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DOI: 10.1055/a-2490-6896
Effekte von Genesungsbegleitung in der Psychiatrischen Versorgung: Ein Systematischer Review of Reviews
Effects of Peer Support Work in Psychiatry: A Systematic Literature Review of Reviews- Zusammenfassung
- Abstract
- Einleitung
- Methoden
- Ergebnisse
- Diskussion
- Methodische Limitationen
- Konsequenzen für Klinik und Praxis
- Literatur
Zusammenfassung
Ziel Der vorliegende systematische Literaturreview fasst Überblicksarbeiten zu Effekten von Genesungsbegleitung in formalen klinischen psychiatrischen Settings zusammen, um so ein umfassendes Bild über den aktuellen Stand der Evidenz zu erhalten.
Methode Suche in fünf elektronischen Datenbanken nach relevanten Überblicksarbeiten zu Effekten von Genesungsbegleitung im psychiatrischen Setting. Die Datenbanksuche wurde durch eine Handsuche ergänzt.
Ergebnisse 16 Reviews wurden gefunden. Diese betrachten vorrangig klinische und psychosoziale Outcomes. Keine konsistenten Effekte werden im Zusammenhang mit klinischen Outcomes berichtet. Eine geringe positive Tendenz zeichnet sich für die psychosozialen Outcomes ab.
Schlussfolgerung Die Autor*innen der Reviews beklagten durchgehend die geringe Qualität der Ausgangsstudien. Daher können die vorliegenden Ergebnisse eher als vorläufige Tendenz interpretiert werden. Weitere Studien sind nötig, um die Wirkung von Genesungsbegleitung differenzierter betrachten zu können.
Abstract
Objective The current systematic review summarizes reviews on effects of formalized peer support work in clinical psychiatric settings in order to obtain an up-to-date picture of the current state of evidence.
Methods Search in five electronic databases for relevant literature reviews regarding effects of peer support work in psychiatric settings. Database searches were complemented by a hand search.
Results 16 reviews were found. They evaluate effects of peer support on clinical or psychosocial outcomes. No consistent effects are found for clinical outcomes. Small positive tendencies occur for psychosocial outcomes.
Conclusions The authors of the reviews consistently mentioned the low quality of the primary studies. Therefore, the present results can rather be interpreted as a preliminary tendency. Further studies are necessary for evaluation of peer support in a more differentiated way.
Einleitung
Menschen mit der Diagnose einer psychischen Erkrankung nehmen bei der Nutzung medizinischer Dienste in den vergangenen Jahren eine zunehmend aktive Rolle ein. Dies betrifft sowohl die Einbindung der bzw. des Einzelnen in die eigene Behandlung als auch die Berücksichtigung der Betroffenen-Perspektive bei gesundheitspolitischen Überlegungen und in der Forschung [1]. Dies trifft auch für den Sektor der seelischen Gesundheit zu. Psychisch erkrankte Menschen und ihre Angehörigen fordern zunehmend ihre Beteiligung am Behandlungsprozess und die Behandlung als gleichberechtigte Partner*innen ein. Dazu gehören u. a. der Zugang zu Informationen und Ressourcen, die umfangreiche Darlegung möglicher Behandlungsalternativen und die finale Entscheidungsgewalt [2]. Diese Forderungen ermöglichen die Übernahme von Verantwortung für die eigene Behandlung.
Die bedeutendere Rolle von psychisch erkrankten Menschen ist auch Teil des in der Literatur beschriebenen Empowerment, welches einen wichtigen Bestandteil recovery-orientierter Behandlung ausmacht [3]. Recovery bedeutet allgemein, nach einer Erkrankung oder einem Unfall wieder in den ursprünglichen (Gesundheits-)Zustand zurückzufinden. Insbesondere für Nutzer*innen psychiatrischer Angebote wird dieser Begriff aber breiter gefasst. Er beschreibt den individuellen Prozess, trotz anhaltender Symptome ein sinnerfülltes, hoffnungsvolles und zufriedenstellendes Leben zu führen [4]. Die Rückkehr in einen symptomfreien Zustand ist nicht zwingend das oberste Ziel des Recovery-Prozesses. Vielmehr geht es darum, eigene Wege und Strategien im Umgang mit der Erkrankung zu finden und für sich eine Form des Selbstwirksamkeitserlebens und der Hoffnung (wieder) zu finden. Gegenseitige Unterstützung und Austausch unter Betroffenen ist ein wichtiger Bestandteil von Recovery [5]. Dieser Prozess kann nur durch die Betroffenen selbst geleistet werden. Gesundheitsdienste können Betroffene aber unterstützen. Das Recovery-Konzept hat in einigen Ländern bereits seit längerem Eingang in die psychiatrische Behandlung und die Gesundheitspolitik gefunden. In Europa wurden erste Prinzipien für eine recovery-orientierte Behandlung Mitte der 2000er Jahre in England publiziert [6].
Das Recovery-Konzept hat mittlerweile auch Eingang in deutschsprachige Behandlungsleitlinien gefunden. Eine wichtige Säule der recovery-orientierten Arbeit ist der Einsatz von Genesungsbegleiter*innen bzw. Peer Support [7]. Peer Support allgemein meint zunächst jegliche Form der Unterstützung durch Menschen, welche dieselben Erfahrungen mit psychischen Krisen gemacht haben, wie Betroffene, und die ihr Leben mit dieser Erfahrung erfolgreich meistern. Ihre Entwicklung fand zunächst informell z. B. im Rahmen von Selbsthilfegruppen statt, wird in den letzten Jahren jedoch vermehrt auch systematisch in die ambulante und stationäre psychiatrische Versorgung mit eingebunden. Durch eine deutschlandweit einheitliche Weiterbildung, z. B. durch den Dachverband EX-IN Deutschland e.V. oder im Rahmen des Projektes UPSIDES [8] wurde die Tätigkeit weiter formalisiert, die Absolvent*innen nennen sich Genesungsbegleiter*innen [9].
Für den Einsatz von Genesungsbegleiter*innen werden eine Reihe positiver Effekte postuliert, darunter die Stärkung von Hoffnung, Empowerment, Medikamenten-Adhärenz und Selbstwirksamkeitserwartung der Betroffenen [10] [11] [12]. Insgesamt betrachtet ist Genesungsbegleitung in Deutschland noch keinesfalls ein flächendeckend eingesetztes Konzept [9].
