Kinder- und Jugendmedizin 2025; 25(04): 199
DOI: 10.1055/a-2504-5504
Editorial

Diabetes on the move

Beate Karges
Aachen
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Diabetes on the move

Liebe Leserinnen und Leser,

Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter ist in vielerlei Hinsicht in Bewegung. Eine gute Nachricht ist, dass die Therapie des Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) in den letzten Jahren effektiver und sicherer geworden ist, dank kontinuierlicher Glukosemessung und automatisierter Insulinabgabesysteme, wie Prof. Dr. Reinhard W. Holl, Ulm, et al. in ihrem Beitrag dieses Themenheftes zeigen. So konnten gleichzeitig eine bessere Glukosekontrolle (steigender Anteil von Patienten mit HbA1c im Zielbereich < 7 % von 24 % auf über 40 %) und ein Rückgang schwerer Hypoglykämien mit Fremdhilfe (von 15 % auf 3 %) erreicht werden. Jedoch sind psychische Komorbiditäten häufig, die Probleme bei der Diabetestherapie verursachen können, wie PD Dr. Angela Galler, Berlin, in ihrer Arbeit darlegt. Um sie zu erkennen, werden zunehmend Screening-Fragebögen eingesetzt; oft helfen psychologische oder psychiatrische Interventionen. Am Beispiel des kongenitalen Diabetes demonstrieren Dr. Dr. Alena Welters und Dr. Sebastian Kummer, Düsseldorf, in ihrem Artikel, wie monogene Diabetesformen (früher: MODY) identifiziert werden. Diese Diabetesformen sind zwar selten, aber die korrekte Diagnose ermöglicht die Option einer zielgerichteten oralen medikamentösen Therapie. Hierzu wurde aktuell ein Referenznetzwerk etabliert.

Warum die Inzidenz für T1DM pro Jahr um 2,8 % steigt, wie Dr. rer. nat. Anna Stahl-Pehe, Düsseldorf, et al. in ihrem Beitrag ausführen, ist ungeklärt. Der T1DM ist inzwischen mit 1:400 die häufigste Stoffwechselerkrankung. Umso wichtiger ist es, diese Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und Ketoazidosen zu verhindern, wie Prof. Dr. Clemens Kamrath, Freiburg, et al. in ihrem Artikel hervorheben. Ketoazidosen treten in 20–30 % der Diabetesmanifestationen unvermindert häufig auf und können durch Aufklärung und Awareness reduziert werden, wie z. B. in der Stuttgarter Präventionskampagne gezeigt wurde. Besorgniserregend ist die Zunahme von Adipositas und Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) durch die mit ihnen verbundenen Folgeerkrankungen, wie Dr. André Christian Reinhold Barth und Prof. Dr. Thomas Reinehr, Datteln, in ihrer Arbeit zeigen. Dieser Entwicklung ist nicht nur mit neuen Medikamenten, sondern vor allem mit dem großen Potenzial von Lebensstilinterventionen zu begegnen.

Eine enge Zusammenarbeit von niedergelassenen Kinderärzten, Kinderkliniken und Forschungszentren ist nicht nur wichtig, sondern in Deutschland bereits Realität, wie das Beispiel von DPV zeigt, einer Initiative, die nahezu flächendeckend die Diabetestherapie und deren Ergebnisse dokumentiert. Auf diese Weise können praxisrelevante Bewegungen erfasst werden und neue klinische und wissenschaftliche Fragen bearbeitet werden.

Mit großem Dank an alle Autorinnen und Autoren, die zu dieser Ausgabe beigetragen haben und die beleuchten, was die Kinder-Diabetologie bewegt, wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Prof. Dr. med. Beate Karges, Aachen

Gastschriftleiterin



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Article published online:
12 August 2025

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