Zusammenfassung
Durch den aktuellen Krieg in der Ukraine steht die Behandlung von Kriegsverletzungen
in der öffentlichen Diskussion. Die hierzulande stattfindende Weiterversorgung von
Verletzten aus der Ukraine nach Verteilung im Kleeblatt in die TraumaNetzwerke DGU
steht nicht zuletzt durch die Forderung des Bundesverteidigungsministeriums und des
Bundesgesundheitsministeriums, die Bundeswehr und das deutsche Gesundheitssystem gegenüber
potenziellen Belastungen aus kriegerischen Auseinandersetzungen resilienter (kriegstüchtig)
zu machen, im Fokus. Um ein Verständnis für die erwartbaren Behandlungsergebnisse, die Vorgehensweisen
im Einsatz, aber auch die Unwägbarkeiten der Schwerstverletztenversorgung unter Einsatzbedingungen
zu etablieren, ist es das Ziel des vorliegenden Artikels, die Besonderheiten der Schwerstverletztenversorgung
in kriegerischen Auseinandersetzungen darzustellen. Durch eine Literaturrecherche werden die Herausforderungen und typischen Verletzungsmuster
am
Beispiel des Einsatzes der Bundeswehr in Afghanistan und des aktuellen Krieges in
der Ukraine dargestellt. Es wird ein Überblick über die Faktoren gegeben, die abweichend
von der gut etablierten und standardisierten, zivilen Polytraumaversorgung in Deutschland
die Vorgehensweisen und die Ergebnisqualität unter Einsatzbedingungen beeinflussen
können. Die Schwerstverletztenversorgung erfolgt auch im Einsatz der Bundeswehr oder wie aktuell
konzipiert für den Einsatz der NATO unter standardisierten Bedingungen, die sich an
der algorithmenbasierten Versorgung des ATLS mit Fokus auf Blutungskontrolle orientiert.
Dies ist materiell und personell gut etabliert, vorbereitet und geschult. Einzelne Ländergegebenheiten bzw. Einsatzerfordernisse können aber dazu führen, dass
die erste ärztliche notfallmedizinische Versorgung abweichend vom zivilen System in
Deutschland erst zeitverzögert und nach längerem Transport erfolgen kann. Ziel ist
es hierbei immer, für die eingesetzten
Soldaten eine im Ergebnis gleichwertige Versorgung abzubilden, wie sie hier in Deutschland
jedem Unfallopfer, unabhängig von Zeit und Ort des Unfalles, potenziell zur Verfügung
steht.
Abstract
The current war in Ukraine has drawn public attention to the treatment of war injuries.
Follow-up treatment in Germany is portrayed the clover leaf of the TraumaNetzwerke
DGU, is largely based on the demands of the Federal Ministries for Defence and Health
and is intended to enhance resilience in war. The present article presents the special features of the care of severely injured
patients during hostilities and should provide insights into the expected results
of treatment and the actual procedures. We emphasise the unpredictability of the care
of the severely injured during hostilities. On the basis of a search of the literature for the deployment of the German Army in
Afghanistan and for the current war in Ukraine, we present the challenges and the
typical patterns of injuries. We discuss the factors that can influence the procedures
and the quality of the results during hostilities and how these may differ from civil
polytrauma care in Germany – which is well
established and standardised. Even during deployment of the Federal Army or (as planned) NATO, care of the severely
injured is under standardised conditions, as based on the algorithmic ATLS care and
which is concentrated on bleeding control. The corresponding equipment and personnel
are well established, well prepared and well trained. However, there may be special local conditions or special deployments that make it
inevitable that emergency medical care will be more delayed than in the civil system
in Germany and can only take place after protracted transport. The objective is always
that soldiers in combat should be able to receive medical care that is equivalent
to that received by all accident victims in Germany, whatever the time and site of
the accident.
Schlüsselwörter Schwerverletztenversorgung - Krieg - Besonderheiten - Chirurgie
Keywords trauma care - war surgery - specialities