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DOI: 10.1055/a-2205-5916
Gesundheitsvorsorge beim Bundesfreiwilligendienst: Das Weltwärts-Programm

Jährlich treten zwischen 2500 und 4000 junge Erwachsene einen Freiwilligendienst in sozialen bzw. gesellschaftspolitischen Projekten mit dem Weltwärts-Programm des Bundesministeriums für Zusammenarbeit und Entwicklung in einem Land des globalen Südens an [1]. Mit der medizinischen Vorbereitung sollte mindestens 10–12 Wochen vor Abreise begonnen werden. Eine verpflichtende Nachuntersuchung ist ca. 10 Wochen nach der Rückkehr vorgesehen.
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Weltwärts-Freiwillige sind eine besonders gefährdete Reisepopulation.
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Die 2019 eingeführte verpflichtende Vor- und Nachuntersuchung ist außerordentlich sinnvoll. Eine stabile physische Gesundheit und psychische Belastbarkeit sollten gegeben sein, um den Einsatz erfolgreich durchführen zu können.
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Experimentierfreudigkeit gepaart mit Unerfahrenheit mit Reisen in den globalen Süden und der Konfrontation mit sozialen Problemen stellen ein besonderes Risiko dar.
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Die psychischen Herausforderungen durch den Freiwilligendienst sind nicht zu unterschätzen. Menschen mit psychischen Störungen, insbesondere Essstörungen, sollte vom Freiwilligendienst abgeraten werden. Alternativ sollte dieser nur unter besonderen Vorkehrungen unterstützt werden.
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Von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen wird vereinzelt berichtet, vor allem bei Aufenthalten in Afrika und Südamerika.
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Die sorgsame Impfplanerstellung und die Beratung zur Malariaprophylaxe sollten nicht nur den vorgesehenen Einsatzort, sondern auch Reisen in der Region und im Anschluss an den Freiwilligendienst berücksichtigen.
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Sehr häufige Krankheiten sind nach einer Befragung von Freiwilligen Durchfälle, Verletzungen, Hautprobleme, Hitzeerschöpfung und Erkältungen, seltener – aber dafür schwerwiegender – psychische Erkrankungen, Dengue-Fieber und Malaria. Von den Freiwilligen, die sich in Hochrisikogebieten in Afrika aufhielten, wurde allerdings von 40% von Malariaerkrankungen berichtet.
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Die mangelnde Compliance bei der medikamentösen Malariaprophylaxe in Malariahochrisikogebieten stellt ein bisher nicht gelöstes Problem dar. Regelmäßig wird von Malariaerkrankungen bei Aufenthalt im tropischen Afrika berichtet.
Schlüsselwörter
Weltwärts-Freiwilligendienst - soziale Einsätze - junge Erwachsene - Bundesfreiwilligendienst - globaler SüdenPublikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
05. November 2024
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Burgunderstraße 31, 40549 Düsseldorf, Germany
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Literatur
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