inwiefern sich die Verfügbarkeit von bzw. das Durchführungsverhalten bei Labortests – insbesondere im ambulanten Setting – sowie die Bewertung von Todesursachen durch COVID-19 im Zeitverlauf verändert hat, bleibt fraglich. Darüber hinaus sind in den Daten des RKI sowohl Über- als auch Unterschätzungen möglich [15].

In den BARMER-Daten ist der zeitliche Zusammenhang zwischen Erkrankung und Todesfall weit ausgelegt. Dadurch entstehen Ungenauigkeiten bei der Erfassung der absoluten Anzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 (s. dazu [Abb. 1] [2] [3] in Appendix II). Außerdem handelt es sich trotz der in Appendix I beschriebenen Hochrechnungen der BARMER-Daten anhand von Alter, Geschlecht und Bundesland auf die Bevölkerung von Deutschland, bei der Population dieser Daten um eine selektive Stichprobe und es liegen Unterschiede zur Bevölkerung in Deutschland insbesondere in Bezug auf die Morbiditätsstruktur vor [22]. Daraus resultieren auch in Hinblick auf die Mortalität Unterschiede. In Bezug auf die Verteilung der Todesfälle auf Pflegebedürftige und Nicht-Pflegebedürftige sowie die unterschiedlichen Versorgungssettings lässt sich darüber hinaus einschränkend konstatieren, dass nicht geprüft werden kann, ob die Verteilung bis Ende 2022 trotz gleichbleibender Methodik weiterhin ein realistisches Bild abzeichnet. Hier ist denkbar, dass sich die Wahrscheinlichkeit für die Durchführung einer laborbestätigten Testung strukturell verändert, da bspw. Hochrisikogruppen bei einer insgesamt zurückgehenden Sensibilisierung für COVID-19, tendenziell eher Testungen durchführen könnten (s. dazu auch Abb. 4 in Appendix III). Entsprechend könnte es hier zu Verzerrungen in Bezug auf die Verteilung kommen. Empirisch fällt auf, dass es im Jahr 2022 zu einem leichten Anstieg des Anteils der Todesfälle von Personen, die von ambulanten Pflege- und Betreuungsdiensten versorgt werden, kommt. Dies könnte ein Hinweis auf einen solchen Effekt sein. Dennoch zeigt sich weiterhin eine weitestgehend vergleichbare Verteilung.


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Interpretation und Einordnung in den Stand der Forschung

Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der zuvor dargestellten Limitationen zu interpretieren. Die Informationen und Analysen, die in Appendix I – III dargestellt werden, zeigen, dass definitorische und empirische Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den Datenquellen bestehen. Die daraus resultierenden Niveauunterschiede können verschiedene Gründe haben (s. vorheriger Abschnitt). Demzufolge handelt es sich nicht um eine Auszählung, sondern eine möglichst präzise Abschätzung der Anzahl der Todesfälle durch und mit COVID-19 unter Pflegebedürftigen und Nicht-Pflegebedürftigen.

In der Entwicklung der Todesfälle sind die kurzfristigen Rückgänge des Anteils der Bewohner:innen in Pflegeheimen im Frühjahr und im Winter 2021 und ein entsprechender Rückgang des Risikos im Vergleich zu Nicht-Pflegebedürftigen auffällig. Darin können sich die Effekte der Impfkampagne widerspiegeln, die in Deutschland im Dezember 2020 mit priorisierten Impfungen von Personengruppen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf sowie einem hohen Expositionsrisiko startete. Zu diesen Gruppen gehörten sowohl Pflegebedürftige als auch Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen. Auch wenn die Ständige Impfkommission (STIKO) erst im Oktober 2021 eine Empfehlung für Auffrischungsimpfungen für diese Personengruppen gegeben hat [23], wurde Pflegebedürftigen und Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen bereits ab dem 1. September 2021 Auffrischungsimpfungen angeboten [2]. In Pflegeheimen hatten dadurch bereits im Oktober 2021 fast die Hälfte der Bewohner:innen ihre erste Auffrischungsimpfung erhalten [24]. Zum gleichen Zeitpunkt lag die Quote erwachsener Personen mit Auffrischungsimpfung in der Allgemeinbevölkerung in Deutschland mit Werten von ca. 10% – 20% deutlich niedriger [25]. Die Angleichung dieser Quoten erfolgte in etwa zum Jahreswechsel 2021/2022 [24] [25]. Sowohl Mitte 2021 als auch Anfang 2022 zeigen sich einerseits ein deutlicher Rückgang der Todesfälle durch und mit COVID-19 ([Abb. 3]) und andererseits ein erneuter Anstieg des Anteils der verstorbenen Pflegeheimbewohner:innen ([Abb. 1]). Dies kann jeweils mit dem Schutz durch die Impfungen/Auffrischungsimpfungen zusammenhängen, der etwas verzögert bei den Nicht-Pflegebedürftigen angekommen ist und ebenso an anderer Stelle postuliert wird [26] [27]. Mit diesem Verzögerungseffekt geht im Jahr 2022 ein erneuter Anstieg des Sterberisikos für Pflegeheimbewohner:innen einher, zugleich wurden allgemeine Schutzmaßnahmen deutlich reduziert [28]. Dennoch bleibt das relative Risiko für Pflegeheimbewohner:innen, durch COVID-19 zu versterben, im Verhältnis zum Risiko für Nicht-Pflegebedürftige unter dem Niveau der zweiten Welle (Winter 2020/2021). Dies ist angesichts der zunehmenden Immunität in der Allgemeinbevölkerung plausibel. Ein Erklärungsansatz dafür kann die Wirkung spezifischer nicht pharmazeutischer Interventionen für Pflegeeinrichtungen wie Besuchsverbote oder die Isolation von Erkrankten gewesen sein, die länger aufrechterhalten wurden als die allgemeinen Schutzmaßnahmen (bspw. die Regelungen zum Tragen von FFP2-Masken im ÖPNV) [29]. Da diese Maßnahmen weitestgehend auf Länderebene geregelt wurden, lassen sich die Einflüsse einzelner Maßnahmen auf die bundesweiten Todesfälle nicht identifizieren.