Zahlreiche systematische Reviews haben sich mittlerweile dem Thema angenommen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Zielgruppen und methodischer Qualität. Das Ziel unseres Reviews of Reviews ist es, einen umfassenden Überblick über die bereits existierenden Reviews zu Effekten von Genesungsbegleitung zu geben, um einen Überblick zu bekommen, was man von Genesungsbegleitung erwarten kann (und was nicht). Der Review war Teil einer größeren Studie mit dem Titel Evaluation der Implementierung eines Peer Support Workers in der Klinik für forensische Psychiatrie in Rostock. Eine Präregistrierung des Studienprotokolls erfolgte nicht.
Methoden
Das Vorgehen orientiert sich an den Leitlinien des PRISMA Statements [13].
Ein- und Ausschlusskriterien
Einschlusskriterien
Eingeschlossen wurden Literatur-Reviews, Meta-Analysen quantitativer und Meta-Synthesen qualitativer Studien, sofern sie folgende Kriterien erfüllten:
-
Erkennbarkeit einer systematischen Suchstrategie
-
Einsatz von Genesungsbegleitenden mit dem Hintergrund einer psychischen Erkrankung, einschließlich Substanzgebrauchsstörung
-
Formale Genesungsbegleitung (d. h. Genesungsbegleiter in offizieller, i.d.R. bezahlter, Anstellung)
-
stationäres und/oder ambulantes psychiatrisches oder psychotherapeutischem Setting oder, im internationalen Kontext, vergleichbare Einrichtungen
-
Ergebnisse zu den Effekten von Genesungsbegleitung für Patient*innen, deren Angehörige, Genesungsbegleitende selbst, Teamkolleg*innen der Genesungsbegleitenden, die Einrichtung als solche und/oder Effekte auf Gesellschaftsebene (z. B. ökonomische Berechnungen zu Kosteneinsparungen)
Es wurden Reviews in deutscher und englischer Sprache berücksichtigt. Es wurden keine konkreten Outcomes vordefiniert. Stattdessen sollte im Sinne eines umfassenden Überblicks alle Effekte eingeschlossen werden, welche in den Reviews quantitativ und qualitativ dargestellt wurden [Abb. 1].


Ausschlusskriterien
Ausgeschlossen wurden Arbeiten, in denen keine systematische Literatursuche erkennbar war (z. B. durch fehlende Darstellung von Suchtermen oder der ausdrücklichen Erwähnung, dass Ergebnisse nur ausgewählt dargestellt wurden). Weiterhin ausgeschlossen wurden Arbeiten, in denen die Genesungsbegleitung außerhalb psychiatrischer Settings und/oder informell erfolgte, z. B. in Form von Selbsthilfegruppen, Peer-geführten Einrichtungen oder in Online-Foren für Betroffene. Dabei erfolgte die Auswahl anhand der Angaben in den Reviews. Die dahinterliegenden Primärstudien wurden nicht geprüft. Wurden im Review verschiedene Settings berücksichtigt, wurden nur Angaben aus passenden Settings in die vorliegende Arbeit aufgenommen. Weiterhin ausgeschlossen wurden Reviews zu Genesungsbegleitung bei somatischen Erkrankungen wie z. B. Diabetes oder Krebs.
Suchstrategie
Erstellt und getestet wurde je eine Suchstrategie auf Deutsch und auf Englisch. Diese setzte sich aus Begriffen für Genesungsbegleitung und Psychiatrie zusammen. Die Suche in fünf elektronischen Datenbanken (Cochrane Library, Medline, PsychArticles, PsycINFO und PSYNDEX) wurde im Dezember 2019 erstmalig durchgeführt und im Juni 2024 aktualisiert. Bei der Datenbanksuche wurden keine Filter verwendet. Die vollständige Suchstrategie einschließlich der deutschen Suchbegriffe ist im Online- Anhang zu finden. Zusätzlich wurden die ersten 500 Treffer in Google Scholar überprüft und in einer Handsuche die Archive psychiatrischer Journals zwischen 2000 und 2022 gesichtet, in denen häufiger zum Thema Genesungsbegleitung publiziert wurde (Der Nervenarzt, Psychiatrische Praxis, Psychiatric Rehabilitation Journal, British Journal of Psychiatry) sowie die Literaturverzeichnisse der als relevant eingestuften Datenbanktreffer. Zusätzlich wurden Experten im Bereich Genesungsbegleitung angeschrieben und insbesondere nach nicht publizierten Artikeln gefragt.
Von den gefundenen Treffern wurden die ersten 250 Titel und Abstracts zunächst durch eine Mitarbeiterin (PW) und eine studentische Hilfskraft unabhängig voneinander anhand der Ein- und Ausschlusskriterien gescreent. Diskrepanzen wurden besprochen. Hätte dabei keine Einigung erzielt werden können, war die Hinzuziehung einer dritten Person (BV) vorgesehen. Durch die sehr hohe Übereinstimmung zwischen Mitarbeiterin und studentischer Hilfskraft war dies jedoch nicht nötig. Die übrigen Treffer wurden durch die studentische Hilfskraft gescreent. Im nächsten Schritt wurden die Volltexte durch zwei Personen (PW, BV) gesichtet und bei abweichenden Einschätzungen hinsichtlich ihres Einschlusses diskutiert.
Bewertung des Verzerrungsrisikos
Das Verzerrungsrisiko wurde mit einem standardisierten Instrument zur Beurteilung systematischer Reviews erfasst (Tool to assess risk of bias in systematic reviews, ROBIS [15]). Zwei Mitarbeiterinnen des Forschungsteams (eine davon PW) bewerteten die eingeschlossenen Reviews unabhängig voneinander und notierten relevante Informationen, die ihrer Einschätzung zugrunde lagen. Diskrepanzen wurden diskutiert und unter Hinzuziehung einer weiteren Person (BV) konsentiert. Die konsentierten Bewertungen der einzelnen Artikel können auf Anfrage von den Autor*innen zur Verfügung gestellt werden.
Datensynthese
Nach Besprechung und Konsentierung wurde durch die zwei Autorinnen PW und BV festgelegt, welche Daten für den Review extrahiert werden sollten. Für die Extraktion wurde ein Datenextraktionsblatt in Excel erstellt. Darin wurden durch die Autorin (PW) aus allen Reviews qualitative und quantitative Aussagen zu Effekten von Genesungsbegleitung eingetragen. Bei quantitativen Reviews wurden zudem die berichteten Daten extrahiert (d. h. sofern vorhanden Mittelwerte, Standardabweichungen, Effektgrößen, Angaben zur Homogenität der Daten und ggf. Subanalysen). Die Einträge wurden anhand des Outcomes in Kategorien eingeteilt und zusammengefasst. Die Zusammenfassung wurde durch eine weitere Autorin (BV) geprüft und bei Unklarheiten durch beide Autorinnen diskutiert, bis ein Konsens erreicht war.
