Heilpflanzen 2025; 05(02): 1
DOI: 10.1055/a-2513-6223
Editorial

„ Wir leben Heilpflanzen! “

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Christian Böser

Wie erging es Ihnen, als Sie zum ersten Mal Blüten im Salat auf dem Teller vor sich sahen? Ich dachte, meine Freundin habe die Salatschüssel versehentlich unter einen Blumenstrauß gestellt und die Blüten seien unbeabsichtigt auf den Salat gefallen. Als höflicher Mensch ging ich schweigend über das ihr sicher peinliche Missgeschick hinweg und sortierte die Blüten aus – was meiner Freundin sehr missfiel, weil ich ihre florale Dekoration nicht zu würdigen wusste, die zudem essbar und auch sehr gesund sei, wie ich sogleich belehrt wurde. Peinlich berührt probierte ich eine der Blüten – und noch eine, und auch eine dritte, und es schmeckte gar nicht schlecht. Insbesondere vom leicht scharfen und würzigen Geschmack der Kapuzinerkresse-Blüte war ich wirklich angetan.

In dieser Ausgabe der Heilpflanzen dreht sich alles um die Blüten. Neben der Blüte der Kapuzinerkresse stellt Ihnen Henrike März einige weitere vor, die man über einen Salat streuen und auch anderweitig genießen kann. Überrascht hat mich, dass es eine essbare Begonien-Sorte gibt (S. 66).

Die Blüten der Duftrosen sind für mich der Inbegriff der Blüte. Darunter gibt es auch einige, die man seit der Antike in der Naturheilkunde einsetzt oder als Kosmetika nutzt, und die auch essbar sind. Rudi Beiser porträtiert sie, ordnet sie kulturell und historisch ein und teilt seine Lieblingsrezepturen mit Rosenblüten (S. 4).

Auch andere Blüten haben ihren Platz in der Naturheilkunde gefunden, unter anderem die der Königskerzen, wie Sebastian Vigl, Cornelia Stern und Anna Koppold zeigen (S. 2). Oder die Blüten des Schmalblättrigen Lavendels, der zur Behandlung der Angst eingesetzt wird. Eva Schmid stellt ein Therapiekonzept vor, in dem Lavendelblüten ein wichtiger Bestandteil sind (S. 24). Sebastian Vigl erklärt in einer Grafik das angstlösende Wirkprinzip des im Schmalblättrigen Lavendel enthaltenen Linalools (S. 30).

Tiere begegnen Blüten wie auch Kräutern oft mit Skepsis, insbesondere wenn sie Alles- oder Fleischfresser sind. Doch es gibt Möglichkeiten, sie daran zu gewöhnen und ihnen somit auch die wirksamen Inhaltsstoffe zugutekommen zu lassen. Wie es gelingen kann, schildert Dr. vet. med. Cäcilia Brendieck-Worm (S. 40).

Ätherische Blütenöle bilden in vielen betörenden Parfüms die Herznote. Ihre emotional starke Wirkung macht sie auch in zahlreichen Einreibungen zu therapeutisch hochwirksamen Inhaltsstoffen. Anusati Thumm stellt Ihnen einige solcher Öle zusammen mit passenden Mischungen vor (S. 44).

Es sind die ungeöffneten Blüten der Arznei-Magnolie, die neben der Rinde in den Monografien als Arzneidrogen anerkannt sind. Obwohl es viele Studien aus der Grundlagenforschung zu dieser Heilpflanze gibt, wird sie bei uns dennoch wenig eingesetzt. Ganz im Gegenteil zur TCM, in diesem Therapiesystem hat sie einen hohen Stellenwert. Martin Zwiesele erklärt Ihnen, warum diese Pflanze auch für uns ein Gewinn ist (S. 50).

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Zubereiten und Anwenden!

Ihr
Christian Böser
Redakteur Heilpflanzen



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Article published online:
13 June 2025

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