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DOI: 10.1055/a-2531-5190
Gynäkologische Urologie: Urethralkarunkel, Urethralprolaps und Urethradivertikel

Operation der Urethralkarunkel
Steckbrief
Die Urethralkarunkel ist der häufigste Tumor der weiblichen Harnröhre und manifestiert sich fast ausschließlich nach der Menopause. Es handelt sich um eine breitbasig aufsitzende, rötliche, leicht druckdolente und polypoide Exkreszenz am unteren Rand des Meatus externus urethrae. Die Symptome sind eher unspezifisch. Die Diagnose stützt sich auf die Inspektion und letztendlich auf die histopathologische Untersuchung. Bei der operativen Behandlung empfiehlt sich eine saubere Resektion.
Synonyme
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Urethralkarunkel
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Schleimhautvorstülpung der weiblichen Harnröhre
Keywords
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Urethralkarunkel
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Karunkel
Definition
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Die Urethralkarunkel ist der häufigste Tumor der weiblichen Harnröhre und manifestiert sich fast ausschließlich nach der Menopause.
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Es handelt sich um eine breitbasig aufsitzende, rötliche, leicht druckdolente und polypoide Exkreszenz am unteren Rand des Meatus externus urethrae; nicht selten sieht man eine ähnliche Struktur bei Patientinnen mit transurethralem Dauerkatheter.
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Die Symptome sind eher unspezifisch:
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Dysurie, Dyspareunie, Pollakisurie, Hämaturie, postkoitale Blutung oder ein vulvovaginales Fremdkörpergefühl
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Die Diagnose stützt sich auf die Inspektion und letztendlich auf die histopathologische Untersuchung.
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Insgesamt 3 histologische Subtypen werden beschrieben:
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papillomatöse, angiomatöse oder stromale Karunkel (in Abhängigkeit davon, ob epitheliale, vaskuläre oder stromale Anteile das histologische Bild bestimmen)
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Bei der operativen Behandlung empfiehlt sich eine saubere Resektion.
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Eine Ligatur der Basis mit nachfolgender Nekrose kann ebenso wenig befürwortet werden, wie eine Verödung der Karunkel mit z. B. Silbernitrat (AgNO3).
Indikationen
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Eine Urethralkarunkel wird nur operativ behandelt, wenn
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diese symptomatisch ist oder
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die Diagnose eher unsicher ist und
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der Befund suspekt ist.
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Kontraindikationen
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Eine Behandlung ist nicht erforderlich, wenn der Befund klinisch eindeutig und völlig asymptomatisch ist, wie z.B. bei Dauerkatheter-Behandlung.
Anästhesie
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Vollnarkose (Larynxmaske)
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Regionalanästhesie
Aufklärung und spezielle Risiken
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postoperative narbige Meatusstenose
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beim unsicheren Befund: DD Urethrakarzinom. Aufklärung über die notwendige histologische Aufarbeitung
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Harninkontinenz (extrem selten!)
Präoperative/präinterventionelle Diagnostik
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obligat
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vaginale Inspektion
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fakultativ
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Harnröhren-Kalibrierung
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Material
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Bougie-à-boule-Set
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Diathermie-Nadel oder Einmalskalpell (Größe 15)
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kleine scharfe Wundhäkchen
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Dittel-Stifte (konischer Urethralbougie)
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Schleimhautnähte = resorbierbares Nahtmaterial:
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Copolymer aus 90 % Glycolid und 10 % L-Lactid (z. B. Novosyn quick 4–0, 5–0) oder Polyglactin (z. B. Vicryl rapide 4–0, 5–0)
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Durchführung
Vor Beginn des Eingriffs
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OP bzw. Eingriffsraum
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keine Blutkonserven erforderlich
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Markierung der zu operierenden Körperregion nicht erforderlich
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unauffälligen Urinstatus verifizieren
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Harnröhrenkalibrierung evtl. in Narkose wiederholen
Chirurgische Anatomie
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Meatus externus urethrae
Zugangswege
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gezielt am Meatus externus urethrae
Lagerung
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Steinschnittlagerung
Operationsschritte
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Lagerung
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Harnröhrensondierung und Darstellung der Karunkel
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Resektion der Karunkel
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Naht der Schleimhautränder und Einlegen eines 24-Charr.-Dauerkatheters
Harnröhrensondierung und Darstellung der Karunkel
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Durch den Dittel-Stift wird der Meatus externus ausreichend dargestellt ([Abb. 1]).


Alternativ kann ein Bougie à boule verwendet werden, sodass die Karunkel hervorluxiert werden kann.
Resektion der Karunkel
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Einstellen des Meatus externus mithilfe von kleinen scharfen Wundhäkchen.
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Vorsichtiges Fassen der Karunkel mit der Pinzette oder mit einer Allis-Klemme.
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Abtragen der Karunkel an der Basis mit der Diathermienadel oder mit dem Skalpell ([Abb. 2]).


Manchmal sind Markierungsfäden auf beiden Seiten der Karunkel hilfreich für eine bessere Übersicht.
Naht der Schleimhautränder und Einlegen eines 24-Charr.-Dauerkatheters:
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Mit blutstillenden Einzelknopfnähten wird der Schleimhautdefekt übernäht.
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Einlegen eines 24-Charr.-Dauerkatheters für 12–24 Std ([Abb. 3]).
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Einsenden des Präparats zur histopathologischen Untersuchung.


Mögliche Komplikationen
Intraoperative Komplikationen
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keine nennenswerten intraoperativen Komplikationen
Postoperative Komplikationen
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narbige Meatusstenose
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Dann ist im Verlauf eine plastische Meatotomie erforderlich.
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Eine Harninkontinenz nach umschriebener Resektion einer Urethralkarunkel ist höchst unwahrscheinlich.
OP-Bericht
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Vermerk über die histopathologische Untersuchung
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Katheter-Liegedauer angeben
Postoperatives Management
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Dauerkatheter 12–24 Stunden belassen
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Intimhygiene beachten:
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Vaginalduschen ab 1. postoperativen Tag
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kurzzeitige Antibiotikaprophylaxe perioperativ (Einmalgabe)
Publication History
Article published online:
22 July 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Quellenangaben
- 1 Spence HM, Duckett Jr JR. Diverticulum of the female urethra: Clinical aspects and presentation of a simple operation technique for cure. J Urol 1970; 104: 432-437