Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(03): 192-204
DOI: 10.1055/a-2437-4774
CME-Fortbildung

Diabetes mellitus: Diagnoseschock und Wege der Bewältigung

Diabetes mellitus: diagnosis shock and ways of coping
Rainer Paust
,
Renate Krämer-Paust
,
Uwe Schönrade
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Durch psychodiabetologische Fragestellungen sollen psychische, soziale und physiologisch-biologische Zusammenhänge bei Diabetes mellitus beleuchtet werden. Aspekte der Krankheitsbewältigung spielen dabei eine zentrale Rolle. Es ist wichtig, kognitive und emotionale Reaktionen sowie Bewältigungsressourcen zu erfassen und die Auswirkung von Anpassungsstörungen auf die Behandlungssituation zu berücksichtigen.

Abstract

Psychodiabetological issues aim to understand the psychological, social, and physiological-biological interrelationships in diabetes mellitus and to classify them in their interactions in the development, treatment, and prognosis of the disease. Aspects of coping with the disease play a central role, as the continuous involvement of patients is required to achieve treatment goals. Psychosocial aspects and their subjective experiences are considered clinically relevant factors and can manifest as barriers in self-treatment if disease-related burdens and psychological comorbidities are inadequately managed. This article focuses on the perspective of coping with the disease, which can enable personal development and growth and contribute to successful diabetes treatment: Cognitive and emotional reactions as well as coping resources are examined, and the impact of adjustment disorders on the treatment situation is considered.

Kernaussagen
  • Die Praxis einer einfühlsam-zugewandten Begleitung von Diabetespatienten bei deren individuellen Krankheitsbewältigung bleibt zu jedem Zeitpunkt im Krankheitsverlauf anspruchsvoll und herausfordernd.

  • Umso wichtiger ist die fortlaufend erneuerbare Besinnung auf die Verletzlichkeit eines jeden Menschen.

  • Die Bewältigung der Diagnose beinhaltet eine Neubestimmung des Verhältnisses zur eigenen Verletzlichkeit und Vulnerabilität.

  • Ziele der Krankheitsbewältigung sind die kognitive und emotionale Akzeptanz der Erkrankung sowie die Integration des Diabetes in das Selbst- und Körperbild.

  • Bestandteil der Krankheitsbewältigung ist das Hinterfragen von gesundheitsbezogenen Gedanken, Einstellungen, Verhaltensweisen und Gefühlen.

  • Neben der Fähigkeit zur Kompromissbildung als Erkunden von Möglichkeiten der Befriedigung universeller Grundbedürfnisse bei gleichzeitiger Bereitschaft zum Diabetesmanagement, spielt die Fähigkeit zur Ambiguitätstoleranz eine wichtige Rolle.

  • Ambiguitätstoleranz ermöglicht das Erforschen, wie das Erleben von Widersprüchen und Unsicherheiten toleriert und angenommen werden kann.

  • Bei der Integration der Erkrankung in das Selbst- und Körperbild ist die Entwicklung eigener „Werte“ förderlich, die sowohl Halt geben als auch zugleich Offenheit für Veränderung ermöglichen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. Juni 2025

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