Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2024; 19(02): 181-201
DOI: 10.1055/a-2135-3596
Technische Orthopädie

Stadienadaptierte Orthesenversorgung bei paralytischer Poliomyelitis

Axel Ruetz
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Obwohl Polio in vielen Ländern durch Impfungen fast ausgerottet wurde, sind nach wie vor die Folgen dieser Viruserkrankung zu behandeln. Hochmoderne Hilfsmittel bieten nicht nur eine verbesserte Mobilität, sondern auch eine deutliche Steigerung der Lebensqualität. Individuelle Lösungen müssen im interdisziplinären Team ausgearbeitet und auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten werden. Der Artikel stellt die neuesten Entwicklungen in der Orthesenversorgung vor.

Kernaussagen
  • Die orthopädietechnischen Therapieoptionen der unteren Extremität unterscheiden sich bei einem stabilen Zustand nach paralytischer Poliomyelitis acuta anterior und bei der neurodegenerativen Folgeerkrankung des instabilen Post-Polio-Syndroms.

  • Vor der Versorgung mit Orthesen ist eine umfangreiche Diagnostik der Betroffenen indiziert.

  • Eingeschlossen ist immer – sei es bei Neuversorgung, Umversorgung oder Konzeptänderung des Orthesensystems – die Diagnostik mittels einer diagnostischen Testorthese (DTO) mit dem ärztlich verordneten Orthesenkonzept.

  • Die Betroffenen können versorgt werden mit folgenden Systemen:

    • DAFO – dynamische Knöchel-Fuß-Orthese,

    • AFO – Unterschenkel-Fuß-Orthese,

    • KO – Knieorthese,

    • KAFO – Oberschenkel-Fuß-Orthese,

    • HKAFO – Hüft-Knie-Fuß-Orthese,

    • „Hybrid-Versorgungen“.

  • Anspruch und Wunsch des Betroffenen sind zu erheben und Grundlage der Orthesenversorgung.

  • Eine hochwertige orthopädietechnische Versorgung an den unteren Extremitäten lässt sich nicht realisieren ohne eine spezifische Gebrauchsschulung durch erfahrene Physio-/Ergotherapeuten.

  • Die erstmalige Orthesenversorgung wie auch die konzeptionelle Umversorgung müssen immer im Team mit Arzt, Gangtherapeut (Ergotherapeut, Physiotherapeut) und Orthopädietechniker erfolgen und den notwendigen besonderen Bedarf an Trainingsumfang berücksichtigen.



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Article published online:
27 March 2024

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