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DOI: 10.1055/a-2321-6221
Notfälle bei Palliativpatienten im Rettungsdienst – ethische und juristische Aspekte

Klassischerweise kommt der Notfallrettung sinngemäß die Aufgabe zu, Patienten mit erhaltenen Vitalparametern und geschützt vor Folgeschäden in eine geeignete Klinik zu bringen [1]. Dieser primär kurativ lebensrettende Ansatz kann bei einer Alarmierung zu Palliativpatienten multidimensionaler werden. Daher möchten wir Ihnen juristische Fakten sowie ethische Denk- und Lösungsansätze für ein differenziertes Vorgehen zwischen Lebensrettung und Symptomkontrolle bei Palliativpatienten im Rettungsdienst vorstellen.
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Die Alarmierungsgründe des Rettungsdienstes bei Palliativpatienten reichen von der Symptomkrise bis zur von der Grunderkrankung unabhängigen Notfallsituation.
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Eine besondere Aufgabe ist es herauszufinden, ob vor Ort eine kurative/lebenserhaltende Therapie oder Symptomkontrolle indiziert und gewünscht ist.
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Bei bewusstlosen Patienten muss dessen mutmaßlicher Wille möglichst ohne Zeitverlust eruiert werden – eine Option sind bspw. Patientenausweise im Rahmen des „Advance Care Planning“.
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Die Kenntnis juristischer Vorgaben und bioethischer Prinzipien erlauben eine multidimensionalere Bewertung von palliativen Notfallsituationen und des eigenen Handelns.
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Palliativpatienten sind nicht automatisch sterbende Patienten in der Finalphase einer Erkrankung.
Publication History
Article published online:
25 June 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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