Die Zusammenfassung der Daten erfolgte auf Grund der großen Variabilität der, (oft qualitativ berichteten) Outcomes und methodischen Qualität narrativ. Eine quantitative Zusammenfassung der Ergebnisse war nicht möglich. Gründe waren zum einen, dass viele Reviews keine Zahlen berichteten und von denen mit quantitativen Ergebnissen die methodische Qualität bis auf zwei Ausnahmen eher gering war, sodass eine Zusammenfassung der Zahlen wenig sinnvoll erschien. Die zwei qualitativ hochwertigen Reviews, die auch quantitative Ergebnisse berichteten, stützten sich auf identische Primärstudien und unterschieden sich nur in der Art der Auswertung voneinander.
Weiterhin wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Einfluss überlappender Primärstudien zu erfassen und zu handhaben. Diese können in verschiedenen Stufen des Forschungsprozesses jeweils unabhängig voneinander vorgenommen werden [14]. Im ersten Schritt wurden durch die Auswahl ausschließlich systematischer Reviews die Anzahl der infrage kommenden Reviews begrenzt. Für die eingeschlossenen Reviews wurde der Umfang der sich überlappenden Primärstudien erfasst. Hierfür wurden für jeden Review die relevanten Primärstudien (Online-Tab. 1) erfasst und jene Studien, die mehrfach verwendet wurden, farblich markiert. Auf diese Weise entsteht ein Eindruck, welchen Einfluss einzelne Primärstudien auf das Gesamtergebnis hatten.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 14.115 Treffer aus den Datenbanken exportiert, von denen nach der Entfernung von Doppelungen 9.466 übrigblieben. 17 Einzelreviews gingen schließlich in die Auswertung ein. Das Datenfluss-Diagramm befindet sich im Online-Anhang.
Literaturrecherche und Bewertung des Verzerrungsrisikos
Die zentralen Merkmale der eingeschlossenen Reviews sowie die finale Datenextraktion können den Online-Tab. 2 und 3 entnommen werden.
Die Bewertung des Verzerrungsrisikos ergab ein überwiegend großes bzw. unklares Risiko für Verzerrungen (s. Online-Anhang). Im folgenden Ergebnisteil werden die Ergebnisse bestmöglich anhand der Qualität des jeweiligen Reviews und unterteilt nach den gefundenen Themen berichtet. Für Reviews mit quantitativen Ergebnissen werden die konkreten Zahlen nur für Publikationen mit geringem Verzerrungsrisiko berichtet. Die Qualität der Reviews ist in Online-Tab. 4 in Form eines Ampel-Systems wiedergegeben – grün steht für methodisch höherwertige Reviews, gelb für unklare und rot für geringe Review-Qualität.
Effekte von Genesungsbegleitung
Es konnten insgesamt drei übergeordnete Kategorien mit verschiedenen Unterthemen identifiziert werden. Die erste Kategorie umfasst dabei Effekte zu klinischen Variablen, die mit der Krankheit bzw. deren Behandlung assoziiert wurden – Hospitalisierung, Symptome, Servicequalität und -zufriedenheit der Patient*innen sowie deren Gesundheitsverhalten mit entsprechenden Folgeeffekten. Die zweite Kategorie umfasst psychosoziale Variablen, deren Beeinflussung durch Genesungsbegleitung untersucht wurde. Hauptsächlich umfasst dieses die Variablen, die sich unter dem Oberbegriff Recovery im CHIME-Modell [3] wiederfinden – darunter Empowerment, Hoffnung, Soziale Einbindung und Beziehungen zu anderen, Stigmatisierung und Einstellung gegenüber psychischer Gesundheit sowie Lebensqualität. Weitere Untersuchungen befassten sich mit den Effekten von Genesungsbegleitung auf Selbstwert und Selbstwirksamkeit. In der dritten Kategorie werden Effekte von Genesungsbegleitung auf organisatorische und übergeordnete Strukturen zusammengefasst, darunter Kosten, Kommunikation und Beziehung zwischen Patient*innen und Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens sowie die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen. Eine Übersicht der Effekte von Genesungsbegleitung ist dargestellt in Online-Tab. 5. Die überwiegende Mehrheit der Reviews bezog sich dabei auf Effekte von Genesungsbegleitung auf Patient*innen, mit denen Genesungsbegleiter*innen zusammenarbeiten. Seltener wurden auch Effekte auf die Genesungsbegleiter*innen selber oder deren Kolleg*innen aus anderen Gesundheitsberufen untersucht.
Klinische Outcomes
Hospitalisierung
Dieser Punkt umfasst Ergebnisse zur Häufigkeit und Dauer stationärer Aufenthalte, Wiederaufnahme-Raten nach Entlassung sowie Ergebnisse zur Nutzung von Kriseninterventionen und/oder Notaufnahmen aufgrund psychiatrischer Notfälle. Die Ergebnisse der Reviews hierzu fallen durchwachsen aus. Bezüglich der Anzahl an stationären (Wieder-)Aufnahmen werden sowohl positive Effekte von Genesungsbegleitung berichtet [16] [17] [18] [19] als auch Nulleffekte [16] [20] [21] [22]. Eine quantitative Auswertung stellte keinen Effekt von Genesungsbegleitung fest (RR=1,07; 95%-CI ,55–2,07 [20]). Nur ein Review berichtet über negative Effekte, in denen Patient*innen mit Genesungsbegleitung mit erhöhter Wahrscheinlichkeit stationäre Hilfe in Anspruch nahmen [18].
Andere Reviews berichten über die Dauer stationärer Aufenthalte von Patient*innen. Drei finden keinen Effekt von Genesungsbegleitung auf die stationäre Aufenthaltsdauer [16] [19] [23], zwei Reviews berichten über verkürzte Aufenthalte bei Patient*innen mit Genesungsbegleitung [18] [19]. Außerdem soll Genesungsbegleitung die Zeit zwischen der Entlassung bis zur erneuten Notwendigkeit einer stationären Aufnahme verlängern können [16]. Weiterhin finden sich Hinweise auf weniger Inanspruchnahme von Notaufnahmen auf Grund psychiatrischer Krisen [18] [23].
