Suchttherapie
DOI: 10.1055/a-2535-0963
Originalarbeit

Kontrolliert stimuliert: Wer behält die Kontrolle über seinen ATS Konsum?

Identifizierung von Resilienzfaktoren unter frequenten Konsument*innen von amphetaminartigen Stimulanzien (ATS) in DeutschlandControlled stimulation: Who maintains control over their ATS use? Identification of resilience factors among frequent users of amphetamine-type stimulants (ATS) in Germany
Moritz Rosenkranz
1   Centre for Interdisciplinary Addiction Research of Hamburg University (ZIS), Department of Psychiatry, University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Germany
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Zusammenfassung

Ziel der Studie

In der vorliegenden Studie wird untersucht, inwiefern Resilienz(faktoren) sowie Strategien der Risikovermeidung mit der Entwicklung eines kontrollierten ATS-Gebrauchs bei frequenten Konsumierenden in Zusammenhang stehen können.

Methodik

Quantitative, querschnittliche Erhebung mit standardisierten Fragebögen auf Tablets (CAPI). Erhebung von Konsumprävalenzen, -motiven sowie -regeln. Unkontrollierter Konsum in Form einer ATS-Abhängigkeit wurde mit Hilfe der Severity of Dependence Scale (SDS) festgestellt. Faktoren, die einen kontrollierten Konsum unterstützen (bzw. gefährden) können, wurden mittels einer logistischen Regression identifiziert.

Ergebnisse

Mehr als der Hälfte der frequenten ATS-Konsumierenden gelingt es, ein kontrolliertes ATS-Konsummuster auszubilden und keine Abhängigkeit zu entwickeln. Faktoren, die kontrollierten Konsum unterstützen können, sind ein erhöhtes Maß an Resilienz, das Befolgen von Konsumregeln, sowie der Verzicht auf ATS-Konsum an Arbeitstagen. Kritische Lebensereignisse sowie ATS-Konsum, um Stress und dysphorische Stimmungen zu bewältigen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen unkontrollierten Konsum.

Schlussfolgerung

Ein frequenter ATS-Konsum über mehrere Jahre führt nicht zwangsläufig zu einem unkontrollierten Konsum. Wenn aber Personen, die Probleme mit dem Konsum von ATS entwickelt haben, professionelle Hilfe suchen, ist es aus einer salutogenetischen Perspektive empfehlenswert, einen ressourcenorientierten Ansatz zu wählen, vorhandene Resilienz zu stärken und dabei zu unterstützen, Konsumregeln aufzustellen und einzuhalten. Diese Regeln müssen nicht zwingend auf vollständige Abstinenz abzielen. Bei Personen, die nicht völlig auf den ATS-Konsum verzichten können oder wollen, könnte eine Verbesserung ihrer Gesundheits- und Lebenssituation erreicht werden, indem ein sicherer oder schadensminimierter Konsum durch spezifische Regeln gefördert wird.

Abstract

Purpose

The present study aims to investigate the association of resilience (factors) and risk avoidance strategies with the development of controlled ATS use in frequent users.

Methods

Quantitative, cross-sectional survey with standardized questionnaires on tablets (CAPI). Assessment of consumption prevalence, motives and rules. Uncontrolled consumption in the form of ATS dependence was determined using the Severity of Dependence Scale (SDS). Factors that can support (or jeopardize) controlled consumption were identified using a logistic regression model.

Results

More than half of the frequent ATS users managed to develop a controlled ATS consumption pattern and did not develop dependence. Factors that can support controlled consumption are an increased level of resilience, following consumption rules and abstaining from ATS consumption on workdays. Critical life events and ATS use to cope with stress and dysphoric moods increase the likelihood of uncontrolled use.

Conclusion

If people who have developed problems with ATS use seek professional help, it is recommended from a salutogenetic perspective to adopt a resource-oriented approach, to strengthen existing resilience and to support them in establishing and adhering to consumption rules. These rules do not necessarily have to be aimed at complete abstinence. For people who cannot or do not want to fully abstain from ATS use, an improvement in their health and life situation could be achieved by promoting safe or harm-reduced use through specific rules.



Publication History

Article published online:
10 March 2025

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