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DOI: 10.1055/a-2411-6109
Von- und miteinander lernen: Kongress der DGH und DAHTH
Am 10. Oktober 2024 trafen sich die Expert*innen aus den Bereichen Handchirurgie und Handtherapie zum jährlichen Fachkongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) und Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie (DAHTH) in Hannover. Dieses Jahr zu Gast: die Asociacon Colombiana de Cirguia de la Mano.
Bei der dreitägigen Veranstaltung standen über 50 aktuelle Vorträge, mehr als 20 Poster und 8 Keynotes zu den Themen: Sehnenchirurgie, Mikrochirurgie, Frakturbehandlung, Digitale Transformation in der Handchirurgie und Sportmedizin auf dem Programm ([Abb. 1]). Am ersten Tag wurden die Themen Endoprothetik und Sehnenverletzungen vorgestellt. Sandra Vossen, Chefärztin der Handchirurgie in der Fachklinik 360 Grad in Ratingen erläuterte die Studienlage für eine Revisionsoperation bei Schwanenhalsdeformität nach Capflex Prothese. Anschließend zeigte Handchirurgin Luisa Bott aus dem Krankenhaus Waldfriede in Berlin Fallbeispiele für Revisionen von Fingermittelgelenksprothesen.


Mit Spannung war die Vortagsreihe zum Thema „Digitale Transformation in der Handchirurgie“ von den Teilnehmenden erwartet worden. Sie wurden nicht enttäuscht: Peter Hahn, Handchirurg an der Vulpius Klinik in Bad Rappenau, erläuterte die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Handchirurgie und klärte über aktuelle Innovationen auf. Stefan Weber, Oberarzt an der Universitätsklinik Greifswald, ging in seinem Vortrag auf die Implementierungsmöglichkeiten von KI im Klinikalltag ein, während Marlene O’Donoghue, Assistenzärztin im Krankenhaus Waldfriede in Berlin, auf die benötigten Kompetenzen von Ärzt*innen beim Einsatz von KI einging.
Viele Fragen, noch mehr Antworten
Der therapeutische Themenblock startete mit einem Input zum Thema Blankoverordnung. Seit dem 1. April 2024 dürfen Ergotherapeut*innen mit einer Zulassung nach § 124 Absatz 1 SGB V gesetzlich Versicherte laut Heilmittelversorgung mit einer „erweiterten Versorgungsverantwortung“, kurz „Blankoverordnung“, behandeln. Sie können die Therapie somit bis zu 16 Wochen patientenindividuell und bedarfsgerecht selbst gestalten. Bettina Simon, Ergotherapeutin und Vorstandsmitglied des Deutschen Verbandes Ergotherapie e. V., berichtete über die Bedeutung des neuen Vertrages und freute sich, dass die Ergotherapie damit Vorreiter im Heilmittelbereich mit einer erweiterten Versorgungsverantwortung sei.
Ein weiteres spannendes Thema stellte Ergotherapeutin Kerstin Yachou-Espelage aus Frankfurt vor: Die Occupasion-based Intervention (OBI) in der Handtherapie am Beispiel ihrer Single-Case-Studie mit einer Patientin mit multiplen Fingerfrakturen. Diese war neben der üblichen Mobilisation auch mit Übungen mit alltäglichem Tätigkeitsbezug behandelt worden. In der Studie waren das Outcome des Bewegungsausmaßes mit dem COPM (Canadian Occupational Performance Model) und DASH (Disabilities of Arm, Schoulder and Hand) erfasst worden, um die Fortschritte nicht nur im Range of Motion (ROM), sondern auch im Bewegungsalltag der Patientin zu erfassen. Die Studie belegt, dass der Erfolg des betätigungsorientierten Ansatzes (OBI) sich in allen untersuchten Parametern widerspiegelt.
Zum internationalen Besuch aus Bogotá gehörten Handchirurg Adiela Estrada Casas und Handtherapeutin Carolina Molano, die mit ihren Vorträgen zum Thema Tennisellenbogen und thermoplastischen Schienenoptionen am Ellenbogen beeindruckten. Ergotherapeut Walter Bureck aus Housten klärte ergänzend zum Thema Quengelschienen am Ellenbogen über Herstellung, Tragedauer und die Möglichkeiten der Bewegungserweiterung auf.
Zwischen den Vorträgen konnten sich die Teilnehmenden austauschen, die Vorstellungen der Poster verfolgen oder sich über die Neuheiten der Austeller*innen informieren. Allerdings mangelte es noch am interdisziplinären Miteinander. So besuchten zwar viele Therapeut*innen die Vorträge von Mediziner*innen und Handchirurg*innen. Zu einem direkten Austausch kam es jedoch noch zu selten. Dennoch feierten die Teilnehmenden am Freitagabend im Festsaal ausgelassen und gemeinsam unter der eindrucksvollen Kongresskuppel – und freuten sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr ([Abb. 1]).
Nora Meyer, Ergotherapeutin, Manualtherapeutin der oberen Extremität und praktizierende Handtherapeutin, Herausgeberin der Praxis Handreha
Publication History
Article published online:
15 January 2025
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