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DOI: 10.1055/a-2535-5040
Für Sie gelesen: Aktuelle Studien

Mullen S, Browne G, Hamilton G et al. Safewards: An integrative review of the literature within inpatient and forensic mental health units. International Journal of Mental Health Nursing 2022; 31 (5): 1090–1108. doi:10.1111/inm.13001
Hintergrund: Das Safewards-Modell besteht aus zehn Interventionen, um Konflikte zu vermeiden und einzudämmen und so die Sicherheit auf psychiatrischen und forensischen Stationen zu erhöhen. Das zugrundeliegende Erklärungsmodell beruht auf sechs Ursprungsfaktoren, die Einfluss auf Konflikte nehmen. Safewards ist inzwischen sehr weit verbreitet, doch bei der Umsetzung wird möglicherweise das Wissen aus aktuellen internationalen Studien nicht einbezogen. Die vorliegende Studie fasste dieses Wissen zusammen.
Methode: Es wurde eine integrative Literaturrecherche in den Datenbanken Embase, PsycInfo, Medline und CINAHL durchgeführt. Das PICO-Schema wurde als Leitfaden für die Forschungsfrage, die Ein- und Ausschlusskriterien und die Suchbegriffe genutzt. Mittels des PRISMA-Flussdiagramms konnten 19 Arbeiten in die Studie eingeschlossen werden.
Ergebnisse: Die Safewards-Schulung für Mitarbeiter*innen im Team verbessert das Wissen, das Selbstvertrauen und die Motivation, um Safewards umzusetzen. Bei der Umsetzungsstrategie scheint wichtig, dass auch informelle Führungspersönlichkeiten aus den Teams einbezogen werden und Wahlmöglichkeiten bezüglich der Implementierung von Safewards bestehen. Dies fördert gleichzeitig die Akzeptanz des Personals sowie eine grundsätzlich optimistische Haltung und Motivation gegenüber Innovationen. Bei der Umsetzungstreue besteht ein stark heterogenes Bild sowohl inhaltlich (27–95 % Umsetzungstreue) als auch im Messintervall (4-mal pro Jahr bis 2–3-mal pro Woche). Ebenso heterogen sind die Belege zur Wirksamkeit von Safewards. Die Nutzer*innenperspektive wurde nur in zwei Arbeiten besprochen.
Fazit: Bei der Umsetzung von Safewards sind Mitarbeiterschulungen, Entwicklung von Implementierungsstrategien sowie die Mitarbeiterakzeptanz wichtige Erfolgskriterien. Die Aspekte Umsetzungstreue, Wirksamkeit und insbesondere Nutzer*innenperspektive bedürfen weiterer Untersuchungen.
Michael Ziebold
Ambord N, Burr C, Zuaboni G. A Glimmer of Hope: The Impact of the Recovery College Bern on Personal Recovery, Well-Being and Self-Stigmatisation – A Mixed Methods Study. International Journal of Mental Health Nursing 2024; 34 (1): e13482. doi:10.1111/inm.13482
Hintergrund: Recovery Colleges (RC) sind Bildungseinrichtungen, die gemeinsam von Experten aus Erfahrung und Fachpersonen durch Ausbildung geführt werden. Ziel ist, Gleichberechtigung und Inklusion zu fördern und gleichzeitig Diskriminierung und (Selbst-)Stigmatisierung zu reduzieren. Die Studie untersuchte den Einfluss des Recovery Colleges Bern (RCB) auf die Aspekte persönliche Wiedergenesung, Wohlbefinden und Selbststigmatisierung.
Methode: Zum Einsatz kam das Mixed-Methods-Design mit einem quantitativen Teil (drei standardisierte Fragebögen) als Prä-Post-Evaluation (n = 92) und einem qualitativen Teil (zwei Fokusgruppeninterviews) mit jeweils zehn Teilnehmenden.
Ergebnisse: Bei allen drei Fragebögen konnten statistisch signifikante Verbesserungen durch das RCB erzielt werden, die mit persönlicher Wiedergenesung, verbessertem Wohlbefinden und weniger Selbststigmatisierung einhergehen. Die Ergebnisse stimmen mit der vorhandenen Literatur (Theriault et al., 2020; Arbor et al., 2023) überein. Die niederen bis mittleren Effektstärken (4–5 %) weisen darauf hin, dass die klinische Relevanz der Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren ist. Die Ergebnisse aus den beiden Fokusgruppen konnten die Ergebnisse aus den drei Fragebögen bestätigen.
Fazit: Dies ist die erste standardisierte Evaluation eines RC in der Schweiz. Obwohl die klinische Relevanz für den quantitativen Teil umstritten ist, wurden im qualitativen Teil die positiven Effekte des RCB bezüglich der drei gemessenen Endpunkte bestätigt.
Michael Ziebold
Publication History
Article published online:
21 May 2025
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