Geriatrie up2date 2025; 07(01): 25-40
DOI: 10.1055/a-2410-4492
Varia

Pflegende Angehörige – erkennen, Probleme identifizieren, Lösungen finden

Robin John
,
Marianne Schneemilch
,
Thomas Lichte
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Bei Multimorbiden, auch mit psychischen Komorbiditäten, werden bei Verschlechterung ambulante bzw. sogar stationäre pflegerische Maßnahmen erforderlich. Komplexe Situationen und oft sich verschlechternde Bedingungen für Pflegebedürftige und deren Angehörige benötigen individuelle Entlastungs- und Unterstützungsangebote. Hausärztliche Praxisteams kennen die schwierigen Betreuungs- bzw. Pflegesituationen und können so sinnvoll agieren.

Kernaussagen
  • Bei einer betreuungsbedürftigen Person sollten dem Hausarzt-Praxisteam sich kümmernde, versorgende bzw. pflegende An- bzw. Zugehörige bekannt sein.

  • Veränderungen in Bezug auf Pflegebedarf, Zustand der gepflegten Person und Beziehung in der Pflegefamilie können Signale für erhöhte Versorgungsnotwendigkeit sein.

  • Yellow Flags sind als Hinweise für evtl. entstehende Über- bzw. Belastungen zu sehen.

  • Red Flags sind – meist akute – Warnzeichen für abwendbar gefährliche Verläufe.

  • Um einen besseren Eindruck von der Belastung von pflegenden Angehörigen zu bekommen, kann – auch im Verlauf – gut und einfach die 10-Items umfassende Häusliche Pflegeskala (HPS) eingesetzt werden.

  • Häufig zu erwartende Konflikte können bei empathischem Vorgehen auch von Hausarztteams bspw. bei kritischen Pflegesituationen oder herausforderndem Verhalten der Gepflegten mit demenziellen Erkrankungen durch (Er-)Klärung der Ursachen verbessert werden.

  • Bei Veränderungen der Pflegesituation im ambulanten/stationären Setting eignen sich Familienkonferenzen sehr gut, um in der Gruppe der Beteiligten antizipierende Absprachen – auch schriftlich – festzulegen.

  • Bei wertschätzender Würdigung der bisherigen Tätigkeit der pflegenden Angehörigen sollten die Hausarztpraxis-Teams frühzeitig zur Nutzung von Hilfs- und Unterstützungsangeboten beraten. Diese Maßnahmen erscheinen auch relevant gegenüber Unterversorgung.

  • Bei pflegenden Angehörigen daran denken, dass es sich hier auch um „versteckte Patienten“ handeln könnte. Hier sollten Hausarztteams, die die gesamte Pflegefamilie versorgen, ein besonderes Augenmerk haben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. Januar 2025

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