KJP up2date 2025; 02(03): 241-261
DOI: 10.1055/a-2351-9546
Symptome und Syndrome

Psychodiabetologie bei Kindern und Jugendlichen

Anke Pfeffermann
,
Bettina Horlebein
,
Thomas Lempp
Preview

Diabetes mellitus Typ 1 kann die Entstehung und den Verlauf von psychischen Störungen beeinflussen. Psychosoziale und Verhaltensfaktoren beeinflussen umgekehrt den Therapieerfolg und damit das Risiko für somatische Folgeerkrankungen. Für die Psychotherapie ist Wissen über Diabetes und Diabetesselbstmanagement wichtig, um die diabetesspezifischen Besonderheiten in einer differenzierten Diagnostik und Therapieplanung angemessen zu berücksichtigen.

Kernaussagen
  • Im Kinder- und Jugendalter besteht eine höhere Prävalenz von Diabetes mellitus Typ 1.

  • Die Mehrzahl der Betroffenen und ihrer Familien bewältigt die Belastung durch die Erkrankung nach wenigen Monaten der Diagnosestellung gut. Treten dennoch im Verlauf psychische Störungen auf, sind dies vermehrt Depression, Angststörungen und bei Mädchen zusätzlich Essstörungen (v.a. sonstige Essstörungen).

  • Für einige psychische Störungen ist bei Menschen mit Diabetes mellitus das Erkrankungsrisiko erhöht. Unbehandelt resultiert ein schlechteres Therapieergebnis.

  • Diabetes mellitus kann bei psychischen Störungen ein prädisponierender, auslösender und/oder aufrechterhaltender Faktor sein; dies ist bei der Behandlung individuell zu berücksichtigen.

  • Undiagnostizierte und unbehandelte psychische Erkrankungen, die unabhängig von der Diabeteserkrankung bestehen, können das Diabetesmangement im Entwicklungsverlauf massiv behindern und somit langfristig körperliche Folgeerkrankungen mitbedingen.

  • Bei Diabetes und spezifischen psychischen Störungen wie Essstörungen, Substanzabusus und Depressionen ist eine psychotherapeutische Behandlung unter Berücksichtigung von diabetesspezifischen Risiken besonders entscheidend.

  • Sind Psychopharmaka notwendig, ist bei komorbidem Diabetes mellitus auf Gewichtsneutralität (v.a. Antipsychotika, Mirtazapin) und auf Hypoglykämierisiko (v.a. bei Fluoxetin und Venlafaxin) zu achten. Nach Eindosierung oder Dosisveränderung sollte regelmäßig der Hba1c-Wert überprüft werden.



Publication History

Article published online:
01 July 2025

© 2025. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany