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DOI: 10.1055/a-2526-3520
Onkologische Welt

Künftig unverzichtbar – Liquid Biopsy und Fragmentomics
Zurzeit gibt es auf onkologischen Fachkongressen garantiert ein Stichwort, das zu den am meisten diskutierten Tagungsthemen gehört: Liquid Biopsy. Die ctDNA-Analyse ist ein hochsensitiver Biomarker – von der Früherkennung über die Therapieüberwachung bis zur Prognoseeinschätzung. Doch neben dem Begriff „Liquid Biopsy“ findet man immer öfter auch das Stichwort „Fragmentomics“. Wird hier bereits der Nachfolger der Liquid-Biopsy angekündig?
Die Begriffe Liquid-Biopsy und Fragmentomics hängen zwar eng zusammen, bezeichnen aber unterschiedliche Konzepte der molekularen Diagnostik. Man kann Fragmentomics auch als Teilbereich oder Erweiterung der Liquid Biopsy ansehen, um deren Aussagekraft zu erhöhen. Die Analyse der zellfreien DNA (cfDNA) ermöglicht ohne invasive Eingriffe die frühe Tumorerkennung. In sehr frühen Stadien ist die Menge an ctDNA oft extrem gering – die Detektion erfordert hochpräzise Technologien. Fragmentomics kann helfen, die Wirksamkeit einer Therapie noch besser zu überwachen und ein Wiederauftreten (MRD; Minimale Resterkrankung) frühzeitig zu erkennen [1].
Vom Einzel-Biomarker zur Multi-Cancer Early Detection
Ein visionäres Projekt ist die Entwicklung eines Biomarker-Assays für eine breite Palette von Malignomen. Derartige Multi-Cancer Early Detection-Tests (MCEDs) lassen inzwischen Rückschlüsse auf mehr als 50 unterschiedliche Tumoren und den Ort ihrer Entstehung zu, darunter viele seltene Tumorarten. Man stelle sich vor: Ein einziger kostengünstiger Bluttest, der Biomarker für viele verschiedene Krebsarten gleichzeitig erkennen kann – oft noch bevor Symptome auftreten, ganz ohne Gewebeentnahme. In Zukunft könnten sie klassische Biopsien in vielen Bereichen ergänzen oder ablösen – besonders bei der Früherkennung und Verlaufskontrolle. Ein derartiger MCED hätte das Potenzial, die Tumordiagnostik grundlegend zu verändern [2].
Alles nur Science (sic!) Fiction? Nein, die Zukunft hat bereits begonnen. In den USA arbeiten mehrere Firmen an Fragmentomics-basierten Tests zur Tumor-Früherkennung und bioinformatorischen Tools zur Fragmentanalyse. In Deutschland wird das Projekt „Fragmentomics by Liqomics“ der Liqomics GmbH vom Land NRW finanziell gefördert und nutzt Machine Learning, um die Sensitivität der Tumordiagnostik zu verbessern [3]. In den USA hat der Galleri-Test von der Zulassungsbehörde FDA den Status einer „Breakthrough Device Designation“ erhalten. Und der Shield-Test, der kürzlich in den USA zur Darmkrebsvorsorge zugelassen wurde, kombiniert Fragmentomics mit DNA-Methylierung und Mutationsanalyse.
Dr. Alexander Kretzschmar, München
Publication History
Article published online:
01 August 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Brum DC. et al. Nat Rev Cancer 2025; 25: 341-358
- 2 Bao H. et al. Nat Med 27.05.2025; Online ahead of print
- 3 Fragmentomics by Liqomics – Tumordiagnostik in Flüssigbiopsien verbessern. ZUKUNFT-BIO.nrw