Symptome
Im zweiten Punkt werden Ergebnisse zum Einfluss von Genesungsbegleitung auf Symptome zusammengefasst, d. h. auf Anzeichen psychischer Erkrankung und deren Ausprägungsgrad. Keinen Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Symptome ihrer Patient*innen berichten zehn Reviews [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28]. Nur wenige Reviews berichten quantitative Daten und Berechnungen. Für die Reduktion psychiatrischer Symptome generell durch Peer Support wird kein signifikanter Effekt über drei Primärstudien hinweg mit insgesamt 753 Teilnehmer*innen am Ende einer Behandlung berichtet (SMD =− 0,07, 95% CI − 0,3; 0,24; I2=74% [20]). Weiterhin werden Einflüsse von Peer Support auf psychotische Symptome sowie auf Depressivität und Angst zum Zeitpunkt der Beendigung der Therapie genannt, für welche ebenfalls keine Effekte gezeigt werden konnten. Weitere Ergebnisse werden beschrieben für einen Follow-up-Zeitpunkt nach sechs Monaten mit 448 Teilnehmer*innen (SMD=− 0,08; 95% CI − 0,26; 0,11; I2 nicht anwendbar da n=1). Bei den Teilnehmer*innen des Follow-up-Trials handelte es sich ausschließlich um Personen mit psychotischer Symptomatik. Auch hier wurden keine signifikanten Effekte aufgezeigt. Die Studienqualität wird für alle eingeschlossenen Primärstudien als niedrig bzw. sehr niedrig bewertet. Ein weiterer Review berichtet ebenfalls quantitative Daten für den Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Symptomatik (SMD 0,08; 95% CI − 0,11; 0,26; I2 nicht anwendbar da n=1, N=448 [25]). Die Autor*innen bemängeln auch hier das überwiegend hohe Verzerrungsrisiko der eingeschlossenen Primärstudien, sodass das dargestellte Ergebnis mit Vorsicht interpretiert werden sollte. Die Ergebnisse werden durch einen weiteren Review bestätigt [22]. Über den Einfluss von Genesungsbegleitung im Zusammenhang mit digitalen Technologien berichtet ein Review [24]. Sowohl online als auch im remote-Format (z. B. über E-Mail oder online abrufbare Videos) zeigte sich kein Einfluss von Genesungsbegleitung auf psychiatrische Symptome oder Angst. Auch die meisten Reviews mit geringerer Studienqualität kommen zu denselben Ergebnissen. Nur ein Review berichtet über Verringerung depressiver Symptome [18]. Auch die Einschätzungen bezüglich des Funktionsniveaus berichten keine Veränderungen. Weitere Reviews [19] [23] [24] [25] finden ebenfalls keine signifikanten Veränderungen durch Genesungsbegleitung.
Servicequalität und -nutzung
Ein weiterer Punkt betrifft den Einfluss von Genesungsbegleitung auf die (wahrgenommene) Servicequalität und Servicenutzung. Darin geht es um die objektiv oder subjektiv durch Patient*innen wahrgenommene Güte der Gesundheitsdienstleistung/Behandlung und ihre Zufriedenheit mit dieser (einschließlich Nutzungsverhalten bezüglich entsprechender Angebote). Verschiedene Reviews befassen sich mit dem Effekt von Genesungsbegleitung auf die Einbeziehung und Beteiligung von Patient*innen. Ein Review [24] beschreibt einen Einfluss technologieunterstützter Genesungsbegleiter-Interventionen auf die Einbindung von ambulanten Patient*innen in die Gesundheitsangebote. Diese wurde von einigen Einrichtungen als positiv beschrieben, die Patient*innen nahmen jedoch keine entsprechenden Veränderungen wahr. Auch die Ergebnisse anderer Reviews fallen gemischt aus. Einige Publikationen berichten einen positiven Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Einbindung und das Engagement von Patient*innen in ambulante bzw. stationäre Gesundheitsleistungen [18] [21] [26] [29]. In manchen Fällen steige durch Genesungsbegleitung die Wahrscheinlichkeit, eine Gesundheitsleistung überhaupt zu nutzen [18] [19] [26]. Andere Reviews finden keinen Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Einbindung von Patient*innen in Leistungen des Gesundheitswesens [18] [27] [30]. Ähnlich durchwachsen zeigt sich der Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Zufriedenheit der Patient*innen mit ihrer Behandlung. Mehrere Reviews [19] [20] [21] [22] [23] [26] [28] fanden keinen signifikanten Einfluss von Genesungsbegleitung. Eine Publikation [20] berichtet quantitative Daten für die Behandlungszufriedenheit von 332 Patient*innen in drei Primärstudien am Ende des Behandlungszeitraumes (SMD=0,02; 95% CI − 0,20–0,23; I2=0%). Auf ähnliche quantitative Ergebnisse kommt auch ein Review mit höherem Biasrisiko [22] [28]. Positive Einflüsse von Genesungsbegleitung auf die Behandlungszufriedenheit werden seltener berichtet [19] [21] [27], ebenso negative Effekte [26]. Einige Reviews berichten zusätzlich von einem Einfluss der Genesungsbegleiter*innen auf die Einnahme bzw. Adhärenz von Medikamenten. Keine Unterschiede bezüglich der Medikamenten-Compliance berichten zwei Reviews [23] [26]. Über eine verbesserte Handhabung der Medikation sowie eine gestiegene Medikamentennutzung zu Studienende berichten zwei Reviews [18] [19]. In beiden Fällen handelt es sich jedoch um Ergebnisse aus nur einer Primärstudie, sodass diese Aussagen zurückhaltend betrachtet werden sollten.
Gesundheitsverhalten
Im letzten klinischen Unterpunkt geht es um das Gesundheitsverhalten der Betroffenen sowie entsprechende Effekte. Damit sind alle positiven und negativen Verhaltensweisen von Patient*innen umfasst, die einen Einfluss auf deren Gesundheit und das Risiko von (Folge-) Erkrankungen haben. Eher wenige Reviews befassen sich mit diesen Verhaltensweisen. Eines davon ist ein Review, welcher sich mit den Effekten von digitalen Genesungsbegleiter-Interventionen befasst [24]. Die entsprechenden Interventionen werden zeitversetzt oder live, z. B. über Social Media, Apps etc., vermittelt. Die Publikation berichtet über eine verbesserte körperliche Aktivität sowie über geringfügige (nicht signifikante) Verbesserungen hinsichtlich selbst berichteter physischer Gesundheit und Gewichtsabnahme. Keine signifikanten Veränderungen durch technologie-gestützte Genesungsbegleitung wurden gefunden bezüglich körperlicher Bewegung (Gehen) sowie in allgemeiner (psychischer) Gesundheit und deren Kontrolle. Andere Reviews zu nicht technologie-gestützter Genesungsbegleitung bestätigen diese Ergebnisse teilweise. Gefunden wurde in einem Review ein positiver Effekt von Genesungsbegleitung auf das Ernährungsverhalten [30], ein anderer Review berichtet von keinen Unterschieden [19]. Keine Evidenz findet sich dagegen für den Einfluss von Genesungsbegleitung auf körperliche Aktivität [26] [30] sowie auf das Rauchverhalten und gewichtsbezogene oder kardiovaskuläre Outcomes [30].
