Kardiologie up2date 2025; 21(02): 181-197
DOI: 10.1055/a-2334-2984
Psychokardiologie und rehabilitative Medizin

Psychokardiologische Aspekte des Vorhofflimmerns

Von Pathophysiologie bis Therapie
Julia Lurz
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Psychosoziale Faktoren wie Depression, Angststörungen und Stressbelastung werden immer bedeutender für Verlauf und Lebensqualität bei Vorhofflimmern. Sie beeinflussen nicht nur das emotionale Befinden, sondern haben auch signifikante Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit, Mortalität und Lebensqualität. Der folgende Artikel befasst sich mit den biomedizinischen und psychosozialen Hintergründen, die aktuelle Datenlage und stellt die therapeutischen Optionen dar.

Kernaussagen
  • Vorhofflimmern ist die häufigste (anhaltende) Herzrhythmusstörung. Psychische Vorerkrankungen und Belastungen sind als Risikofaktor für die Entstehung von VHF anzusehen. Die Krankheitsverarbeitung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen.

  • Die konkrete Wahrnehmung von VHF-Episoden ist unzuverlässig. Oft geben die Betroffenen Palpitationen an, obwohl Sinusrhythmus besteht. Bewertung und Krankheitsperzeption sind hierbei entscheidend. Diese kann durch psychokardiologische Interventionen positiv beeinflusst werden.

  • Besonders eine angstbetonte oder gar katastrophisierende Bewertung verschlechtert die Lebensqualität. Ungünstig wirkt sich hierbei vor allem Vermeidungsverhalten (z. B. von körperlicher Aktivität) aus.

  • Anamnestisch sollten daher die subjektive Belastung durch das VHF, Depression und Ängste erfasst werden. Hierzu stehen auch Screening-Fragebogen wie der HADS oder der HAF (Herzangstfragebogen) zur Verfügung.

  • Fundament der Therapie ist die psychokardiologische Grundversorgung mit einer sorgfältigen Aufklärung über das Beschwerdebild. Hierbei sollte übertriebenen Ängsten und Vermeidungsverhalten entgegengewirkt und auf eine gute Adhärenz mit der Behandlung (z. B. Antikoagulation) als Sicherheitsfaktor hingearbeitet werden.

  • Bewegungstherapie (z. B. Teilnahme an einer ambulanten Herzgruppe) kann den Betroffenen helfen, kardiale Sensationen nicht als bedrohlich wahrzunehmen und wieder Vertrauen zu ihrem Herz aufzubauen.

  • Fachpsychotherapie ist bei manifester Depression oder Angststörung oder problematischer Krankheitsverarbeitung indiziert. Wenn die Teilhabe am Erwerbsleben (Arbeitsunfähigkeit > 3 Monate) oder am gesellschaftlichen Leben gefährdet ist, sollte eine psychokardiologische Rehabilitation erwogen werden.



Publication History

Article published online:
12 June 2025

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