Kinder- und Jugendmedizin 2025; 25(04): 210-215
DOI: 10.1055/a-2504-5601
Schwerpunkt

Psychische Komorbiditäten bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus

Comorbid mental disorders in children and adolescents with diabetes
Angela Galler
Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt Universität zu Berlin, Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Pädiatrische Diabetologie, Berlin
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Zusammenfassung

Psychologische Auffälligkeiten und psychische Störungen treten bei Kindern und insbesondere bei Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 etwa 2-mal so oft im Vergleich zu Gleichaltrigen auf. Häufige psychische Komorbiditäten sind Essstörungen (Bulimia nervosa und sonstige Essstörungen), depressive Störungen und Angststörungen. Auch gestörtes Essverhalten, das definitionsgemäß noch nicht die Diagnosekriterien einer Essstörung erfüllt, ist vermehrt bei Diabetes mellitus Typ 1 anzutreffen. Insulin-Purging – also die absichtliche Reduktion des Insulins mit dem Ziel der Gewichtsabnahme – wird vor allem bei Mädchen und jungen Frauen mit Diabetes mellitus Typ 1 beobachtet. Bei einer unzureichenden Stoffwechsellage (d. h. bei hohen Werten für Hämoglobin A1c (HbA1c)) oder bei akuten Komplikationen, wie einer diabetischen Ketoazidose, muss immer an eine psychische Komorbidität gedacht werden. Auch bei Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 2 sind psychische Störungen häufiger als bei Gleichaltrigen ohne chronische Erkrankung: Ähnlich wie bei Diabetes mellitus Typ 1 treten vor allem Essstörungen (Bulimia nervosa und Binge-Eating-Störungen) sowie depressive Störungen auf.

Abstract

Mental disorders are twice as common in children and adolescents with type 1 diabetes compared to peers without diabetes. Eating disorders (bulimia and other specified eating disorders), depression and anxiety disorders are the most frequent psychiatric comorbidities. Disordered eating behaviours, i. e. eating behaviour not fulfilling all criteria of an eating disorder, are also more common in type 1 diabetes. Insulin purging (intentional insulin omission or underdosing in order to lose weight) is mainly observed in girls and women with type 1 diabetes. Psychological assessment is necessary in youth with suboptimal glycemic control (e. g. high levels of hemoglobin A1c (HbA1c)) or with recurrent episodes of diabetic ketoacidosis due to the possibility of an underlying psychiatric disorder. Mental disorders are also more prevalent in adolescents with type 2 diabetes compared to peers without chronic disease. Again, eating disorders (bulimia and binge-eating disorders) and depression are seen frequently.



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Artikel online veröffentlicht:
12. August 2025

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