Eine Übersterblichkeit während der COVID-19-Pandemie, die besonders stark in den höheren Altersgruppen ausgeprägt war, wurde deutschland- und europaweit festgestellt [30] [31]. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Pandemie nicht nur direkten Einfluss auf die Zahl der Todesfälle durch Infektionen hatte, sondern dass es insgesamt zu einer deutlichen Übersterblichkeit in der Allgemeinbevölkerung gekommen ist [32]. Die hohe Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen in direktem Zusammenhang mit COVID-19 zeigt sich international [7] und auch in Deutschland, wo bereits für die Jahre 2020 und 2021 eine Übersterblichkeit unter Pflegebedürftigen in der stationären Langzeitpflege beschrieben wurde [27]. Darüber hinaus wurden auch indirekte negative Effekte auf Bewohner:innen von Pflegeheimen wie schlechtere medizinische Versorgung, Einsamkeit und Kontaktmangel festgestellt [3] [33].

Fazit

Die Analyse bestätigt, in welchem Ausmaß Pflegebedürftige, insbesondere in der stationären Langzeitpflege in Hinblick auf Sterblichkeit von der COVID-19-Pandemie beeinflusst wurden, und dass das erhöhte Risiko auch noch im Jahr 2022 fortbestand. Zur Beurteilung der Situation sind die Erhebung standardisierter und möglichst aktueller Daten über Sterblichkeit der am meisten betroffenen Gruppen während Pandemien und bei künftigen Notlagen sinnvoll.


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Einhaltung ethischer Richtlinien

Die Autor:innen des Artikels geben an, dass kein Interessenskonflikt besteht. Für diesen Beitrag wurden von den Autor:innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.


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Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

1 Beispielrechnung Pflegegeld: (Todesfälle durch COVID-19 unter Pflegegeldempfänger:innen/Anzahl Pflegegeldempfänger:innen zum Ende des Monats plus Todesfälle durch COVID-19 unter Pflegegeldempfänger:innen in diesem Monat)/(Todesfälle durch COVID-19 unter Nicht-Pflegebedürftigen/(Bevölkerungszahl im Alter von 60+abzüglich der Anzahl der Pflegebedürftigen sowie der Todesfälle unter Pflegebedürftigen in diesem Monat);


2 Daten zur Bevölkerung liegen nur jährlich vor. Für die Todesfälle durch COVID-19 ebenso wie für die Anzahl der Pflegebedürftigen in den unterschiedlichen Versorgungsformen kann nicht nach Alter differenziert werden. Hier kommt es entsprechend zu Ungenauigkeiten im Zähler und Nenner.


3 Zur Gliederung der dynamischen Entwicklung der COVID-19-Pandemie wird in dieser Arbeit die dritte Aktualisierung der retrospektiven Phaseneinteilung des RKI genutzt. Darin werden zur Beurteilung der pandemischen Situation unterschiedliche Parameter wie die Anzahl der Neufälle und Labortestungen, die Verbreitung anderer respiratorischer Erkrankungen, die Anzahl belegter Intensivbetten durch COVID-19, die Umsetzung infektionshygienischer Maßnahmen und die Entwicklung einzelner Varianten genutzt [17]. Die Phasen werden dabei nach Kalenderwochen aufgeteilt. Da die Todesfälle in den Daten des StBA und der BARMER nur monatsweise angegeben werden, wurden die Todesfälle in jedem Monat anteilig der Tage, die zu einer COVID-19-Welle gehören, summiert. Beispiel: Die erste COVID-19-Welle begann am 2. März 2020 in KW 10. Die Todesfälle im März 2020 wurden dieser Welle also zu 30/31 zugerechnet.


Zusätzliches Material

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Received: 19 June 2024

Accepted after revision: 06 February 2025

Article published online:
01 June 2025

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Abb. 1 Anteil der Verstorbenen im Zusammenhang mit COVID-19 differenziert nach Nicht-Pflegebedürftigen und Pflegebedürftigen verschiedener Versorgungssettings in den Jahren 2020 bis 2022. Quelle: eigene Darstellung anhand von Routinedaten der BARMER
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Abb. 2 Todesfälle unter Pflegebedürftigen und Nicht-Pflegebedürftigen durch und mit COVID-19 differenziert nach Jahren, Wellen und Leistungsarten. Quelle: eigene Berechnungen und Darstellung anhand der Daten der BARMER, des StBA und des RKI; nicht dargestellt werden Todesfälle von Pflegebedürftigen ohne Leistungen und nach SGB XI und von Pflegebedürftigen in Behinderteneinrichtungen
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Abb. 3 Entwicklung der relativen Risiken und der Todesfälle durch und mit COVID-19 insgesamt. Quelle: eigene Berechnungen und Darstellung der Daten der BARMER, des StBA und des RKI; Im Juli und August 2020 werden insgesamt nur sehr wenige (<200) Todesfälle verzeichnet. Dadurch führen schon einzelne Todesfälle zu starken Abweichungen der relativen Risiken. Da die Werte entsprechend nur eingeschränkt belastbar sind, werden sie hier nicht dargestellt. Ein ähnlicher, aber weniger stark ausgeprägter Effekt zeigt sich im Sommer 2021.