Aktuelle Urol 2025; 56(05): 388-389
DOI: 10.1055/a-2517-3489
Editorial

Benigne Prostatahyperplasie

Benedikt Becker
1   Abteilung für Urologie, Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg, Germany (Ringgold ID: RIN38169)
2   Abteilung für Urologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Lübeck, Germany (Ringgold ID: RIN54360)
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wenn Männer häufiger auf die Toilette müssen als ihre Kinder, dann ist das nicht immer familiär bedingt, sondern meistens urologisch relevant. Die benigne Prostatahyperplasie gehört zu den am häufigsten behandelten urologischen Diagnosen – und ist zugleich ein Paradebeispiel für die Gratwanderung zwischen bewährter Standardtherapie und technologischem Fortschritt (der leider nicht immer in die richtige Richtung geht).

Aus Sicht eines leidenschaftlichen Endourologen ist es ausdrücklich zu begrüßen, dass die operative Desobstruktion der Prostata bislang nicht in das System der Hybrid-DRG überführt wurde. Während seit 2024 zahlreiche endourologische Eingriffe (und weitere) dieser neuen Vergütungslogik unterliegen – mit einer Tendenz zur ambulanten oder verkürzten stationären Durchführung – bleibt die Prostatachirurgie hiervon glücklicherweise verschont. Und das aus gutem Grund: Es gibt Operationen, bei denen eine stationäre Verweildauer von zwei Nächten nicht Ausdruck ineffizienter Ressourcenbindung, sondern klinisch gebotener Sorgfalt ist.

In Zeiten, in denen der medizinische Fortschritt rapide voranschreitet, dürfen ökonomische Steuerungsmechanismen nicht zur pauschalen Verkürzung von Behandlungsqualität führen. Gerade im sensiblen Bereich der funktionellen Urologie sollte die Entscheidung über die Aufenthaltsdauer weiterhin primär medizinisch motiviert bleiben.

Mit diesem Sonderheft möchten wir Ihnen eine Auswahl aktueller Arbeiten präsentieren, die die Vielfalt des Themas eindrucksvoll unter Beweis stellt – von chirurgischen Neuentwicklungen über Versorgungsanalysen bis hin zu digitalen Lösungsansätzen. Den Auftakt darf ich selbst machen – mit einem Ex-vivo-Vergleich zweier Morcellatoren: einer Neuentwicklung („activeCut“) gegenüber dem etablierten Piranha. Die Ergebnisse zeigen eine höhere Effizienz – doch das letzte Wort wird die klinische Praxis sprechen müssen. Herr Olbert wirft in seiner Arbeit zur geriatrischen Versorgung einen wichtigen Blick auf eine Patientengruppe, die im klinischen Alltag häufig unterrepräsentiert ist – obwohl gerade hier eine strukturierte, urologisch mitbetreute Therapie besonders sinnvoll sein kann. Mit einem neuen Zugang zu altbekannten Symptomen überzeugt die Arbeit von Frau Schönburg, die das Potenzial einer verhaltensmodifizierenden App zur Behandlung von LUTS untersucht – ein vielversprechender digitaler Ansatz für die konservative Therapie. Herr Rosenbaum analysiert in einem Review die operative Behandlung der Blasenhalskontraktur – eine Komplikation, die auch in Zeiten hochmoderner Lasersysteme keineswegs an klinischer Relevanz verloren hat, obgleich ihre Inzidenz durch technische Innovationen zunehmend abnimmt. Frau Hook legt eine umfangreiche prospektive Analyse zur AEEP vor. Sie beleuchtet Re-Operationen, Inkontinenz und Komplikationen im Langzeitverlauf – und stärkt damit die Evidenzlage zur Sicherheit dieses Verfahrens. Abgerundet wird das Heft durch Herrn Hartung, der sich der Frage widmet, ob die robotische Enukleation einen Stellenwert neben der Laserenukleation bei großen Prostatavolumina hat.

Dieses Sonderheft zeigt eindrucksvoll, dass die BPH kein statisches Krankheitsbild, sondern ein dynamisches Feld zwischen Altbewährtem und Innovation ist. Ich hoffe, Ihnen damit sowohl Impulse für die Praxis als auch Denkanstöße für Forschung und Versorgung geben zu können.

Mit kollegialen Grüßen,
PD Dr. med. Benedikt Becker



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. August 2025

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