PSYCH up2date 2025; 19(03): 201-214
DOI: 10.1055/a-2390-9686
Abhängigkeitserkrankungen

Nicht stoffgebundene Süchte

Patrick Bach
,
Manuel Stenger
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Nicht stoffgebundene Süchte, die auch als Verhaltenssüchte bezeichnet werden, bezeichnen eine Gruppe von Störungen, die durch exzessives und schwer kontrollierbares Verhalten gekennzeichnet sind, das trotz negativer Konsequenzen fortgesetzt wird und zu erheblichen psychosozialen Beeinträchtigungen führen kann. Der Beitrag gibt einen Überblick über die Grundlagen, Klassifikation, Diagnose und Therapie von Verhaltenssüchten.

Kernaussagen
  • Verhaltenssüchte sind dadurch gekennzeichnet, dass bestimmte Verhaltensweisen übermäßig ausgeführt werden, nur schwer kontrollierbar sind und zunehmend Vorrang vor anderen Aktivitäten erhalten.

  • Glücksspielsucht und Computerspielsucht sind in der ICD-11 als eigenständige Diagnosen aufgeführt und können anhand festgelegter Kriterien diagnostiziert werden. Weitere Verhaltensweisen, die den Kriterien einer Verhaltenssucht entsprechen (wie etwa die Soziale-Netzwerke-Nutzungsstörung), können in der ICD-11 als sonstige spezifische oder unspezifische Störungen basierend auf Verhaltenssüchten eingeordnet werden. Andere verwandte Störungen, wie die Kauf-Shopping-Störung oder zwanghaftes Sexualverhalten, sind weiterhin im Kapitel der Impulskontrollstörungen klassifiziert.

  • Verhaltenssüchte sollten in erster Linie psychotherapeutisch behandelt werden, wobei die stärksten Wirksamkeitsnachweise für die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) vorliegen.

  • Eine S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Internetnutzungsstörungen wurde kürzlich veröffentlicht.

  • Bei gleichzeitig bestehenden psychischen Erkrankungen wie affektiven oder Angststörungen kann eine Psychopharmakotherapie gemäß den entsprechenden Leitlinien in Betracht gezogen werden.

  • Der Einsatz von Medikamenten zur Behandlung von Verhaltenssüchten (z.B. SSRI oder Anti-Craving-Substanzen wie Naltrexon) erfolgt derzeit außerhalb der Zulassung (off-label) und sollte – falls überhaupt – nur in Verbindung mit einer Psychotherapie in Erwägung gezogen werden.



Publication History

Article published online:
08 May 2025

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