Nervenheilkunde 2024; 43(03): 97-102
DOI: 10.1055/a-2229-1256
Übersichtsarbeit

Psychoedukation für Patienten mit Migrationshintergrund

Eine kulturspezifische Bedarfsanalyse und Evaluation der PatientenzufriedenheitPsychoeducation for patients with migration backgroundA survey of needs and evaluation
Bianca Ueberberg
1   LWL-Klinik Dortmund
,
Jonas Staudt
2   Vitos gGmbH, Kassel
,
Tatjana Kaaz
1   LWL-Klinik Dortmund
,
Betül Bilgin
1   LWL-Klinik Dortmund
,
Alexandra Goulbourn
1   LWL-Klinik Dortmund
,
Eckhard Koch
3   Vitos Holding, Marburg
,
Hans-Jörg Assion
1   LWL-Klinik Dortmund
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ZUSAMMENFASSUNG

Migration kann persönliche und seelische Belastungen sowie Auswirkungen auf das gesundheitliche Befinden mit sich bringen. Allerdings bestehen für Personen mit Migrationshintergrund Barrieren im Gesundheitssystem und die Anzahl kultursensibler Angebote ist gering. Zudem haben die wenigen kultursensiblen Angebote oftmals nur temporären Bestand und sind stark von einzelnen Protagonisten abhängig. Mit der Entwicklung des Manuals „Interkulturelle Psychoedukation für Menschen mit Migrationshintergrund“ sollte ein kultursensibles Angebot mit dem Ziel der Steigerung der Versorgungsqualität für Migranten geschaffen werden. Dabei steht die Wissensvermittlung über das tägliche Leben in Deutschland, Prävention, soziale Kontakte und Hilfsangebote, aber auch psychische Erkrankungen im Vordergrund. Zur Evaluation dieser interkulturellen Psychoedukation (iP) erfolgten Prä-/Post-Erhebungen evaluierter Fragebögen sowie selbst entwickelter Fragebögen zum Kenntnisgewinn bzw. der Pateientenzufriedenheit. Bei einer hohen Zufriedenheit mit dem Angebot, wurden die Module (Inhalt und sprachliches Verständnis) mit gut bis sehr gut bewertet. Ein signifikant verbesserter Kenntnisstand und eine signifikante Verbesserung in der Offenheit über Problem zu sprechen konnte im Prä-/Post-Vergleich identifiziert werden, während es keine signifikanten Veränderungen in der Selbstwirksamkeit und den Migrationsstressoren gab.

Den Teilnehmenden konnte im Rahmen der iP die Basis für ein Shared-Decision-Making vermittelt werden. Die Wissens- und Informationsvermittlung verbesserte das Verständnis über die psychischen Störungen, wodurch Rückfälle verhindert und stationäre Behandlungszeiten verkürzt oder vermieden werden können.

ABSTRACT

I Migration can cause personal and emotional stress and has an impact on healthiness. However, there are barriers in the healthcare system for people with a migration background and the number of culturally sensitive services is low. In addition, the few culturally sensitive offers are often only temporary and are very dependent on individual protagonists. With the development of the manual „Intercultural psychoeducation for people with a migration background“, a culturally sensitive service was created with the aim of increasing the quality of care for migrants. The focus is on imparting knowledge about daily life in Germany, prevention, social contacts and support services, as well as mental illness. To evaluate this intercultural psychoeducation (iP), pre/post surveys were carried out using evaluated questionnaires and self-developed questionnaires on knowledge gain and patient satisfaction. With a high level of satisfaction with the program, the modules (content and linguistic understanding) were rated in a range between good to very good. A significant improved level of knowledge and a significant improvement in openness to talk about problems were identified in the pre/post comparison, while there were no significant changes in self-efficacy and migration stressors.



Publication History

Article published online:
13 March 2024

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