Psychosoziale Effekte
Die zweite Kategorie der psychosozialen Effekte beschreibt Auswirkungen von Genesungsbegleitung auf psychologische Prozesse, die in Wechselwirkung mit der äußeren Umwelt einer Person (i. d. R. der Patient*innen) stehen. Die meisten Reviews beschreiben dazu Ergebnisse zum Einfluss von Genesungsbegleitung auf den Recovery-Prozess insgesamt oder auf konkrete Bestandteile des Recovery-Modells, welche sich im weiteren Sinn in das CHIME-Modell [3] einordnen lassen – Empowerment, Hoffnung, Soziale Einbindung und Beziehungen (im Sinne von Verbundenheit) zu anderen, Stigmatisierung und Einstellung gegenüber psychischer Gesundheit und Lebensqualität. Weitere häufiger untersuchte Variablen waren Selbstwert und Selbstwirksamkeit.
Recovery
Eine kleiner positiver Effekt von Genesungsbegleitung auf den Recovery-Prozess wurde festgestellt bei 1066 Patient*innen nach Therapieabschluss (SMD=− 0,24; 95% CI − 0,39; – 0,09; I2 = 27%) und 757 Patient*innen nach 6 Monaten Follow-up (SMD=− 0,23; 95% CI − 0,37; − 0,09; I2 =0%) [20]. Auch andere Reviews berichten positive Effekte auf den Recovery-Prozess, v. a. auf Patient*innen [17] [18] [21] [22] [24] [27] [28]. Ein Review [31] beschreibt außerdem, dass die Tätigkeit als Genesungsbegleiter*in auch den Recovery-Prozess der Genesungsbegleiter*innen unterstützt. Nur ein Review berichtet von Nulleffekten [19].
Empowerment
Der Punkt Empowerment beschreibt die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit und Autonomie von Patient*innen. Die meisten Reviews berichten in diesem Zusammenhang über positive Effekte von Genesungsbegleitung. Ein Review [20] findet kleine, positive Effekte von Genesungsbegleitung auf Empowerment der Patient*innen zum Ende einer Therapie bei 286 Teilnehmer*innen (SMD=− 2,67; 95% CI − 7,35; 2,02; I2=97%) und 6 Monate nach Beendigung der Behandlung (538 Teilnehmer*innen, SMD =− 0,25; 95% CI − 0,43; − 0,07; I2=12%). Die Qualität der eingeschlossenen Primärstudien wird in beiden Fällen als sehr gering bewertet. Zu ähnlichen Ergebnissen mit kleinen positiven Effekten kommen weitere quantitative [22] sowie narrative Reviews [16] [18] [21] [27]. Nur ein Review findet keinen Effekt von Genesungsbegleitung auf Empowerment [28]. Einen geringfügig positiven aber nicht signifikanten Einfluss auf Empowerment und keinen Einfluss auf Autonomie kann für digital unterstütze Genesungsbegleitung berichtet werden [24]. Gemischte Ergebnisse für die Allgemeinpsychiatrie sowie keine Effekte in der forensischen Psychiatrie (hier allerdings nur aus einer Primärstudie in einem Review) werden ebenfalls berichtet [19] [32]. Über eine positive Entwicklung von Skills und anderen Selbstmanagement-Fähigkeiten als Teilaspekt von Empowerment berichten fünf Reviews [18] [21] [24] [30]. Gemischte Ergebnisse diesbezüglich findet ein Review [19]. Ein positiver Effekt wird in einer Publikation auch für Genesungsbegleitende selber beschrieben [16]. Keine Effekte zeigen sich dagegen bei digitalen Genesungsbegleiter-Interventionen auf die wahrgenommene Kontrolle über die eigene Krankheit (locus of control; [24]). Ein Review mit analoger Genesungsbegleitung fand hingegen positive Effekte auf die Kontrollüberzeugung [19].
Hoffnung
Ein weiterer Punkt betrifft den Einfluss von Genesungsbegleitung auf das Vertrauen und den Optimismus bezüglich der eigenen Zukunft (Hoffnung). Zwei Reviews nennen quantitative Daten. Ein Review [20] beschreibt einen sehr kleinen, positiven Effekt von Genesungsbegleitung auf das Empfinden von Hoffnung nach Beendigung einer Therapie (SMD =− 0,14; 95% CI − 0,27; − 0,02; I2=7%) bzw. 3–6 Monate später (SMD=-0,24; 95% CI − 0,46; − 0,02; I2=65%). Ein weiterer Review [25] konkretisiert die Ergebnisse des Follow-up durch Auswertung derselben Stichprobe. Der genannte Effekt tritt bei der Betrachtung von Einzelinterventionen auf. Betrachtet man nur Gruppeninterventionen oder fasst beide Formen zusammen, verschwindet er. Der Einfluss von Nachsorgezeitraum und Interventionsmaßnahme (Einzel vs. Gruppe) ist in dieser Berechnung jedoch nicht gut trennbar, da alle Einzelinterventionen Kurzzeit-Nachsorgen und alle Gruppensitzungen Langzeit-Nachsorgen waren. Andere Reviews bestätigen den positiven Einfluss von Genesungsbegleitung auf das Hoffnungserleben der Patient*innen [21] [24] [26] [27] [28] [31]. Ein Review [24] beschreibt insgesamt durchwachsene Ergebnisse für digital unterstützte Formen der Genesungsbegleitung, welche auch keine bzw. nur geringfügige, nicht signifikante Einflüsse auf das Hoffnungserleben ergaben. Ein Review fand keinen Einfluss von Genesungsbegleitung auf Hoffnung [19].
