Frauenheilkunde up2date 2025; 19(02): 157-172
DOI: 10.1055/a-2234-2342
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS)

Susanne Cupisti
,
Lisa Windischbauer
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Das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS) ist eine iatrogene Komplikation während assistierter Reproduktionstechniken (ART), bei der die Ovarien übermäßig auf hormonelle Stimulationsmaßnahmen reagieren. Seit seiner Erstbeschreibung ist das OHSS eine bedeutende Herausforderung, insbesondere da die Zahl der ART-Behandlungen weltweit kontinuierlich ansteigt.

Kernaussagen
  • Das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS) ist eine iatrogene Komplikation während assistierter Reproduktionstechniken (ART), bei der die Ovarien übermäßig auf hormonelle Stimulationsmaßnahmen reagieren.

  • Das OHSS zeigt ein breites Spektrum klinischer und laborchemischer Befunde und wird in milde, mittelschwere und schwere Formen eingeteilt – abhängig von der abdominalen Distension, Ovarialvergrößerung sowie respiratorischen und hämodynamischen Komplikationen.

  • Die Entstehung des OHSS beruht auf einer komplexen Interaktion hormoneller und entzündlicher Prozesse. Die ovarielle Stimulation führt nicht nur zur Follikelreifung, sondern auch zur Ovarialvergrößerung und gesteigerten Produktion von Östrogen und vasoaktiven Substanzen, welche die Gefäßpermeabilität erhöhen und eine Flüssigkeitsverschiebung in den extrazellulären Raum bewirken.

  • Mehrere Klassifikationssysteme unterscheiden zwischen frühem und spätem OHSS sowie zwischen verschiedenen Schweregraden anhand klinischer, laborchemischer und bildgebender Parameter.

  • Die klinische Präsentation des OHSS reicht von milden, selbstlimitierenden Symptomen wie leichten abdominalen Schmerzen, Übelkeit und Vergrößerung der Ovarien bis zu lebensbedrohlichen Zuständen mit Multiorganbeteiligung.

  • Die Diagnostik des OHSS basiert auf einer umfassenden Anamnese, klinischen Symptomen und transvaginalem Ultraschall, ergänzt durch Laboruntersuchungen.

  • Die Behandlung von mildem bis moderatem OHSS erfolgt meist ambulant und umfasst symptomatische Linderung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Analgesie und regelmäßige Kontrollen von Gewicht und Bauchumfang.

  • Schwere und kritische OHSS erfordern eine stationäre bis hin zu intensivmedizinischer Betreuung, um die hämodynamische Stabilität zu sichern.

  • Die Prävention des OHSS ist zentral in der ART und basiert auf der frühzeitigen Identifikation von Risikopatientinnen und individualisierten Stimulationsprotokollen.

  • Präventive Maßnahmen umfassen den Einsatz von GnRH-Antagonisten, Coasting, alternativen Ovulationsinduktionsmethoden und zusätzlichen Therapien, um die Häufigkeit und Schwere des OHSS zu reduzieren.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
31. März 2025

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