Fortschr Neurol Psychiatr 2025; 93(03): 104-115
DOI: 10.1055/a-2465-8151
Fort- und Weiterbildung

Neue Studiendaten zur Primär- und Sekundärprävention des Schlaganfalls

Hans Christoph Diener
,
Matthias Endres
,
Gerrit M. Große
,
Götz Thomalla
,
Stefan Schwab
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Dieser Beitrag fasst die wichtigsten neuen Erkenntnisse der letzten 3 Jahre zur Prävention des Schlaganfalls zusammen. Bei der Primär- und Sekundärprävention hat sich die Evidenz zur Antikoagulation bei Vorhofflimmern, zur Behandlung asymptomatischer Carotisstenosen und zu symptomatischen intrakraniellen Stenosen erweitert. Mit Asundexian und Milvexian sind 2 neue Faktor-XIa-Inhibitoren zur Schlaganfallprävention derzeit in klinischer Prüfung.

Kernaussagen

Primärprävention

  • Der Einsatz implantierbarer Loop-Rekorder identifiziert Vorhofflimmern, reduziert aber in der Folge nicht das Schlaganfallrisiko.

  • Bei Patienten mit Vorhofflimmern und rheumatischer Herzerkrankung sind VKA wirksamer als Rivaroxaban.

  • Asundexian, ein Faktor-XI-Hemmer, ist weniger wirksam als Apixaban zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern. Asundexian hat ein geringeres Blutungsrisiko als Apixaban.

  • Eine orale Antikoagulation mit Edoxaban oder Apixaban verringert das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit gerätegestützt detektiertem Vorhofflimmern, erhöht aber das Risiko schwerer Blutungen.

  • In einer großen Kohortenstudie fand sich kein Vorteil für das Stenting asymptomatischer Carotisstenosen gegenüber der rein konservativen Behandlung.

  • Eine Metaanalyse von 13 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 65878 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 zeigte eine signifikante Reduktion schwerwiegender vaskulärer Ereignisse, inklusive des ischämischen Schlaganfalls, unter einer Therapie mit GLP-1-Agonisten oder dem kombinierten GIP/GLP-1-Agonisten Tirzepatid.

Sekundärprävention

  • Die Faktor-XI-Hemmer Asundexian sowie Milvexian (in Kombination mit Thrombozytenfunktionshemmern) sind in der frühen Sekundärprävention des ischämischen Infarktes nicht besser wirksam als eine Behandlung mit Thrombozytenfunktionshemmern allein.

  • Eine frühe Antikoagulation mit DOAK nach ischämischem Insult bei Patienten mit Vorhofflimmern ist sicher und scheint tendenziell besser wirksam zu sein als ein späterer Therapiebeginn.

  • Stenting von symptomatischen intrakraniellen Stenosen ist nicht besser wirksam als „best medical treatment“. Möglicherweise ist die alleinige Ballondilatation eine wirksame Therapiealternative.

  • Bei Patienten mit ESUS ist eine orale Antikoagulation einer Sekundärprävention mit Acetylsalicylsäure nicht überlegen.



Publication History

Article published online:
12 March 2025

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