Soziale Einbindung
Der Punkt Soziale Einbindung und Beziehung zu anderen bezieht sich auf den Kontakt zu sozialen Gruppen, zu denen eine emotionale Verbindung besteht und deren Werte und Ansichten überwiegend geteilt werden (z. B. Familie, Gemeinde, Vereine etc.). Die Ergebnisse der Reviews fallen gemischt aus. Ein Review [25] findet keinen Effekt von Genesungsbegleitung auf das soziale Funktionsniveau von Patient*innen allgemein (auch nicht nach Sensitivitätsanalysen, welche die Art der Genesungsbegleiter-Intervention und die Länge des Follow-up-Zeitraumes berücksichtigen). Spezielle Analysen wurden vorgenommen für den Einfluss von Genesungsbegleitung bei depressiven Patient*innen. Auch hier zeigte sich kein Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Einsamkeit der Betroffenen (SMD=0,27; 95% CI − 0,19; 0,72; I2=57%). Weiterführende Analysen beeinflussten dieses Ergebnis nicht (Ausschluss einer Primärstudie mit geringer Studienqualität, Unterscheidung zwischen Einzel- und Gruppenintervention, Unterscheidung zwischen Kurz- und Langzeit-Follow-up). Die Ergebnisse anderer Reviews sind dagegen allgemeiner gehalten und beziehen sich auf Aspekte des sozialen Funktionsniveaus, z. B. Größe des sozialen Netzwerks bzw. Anzahl an Freunden/Sozialkontakten oder das Verhältnis zur Familie. Für Patient*innen, die durch Genesungsbegleitung unterstützt werden, zeigen einige Reviews positive Effekte [16] [18] [26] [27]. Andere Reviews finden keinen Einfluss von Genesungsbegleitung auf das soziale Funktionsniveau der Patient*innen [19] [22] [23] [24] [26] [27] [28]. Nur zwei Reviews berichten über den Einfluss von Genesungsbegleitung auf soziale Aspekte der Genesungsbegleitenden selber. Eines [31] beschreibt bei Genesungsbegleiter*innen ein stärker ausgebautes soziales Netzwerk durch ihre Tätigkeit, ein anderes [26] ein verstärktes Teamgefühl.
Stigmatisierung
Der Punkt Stigmatisierung beschreibt den Einfluss von Genesungsbegleitung auf Stigmatisierung und Einstellung gegenüber psychischer Gesundheit. Hier geht es darum, inwiefern Genesungsbegleitende durch ihre Tätigkeit Einfluss nehmen können auf die Belegung psychisch erkrankter Menschen mit bestimmten, oftmals negativen, Eigenschaften und die ggf. daraus folgende Ausgrenzung bzw. Diskriminierung. Die Mehrheit der Reviews betrachtet hier die Patient*innenperspektive und dabei konkret die Selbststigmatisierung oder die Wahrnehmung äußerer Stigmatisierung. Positive Effekte durch Genesungsbegleitung werden gefunden, z. B. in Form von Stigmareduktion [16] [27] [32]. Keine Effekte werden dagegen berichtet für digitale Genesungsbegleiter-Interventionen [24] [32]. Zwei Reviews berichten über den Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Stigmatisierung durch Organisationen bzw. deren Mitarbeiter*innen. Sie kommen zu der Einschätzung, dass Genesungsbegleitung die Einstellung der Mitarbeiter*innen gegenüber den Patient*innen positiv beeinflussen kann und somit hilft, die Stigmatisierung psychisch Erkrankter zu verringern [26] [31].
Lebensqualität
Unter Lebensqualität werden Ergebnisse von Reviews zusammengefasst, welche sich mit dem Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Qualität des Lebens sowie dem damit einhergehenden Gefühl des Wohlbefindens befassen. Quantitative Ergebnisse liegen auch hier vor [20]. Es findet sich kein Effekt von Genesungsbegleitung auf die Lebensqualität der Patient*innen am Ende einer Behandlung (SMD=0,04; -0,16; 0,24; I2=52%). Dieser Effekt hat sich drei bis sechs Monate später geringfügig zugunsten der Genesungsbegleitung verändert (SMD=− 0,24; -0,40; − 0,08; I2=0%). Die Qualität der eingeschlossenen Primärstudien wird für beide Werte als sehr gering bewertet. Ein weiterer Review mit quantitativer Auswertung [25] berechnet erneut Ergebnisse für dieselben Primärstudien und spezifiziert hierfür die Bedingungen. Auch diese positiven Effekte können nur bei Einzelinterventionen gefunden werden. Die Auswertung zweier weiterer Primärstudien (beides sog. Equivalence Trials, in welchem die Experimentalgruppe ausschließlich Genesungsbegleitung erhielt, die Kontrollgruppen die übliche ambulant-psychiatrische Standard-Behandlung) ergab keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Lebensqualität der Patient*innen. Die Autor*innen schlussfolgern daraus, dass Genesungsbegleitung der Standardbehandlung in Hinblick auf die Lebensqualität der Patient*innen gleichwertig ist. Auch andere Reviews berichten über eher geringe, nicht signifikante Effekte von Genesungsbegleitung auf die Lebensqualität von Patient*innen [22] [23] [24] [26] [28]. Insbesondere die narrativen Reviews berichten allerdings auch über gemischte [19] [27] [30] oder positive Einflüsse [18] [21] [26].
Selbstwert und Selbstwirksamkeit
In diesem Punkt wird der Einfluss von Genesungsbegleitung auf Selbstwert und Selbstwirksamkeit dargestellt, d. h. darauf, wie eine Person sich selber bewertet und in welchem Umfang sie an die eigenen Fähigkeiten glaubt. Die vorliegenden Reviews berichten von positiven Effekten von Genesungsbegleitung auf den Selbstwert [16] [25] [27] [28]. Eine Ausnahme bildet der Review von Egmose et al. [28], der keinen Effekt feststellen kann. Weiterhin werden positive Effekte auf das Selbstwirksamkeitserleben [27] [28] [32] von Patient*innen berichtet. Nur ein Review findet diesbezüglich gemischte Ergebnisse [19]. Einige Reviews berichten auch von positiven Effekten einer Genesungsbegleiter-Tätigkeit auf den Selbstwert der Genesungsbegleitenden [16] [26].
