Kinder- und Jugendmedizin 2025; 25(02): 101-106
DOI: 10.1055/a-2442-3809
Schwerpunkt

Mädchen in der Sprachtherapie: geringere Inanspruchnahme bei gleichem Bedarf

Girls in speech and language therapy: less utilisation with the same needs
Christiane Hilz
1   Institut für Rehabilitationspädagogik Philosophische Fakultät III Erziehungswissenschaften Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
,
Christian W. Glück
2   Institut für Förderpädagogik, Erziehungswissenschaftliche Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig
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Zusammenfassung

Mädchen und Jungen im Alter zwischen 4 und 5 Jahren sind in etwa gleicher Häufigkeit von Sprachentwicklungsstörungen betroffen. Bei einer bedarfsgerechten Versorgung sollte sich ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern in der Inanspruchnahme von Sprachtherapien zeigen. Deskriptive Daten zeigen jedoch, dass Jungen häufiger eine Sprachtherapie in Anspruch nehmen. Auch Studien, die den objektiven Bedarf nach Sprachtherapie erheben, geben deutliche Hinweise darauf, dass Mädchen trotz gleichem identifiziertem Risiko einer Sprachentwicklungsstörung sehr viel seltener als Jungen sprachtherapeutisch versorgt werden. Dabei ist bisher ungeklärt, an welcher Stelle des Inanspruchnahmeprozesses (Feststellung – Verordnung – Therapiebereitschaft – Therapieaufnahme) neuralgische Punkte liegen, die zu dem ungleichen Verhältnis der Inanspruchnahme von Sprachtherapien zwischen den Geschlechtern beitragen.

Abstract

Girls and boys between the ages of 4 and 5 are affected by developmental language disorders at roughly the same rate. With needs-based care, there should be a balanced ratio between the sexes in the utilisation of speech therapy. However, descriptive data show that boys utilise speech therapy more frequently. Studies that assess the objective need for speech therapy also provide clear indications that girls receive speech therapy much less frequently than boys, despite having the same identified risk of a developmental language disorder. It is not yet clear at which point in the utilisation process (identification – prescription – willingness to undergo therapy – admission to therapy) neuralgic points lie that contribute to the unequal ratio of utilisation of speech therapy between the sexes.



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Article published online:
08 April 2025

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