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DOI: 10.1055/a-2526-3746
À la Mode!

Wie bei der Damenmode und der Popmusik hat auch in der Onkologie jede Zeit ihren therapeutischen Favoriten. Ab 1995 war dies das Docetaxel, das als Taxotere in der EU zugelassen wurde. Bis heute wird Docetaxel als Standard-Chemotherapeutikum in vielen Regimen eingesetzt. Allerdings hat seine Beliebtheit im Rahmen des steigenden Verzichts auf Chemotherapien deutlich nachgelassen. Die heutigen Stars sind Immuntherapien aller Art – von PL-1/PD-L1-Hemmern über CAR-T-Zelltherapien und viele mehr.
Jetzt fehlen nur noch die GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA). Sie werden derzeit in offenbar allen Indikationen untersucht, bei denen die Patient*innen nicht schnell genug auf einen Baum klettern können. Zwischen Tumoren und metabolischen Entgleisungen gibt es in der Tat auffällige Beziehungen. GLP-1-RA ahmen das körpereigene Inkretin GLP-1 nach, senken den Blutzucker, fördern Gewichtsverlust und haben kardiovaskuläre Vorteile. Davon könnten auch Tumorpatient*innen profitieren [1]. Die Autoren einer aktuellen Studie bringen diese Beziehung auf den Punkt: „Obwohl GLP-1-RA und DPP-4-Inhibitoren auf den Inkretinweg abzielen, senken GLP-1-RA den HbA1c-Spiegel und das Körpergewicht stärker, verbessern die Beta-Zell- und die Herzfunktion sowie eine Albuminurie“ und „Diese Effekte könnten das Fortschreiten der Krebserkrankung durch Besserung der Hyperinsulinämie und von Entzündungen verlangsamen und gleichzeitig durch allgemeinere Gesundheitsverbesserungen die Gesamtmortalität senken [2].“
Bislang ist die Datenlage unübersichtlich und diskrepant. Es gibt offenbar noch keine klinisch belegte Tumorprotektion. Ungeklärt ist auch, ob von den möglichen Effekten der GLP-1-RA auch Tumorpatient*innen ohne einen Diabetes profieren würden. Und wie sieht es aus, wenn man GLP-1-RA wieder absetzt? Denn wer will schon lebenslang an heftigen Magen-Darm-Störungen leiden? Dann müsste man nicht nach Wegen suchen, um auf Docetaxel verzichten zu können. Prospektive Studien sind nötig, um Nutzen und Risiken beurteilen zu können.
Was können wir unseren Patient*innen sagen? Lassen wir hierzu doch auch die KI zu Wort kommen, auch wenn deren Glaubwürdigkeit noch diskutabel ist. GPT-5 schlägt als Merksätze vor: „GLP-1-Rezeptoragonisten sind aktuell onkologisch unauffällig, bringen aber metabolische Vorteile – wir behalten gemeinsam Ihre Gesundheit im Blick“ und „Bisher zeigen große Studien keine Erhöhung des Krebsrisikos. Wir überwachen trotzdem Ihre Gesundheit engmaschig und passen die Therapie bei neuen Erkenntnissen an.“
Würden Sie das auch so formulieren?
Dr. Alexander Kretzschmar, München
Publication History
Article published online:
02 September 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Bondi F. et al. J Clin Med 2025; 14: 2705
- 2 Radwan RM. et al. JAMA Netw Open 2025; 8: e2521887