Weitere Effekte
Neben den genannten Themen wurden auch weitere Effekte von Genesungsbegleitung beschrieben, die jedoch wenig untersucht sind. Beispielsweise empfinden Genesungsbegleitende eine (angemessene) Bezahlung ihrer Tätigkeit als positiven Effekt, auch wenn dieser sich nicht zwangsläufig im zur Verfügung stehenden Gesamteinkommen bemerkbar macht [23] [26]. Gründe hierfür könnten z. B. sehr geringe Entlohnung oder die Anrechnung auf Sozialleistungen sein. Ein Review beschreibt zudem negative Effekte von Genesungsbegleitung für die Genesungsbegleiter*innen selber. Konkret genannt wird gelegentlich auftretende Frustration über schwieriges Verhalten oder Unzuverlässigkeit bei der Wahrnehmung von Verabredungen durch Patient*innen [31]. Weiterhin wird auf Seiten der Patient*innen eine verbesserte kognitive Leistung im Rahmen computerisierter kognitiver Trainings beschrieben, wenn ein Genesungsbegleiter bzw. eine Genesungsbegleiterin anwesend war [24].
Ferner werden in einigen Reviews auch eher unspezifische Effekte auf Patient*innen beschrieben, z. B. Verbesserung nicht näher differenzierter psychosozialer oder klinischer Outcomes [25] [27] oder nicht näher beschriebene positive oder Null-Effekte [17] [24] [29]. Diese schwammige Umschreibung geht möglicherweise auf eine unzureichende Darstellung in den Primärstudien zurück, deren Qualität häufig als gering beschrieben wird. In diesem Zusammenhang kann spekuliert werden, ob die wenig genannten Null- oder negativen Effekte deswegen nicht genannt werden, weil sie tatsächlich nicht existieren oder weil sie in den zugrundeliegenden Primärstudien nicht benannt werden.
Organisationsebene und übergeordnete Strukturen
Kosten
Das erste Unterthema, Kosten, beschreibt direkte und indirekte finanzielle Einflüsse von Genesungsbegleitung auf Mikro-, Meso- und Makroebene. Nur wenige Reviews haben dieses Thema adressiert. Ein Review [17] beschreibt eine Primärstudie, in welcher der Einsatz von Genesungsbegleitung beim Übergang von Patient*innen aus der Akutpsychiatrie in die ambulante Behandlung Kosten für die Einrichtung einsparen konnte. Wie genau und in welcher Höhe diese Einsparungen möglich waren, wird nicht beschrieben. Weiterhin werden neben möglichen Einsparungen für die behandelnden Einrichtungen auch verminderte Ausgaben für die Patient*innen, wenn diese anstelle einer stationären Behandlung durch ein Kriseninterventionsprogramm mit Genesungsbegleitung behandelt wurden [18]. Diese Effekte scheinen jedoch nicht konsistent zu sein, da im selben Review eine Publikation angeführt wird, in welcher die Gesamtkosten für Betroffene, welche zusätzlich Genesungsbegleitung in Anspruch genommen haben, höher lagen. Für ehemals straffällig gewordene Patient*innen werden zudem geringere strafrechtliche Kosten nach Genesungsbegleitung beschrieben [19]. Insgesamt erscheint der Einfluss von Genesungsbegleitung auf die gesellschaftlichen bzw. Behandlungskosten noch wenig erkundet und wird in den Reviews eher anekdotisch anhand einzelner Primärstudien dargestellt. Erschwerend kommt hinzu, dass konkrete Kosten, insbesondere langfristig betrachtet, schwer bezifferbar zu sein scheinen und auch abhängig vom jeweiligen Gesundheitssystem sind, in dem die Patient*innen behandelt werden.
Kommunikation und Beziehungen zwischen Patient*innen und Mitarbeiter*innen
Im zweiten Unterthema werden Einflüsse von Genesungsbegleitung auf die Kommunikation und die Beziehungen zwischen Patient*innen und Mitarbeiter*innen des Gesundheitswesens genannt. Die Mehrheit der Reviews beschreibt positive Veränderungen der Kommunikation und eine bessere Zusammenarbeit von Patient*innen und Mitarbeiter*innen allgemein bzw. einzelnen Berufsgruppen, z. B. Ärzt*innen [16] [18] [19] [24] [26] [30]. Als Beispiele genannt werden ein besseres Verständnis für die gegenseitigen Bedürfnisse, Verbesserungen der gemeinsamen Entscheidungsfindung (shared decision-making) oder eine Kommunikation der Mitarbeiter*innen, die für Patient*innen vorteilhafter ist. Ein Review, das dieses Thema quantitativ untersuchte, konnte zwar einen Trend in die entsprechende Richtung feststellen, jedoch wurden weder die Einschätzung der Patient*innen noch jene der Mitarbeiter*innen signifikant [22]. Andere Reviews [23] fanden ebenfalls keine entsprechenden Effekte.
Arbeitsbelastung der Mitarbeiter*innen
Ein letztes Unterthema beschreibt den Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter*innen anderer Professionen (sowohl quantitativ in Form von Mehrarbeit als auch psychisch in Form erhöhter kognitiver Beanspruchung). Befürchtungen von Mitarbeiter*innen verschiedener Organisationsebenen, Genesungsbegleiter*innen würden durch mangelnde Professionalität oder ihren instabilen Gesundheitszustand zusätzliche Arbeit verursachen, sind im Rahmen der Implementierung nicht ungewöhnlich [33]. Nur ein Review adressiert dieses Thema [16]. Die Autor*innen beschreiben darin, dass Genesungsbegleitende die Mitarbeiter*innen potentiell entlasten können und durch das Leiten von Patient*innen durch die Angebote der Einrichtung Abläufe optimieren können.
Diskussion
Der vorliegende Review of Reviews fasst den bisherigen Erkenntnisstand zu den Effekten von Genesungsbegleitung im formalen Rahmen eines psychiatrischen Settings zusammen. Er umfasst 17 Einzel-Reviews mit insgesamt 209 Einzelstudien. Die Primärstudien der einzelnen Reviews überschneiden sich zum Teil deutlich. Die beschriebenen Effekte lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Klinische Effekte, Psychosoziale Effekte und jene, die übergeordnete organisatorische Merkmale und Strukturen betreffen.
