Sprache · Stimme · Gehör 2024; 48(01): 54-56
DOI: 10.1055/a-2171-0849
Interview

Hörvermögen wiederherstellen mit Optogenetik

Interview mit Professor Tobias Moser
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Zur Person

Prof. Dr. Tobias Moser ist als Neurowissenschaftler, HNO-Arzt und Audiologe am Göttinger Campus tätig. Seit 2015 leitet er das Institut für Auditorische Neurowissenschaften an der Universitätsmedizin Göttingen und Arbeitsgruppen am Deutschen Primatenzentrum und an dem Max-Planck-für Multidisziplinären Naturwissenschaften. Seine Forschungsgebiete sind die synaptische Kodierung und Verarbeitung von Schallinformation im auditorischen System und innovative Ansätze zur Wiederherstellung des Hörens bei Schwerhörigkeit. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Leibniz-Preis und dem Ernst-Jung-Preis für Medizin sowie dem Scientific Grand Prize von der Fondation Pour l’Audition.

Herr Professor Moser, Sie sind Neurowissenschaftler und HNO-Arzt und leiten das Institut für Auditorische Neurowissenschaften der Universitätsmedizin Göttingen und auch Forschungsgruppen am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen. Sie wurden mit zahlreichen hochrangingen Forschungspreisen geehrt, allen voran im Jahr 2015 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG. Sie arbeiten an einem optisch stimulierenden Cochlea-Implantat (CI), als Innovation des heute verwendeten elektrisch bzw. galvanisch stimulierenden Implantats. Was war die Motivation dafür, diesen aufwendigen Weg zu beschreiten – der darüber hinaus „einen langen Atem“ braucht – wo es doch etwas Bewährtes gibt?

Langer Atem ist hier tatsächlich gefragt: wir sind mit diesem Projekt seit 2007 unterwegs! Die Motivation entspringt aus der Einsicht, dass das CI auch in den kommenden Dekaden das wichtigste Hilfsmittel für Schwersthörige bleiben wird. Es ist die erfolgreichste Neuroprothese! Obwohl wir intensiv an der Entwicklung von verschiedenen Gentherapien arbeiten, die von entscheidender Bedeutung sind, können davon nur wenige Menschen mit einem Defekt in einem spezifischen Gen profitieren. Ein Beispiel hierfür ist die Otoferlin-assoziierte auditorische Synaptopathie, bei der die klinische Prüfung zu einer Gentherapie bereits im vergangenen Jahr begonnen hat. Dagegen kann das CI sehr breit und relativ unabhängig vom spezifischen Krankheitsmechanismus eingesetzt werden, solang ein funktioneller Hörnerv und eine ausreichende Rehabilitationsfähigkeit gegeben ist. Es verspricht also einer wesentlich größeren Gruppe von Patient*innen eine Verbesserung des Hörvermögens.



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Article published online:
11 March 2024

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