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DOI: 10.1055/a-2517-3269
High-Risk-Urothelkarzinomen

diese Ausgabe der Aktuellen Urologie widmet sich der anspruchsvollen und hochrelevanten Frage: Wie gehen wir heute mit High-Risk-Urothelkarzinomen um? Drei exzellente Beiträge bieten dazu unterschiedliche, aber komplementäre Perspektiven – und machen deutlich: Die Zukunft der Uroonkologie ist differenziert, personalisiert und interdisziplinär.
Den Auftakt macht die Arbeit von Ma und Zengerling zur Therapie des High-Risk-Urothelkarzinoms des oberen Harntrakts (UTUC). Ihre Übersichtsarbeit beleuchtet eine Entität, die häufig im Schatten des Blasenkarzinoms steht – und das, obwohl sie in bis zu 10% aller Urothelkarzinome auftritt und eine schlechte Prognose mit sich bringt. Ihre Analyse zeigt deutlich: Eine radikale Nephroureterektomie mag der chirurgische Standard sein, doch sie führt oft zu einer postoperativen Niereninsuffizienz – und damit zum Verlust systemischer Therapieoptionen. Die Autoren stellen deshalb mit Nachdruck die Bedeutung der neoadjuvanten Chemotherapie heraus – ein Punkt, der in der Praxis noch zu selten realisiert wird, obwohl ein pathologisches Downstaging in Studien ermutigend ausfallen.
Auch die adjuvante Therapie rückt in den Fokus: Die Evidenz der POUT-Studie spricht eine klare Sprache – das krankheitsfreie Überleben lässt sich durch platinbasierte Chemotherapie signifikant verbessern. Interessanterweise zeigen sich dagegen bei adjuvanter Immuntherapie keine überzeugenden Effekte in der UTUC-Kohorte – ein wichtiger Hinweis darauf, dass Daten aus der Harnblase nicht einfach übertragbar sind.
Im zweiten Beitrag diskutieren Hahn und Kollegen die Optionen des Blasenerhalts beim muskelinvasiven Urothelkarzinom – ein Thema, das international häufig diskutiert wird. Die Autoren machen deutlich: Die trimodale Therapie – bestehend aus TUR-B, Radiatio und Chemotherapie – ist kein „Kompromiss für Inoperable“, sondern eine Alternative für ausgewählte Patientenkollektive. Der Erfolg hängt dabei wesentlich von der Qualität der initialen TUR-B und der sorgfältigen Patientenauswahl ab: unifokal, keine Hydronephrose, kein begleitendes Carcinoma in situ. Klar wird: Die Komplexität ist hoch, die Studienlage heterogen – aber das Potenzial ist da. Die trimodale Therapie verdient mehr Beachtung, auch weil sie Lebensqualität und Funktionalität erhalten kann, ohne onkologische Prinzipien zu opfern.
Abgerundet wird die Ausgabe durch eine pathologische Perspektive: Klümper, Kalogirou und Eckstein analysieren das muskelinvasive und metastasierte Urothelkarzinom aus Sicht der Pathologie. Ihre Arbeit zeigt, dass die Zukunft der Therapie zunehmend molekularpathologisch getrieben sein wird. Die neue WHO-Klassifikation differenziert zwischen Subtypenhistologien, die mit spezifischen genetischen und immunologischen Merkmalen einhergehen – und damit neue Therapieoptionen eröffnen. PD-L1-Expression, FGFR3-Mutationen oder HER2-Amplifikationen sind keine abstrakten Marker mehr, sondern werden realitätsnahe Entscheidungskriterien in molekularen Tumorboards.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Autoren nicht nur morphologisch, sondern auch immunologisch und molekular differenzieren – eine Sichtweise, die in der täglichen Praxis oft noch unterrepräsentiert ist. Gerade im metastasierten Setting wird diese Präzision künftig über die Lebenszeit und Lebensqualität unserer Patienten entscheiden.
Ich danke den Autoren dieser Ausgabe herzlich – sie haben mit ihren Beiträgen nicht nur den aktuellen Stand zusammengefasst, sondern Orientierung in einem hochkomplexen Feld gegeben. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine inspirierende Lektüre, kritische Reflexion – und Mut zur Differenzierung.
Herzlich
Hubert Kübler
Herausgeber, Aktuelle Urologie
Publication History
Article published online:
22 July 2025
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