Die statistische Zusammenfassung der Ergebnisse erschien auf Grund der großen Varianz untersuchter Outcomes und deren Operationalisierung sowie der oft geringen methodischen Qualität der Einzel-Reviews nicht angebracht. Dennoch zeigen die Ergebnisse geringe positive Effekte im Bereich der psychosozialen Outcomes, z. B. Recovery, Empowerment oder Selbstwirksamkeit. Keine oder gemischte Ergebnisse zeigen sich dagegen bei den klinischen Outcomes wie z. B. Symptomen oder Hospitalisierung. Dies erscheint nachvollziehbar, da Genesungsbegleitung bzw. der Recovery-Ansatz sich von diesem klinischen Ansatz ab- und zu einem ganzheitlichen Ansatz hinwendet. In dessen Mittelpunkt steht nicht die größtmögliche Symptomreduktion, sondern das Führen eines individuell zufriedenstellenden Lebens sowie die Akzeptanz und der proaktive Umgang mit eventuell verbleibender Restsymptomatik und krankheitsbedingten Einschränkungen. Die vorliegenden Ergebnisse legen nahe, dass Genesungsbegleitung dazu beitragen kann. Gleiches gilt für übergeordnete Effekte wie z. B. den Einfluss von Genesungsbegleitung auf die Kosten oder die Entlastung von Mitarbeiter*innen anderer Professionen. Auch diese liegen nicht im Fokus der Recovery-Bewegung. Dementsprechend ist es naheliegend, dass diese häufig nicht als primäre Outcomes entsprechender Forschung untersucht werden.
Die Ergebnisse des vorliegenden Review of Reviews decken sich mit anderen ähnlichen Publikationen mit etwas anderen Einschlusskriterien (z. B. [34]). Dies deutet darauf hin, dass die positiven Effekte von Genesungsbegleitung nicht auf ein formelles psychiatrisches Setting begrenzt sind, sondern z. B. auch in Krisen (z. B. bei Suizidalität) oder in informelleren Settings unterstützen können. Einen vergleichsweise geringen Anteil stellen digitale Angebote von Genesungsbegleitung dar [24]. Diese könnten künftig insbesondere in ländlich geprägten Regionen ein wesentlicher Teil psychiatrischer bzw. therapeutischer Behandlung sein, entweder für sich allein oder unterstützend im Rahmen einer multiprofessionellen, aufsuchenden Behandlung [35]. Ihre Effektivität und konkrete Wirkmechanismen sollten daher weiter untersucht werden.
Die Reviews selber sowie die ihnen zugrundeliegenden Primärstudien unterliegen einigen methodischen Einschränkungen. Die in den psychosozialen und sonstigen Outcomes beschriebenen positiven Effekte sind teilweise sehr klein, die standardisierte Mittelwertdifferenz, SMD, liegt teilweise unter dem als gering klassifizierten Niveau von 0,2 und das Konfidenzintervall umfasst in einigen Reviews die Grenze zum Null-Effekt. Gleichzeitig ist die Heterogenität der zusammengefassten Primärstudien in vielen Reviews sehr groß, was Raum für Fehlervarianz eröffnet. Die Zusammenfassung von Studien mit höherer Vergleichbarkeit kann möglicherweise zu eindeutigeren Ergebnissen führen und so die Wirksamkeit für konkrete Diagnosen, Interventionsformen, Settings o.ä. besser belegbar machen. Die aktuellen methodischen Schwächen von Reviews und Einzelstudien beeinflussen auch die Gestaltung von Behandlungsleitlinien. So wird z. B. in der S3-Leitlinie für Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen auf Grund der methodischen Schwächen der vorliegenden Studien und daraus folgenden inkonsistenten Studienergebnissen davon abgesehen, Genesungsbegleitung als sicher belegtes Regelangebot zu empfehlen [7]. Dennoch erkennen die Autor*innen Genesungsbegleitung als wichtiges Instrument zur Stärkung der Autonomie von Patient*innen und gemeinsamer Entscheidungsfindung an und befürworten damit weitere Forschung. Ein weiterer Punkt, der von keinem der Reviews adressiert wird, sind nicht intendierte Nebenwirkungen von Genesungsbegleitung. Einige Behandlungsleitlinien merken deren Fehlen an (z. B. [36]). Die künftige Forschung sollte im Sinne der Qualitätssicherung auch diese Fragestellung aufgreifen.
Methodische Limitationen
Das häufige Fehlen konkreter Definitionen für wichtige Begriffe (z. B. peer support, peer-led intervention) oder die angemessene Beschreibung des Studiensettings in den Einzelreviews eröffnet Raum für Mehrdeutigkeiten und Fehler sowohl bei der Auswahl der Primärstudien in den Einzelreviews als auch bei der Auswahl der Reviews durch die Autor*innen des vorliegenden Artikels. Hinzu kommt eine teilweise erhebliche Überlappung von Primärstudien zwischen den Einzelreviews, welche die Zusammenfassung der Ergebnisse zusätzlich erschwert. Aus den genannten Gründen wurde daher auf eine quantitative Gewichtung der Primärstudien zur Bestimmung ihres Einflusses auf das Gesamtergebnis verzichtet, da die so gewonnenen Ergebnisse möglicherweise irreführend gewesen wären. Der vorliegende Review of Reviews ist eine narrative Zusammenfassung von Ergebnissen. Es wurde versucht, qualitativ hochwertigen Reviews mehr Raum einzuräumen und ihre Ergebnisse ausführlicher darzustellen als den Publikationen mit geringerer Qualitätseinschätzung. Dennoch sollten die dargestellten Ergebnisse als vorläufig betrachtet werden. Es bedarf weiterer, qualitativ hochwertiger Primärstudien und ebensolcher Reviews, um die Ergebnisse zuverlässiger quantifizieren und ausdifferenzieren zu können. Eine weitere mögliche Fehlerquelle besteht darin, dass das Screening von Titeln und Abstracts zum überwiegenden Teil durch eine studentische Hilfskraft durchgeführt wurde. Diese wurde in den Kriterien geschult und der Erfolg der Schulung überprüft, indem die studentische Hilfskraft und eine der Autor*innen die ersten 250 Treffer unabhängig voneinander einschätzten und ihre Einschätzungen anschließend verglichen. Hierbei zeigte sich eine sehr hohe Übereinstimmung. Dennoch können Fehler an dieser Stelle nicht ausgeschlossen werden.
Konsequenzen für Klinik und Praxis
-
Die Evidenz zu Genesungsbegleitung ist auf Grund häufig mangelhafter Primärstudien und entsprechender Überblicksarbeiten mit Vorsicht zu interpretieren.
-
Vorläufige Ergebnisse deuten darauf hin, dass eher recovery-assoziierte psychosoziale Variablen wie Hoffnung, Empowerment oder Lebensqualität positiv beeinflusst werden, weniger klinische Standardoutcomes wie Symptomausprägung oder Hospitalisierung.
Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
-
Literatur
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Korrespondenzadresse
Publication History
Received: 25 March 2024
Accepted: 07 November 2024
Article published online:
18 December 2024
© 2024. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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