Suchttherapie 2023; 24(03): 117-127
DOI: 10.1055/a-2110-1807
Schwerpunktthema

Digitale Prävention von Substanzgebrauchsstörungen, problematischer Mediennutzung und problematischem Glücksspiel

Online Prevention of Substance Use Disorders, Problematic Media Use, and Problem Gambling
Marc-Dennan Tensil
1   delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH
,
Vera Aenis
1   delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH
,
Nina Becker
1   delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH
,
Fabian Leuschner
1   delphi Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH
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Zusammenfassung

Hintergrund Die Ansprache von Zielgruppen der Suchtprävention erfolgt bereits seit über 20 Jahren auch digital. Zur konkreten Ausgestaltung und der Inanspruchnahme digitaler Angebote der Suchtprävention und damit verbundener Frühinterventionen stehen jedoch bisher nur wenige Informationen zur Verfügung.

Methode Anhand der Daten aus der begleitenden Evaluation von drei digitalen Suchtpräventionsangeboten zu den Themenbereichen Substanzgebrauchsstörungen, problematische Mediennutzung und problematischem Glücksspiel wird die Umsetzung und Inanspruchnahme digitaler Suchtprävention dargestellt.

Ergebnisse Unabhängig von ihrem thematischen Kontext fokussieren die drei Plattformen jeweils die Aspekte Informationsvermittlung und Risikoaufklärung, individualisiertes Feedback für Nutzende sowie niedrigschwellige Übergänge in professionelle (digitale) Unterstützungsangebote. Die Daten aus der Evaluation deuten darauf hin, dass die avisierten Zielgruppen mit den jeweiligen Angeboten gut erreicht werden können. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Plattformen hinsichtlich der Reichweite der Angebote und mutmaßlich auch hinsichtlich der Erreichbarkeit besonders vulnerabler Zielgruppen.

Schlussfolgerung Digitale Angebote der Suchtprävention haben das Potential, frühzeitig, niedrigschwellig und mit hoher Reichweite spezifische Risikogruppen zu erreichen. Für den Aufbau und die Aufrechterhaltung einer relevanten Reichweite scheinen kontinuierliche Investitionen, insbesondere in fundierte Inhalte, unerlässlich zu sein. Personen mit einem geringen Bildungsniveau werden durch die noch immer überwiegend textbasierten Inhalte und Angebote der Plattformen offenbar nur sehr eingeschränkt erreicht.

Abstract

Background Online approaches have been in use for more than 20 years to address target groups in addiction prevention. However, little is known about the specific designs and use of online addiction prevention services and associated early interventions.

Methods The implementation and use of online prevention are presented using data from three online addiction prevention platforms on substance use disorders, problematic media use, and problem gambling.

Results Regardless of their topic, all three platforms focus on providing information, risk education, individualized feedback for users, and easy access to professional (online) support services. The data indicate that the relevant target groups can be reached well with the respective platforms. Between the platforms, there are considerable differences with regard to the reach of the services and presumably also with regard to reaching particularly vulnerable target groups.

Conclusion Online addiction prevention services have the potential to widely reach specific risk groups at an early stage and at a low threshold. Continued investments, especially in sound content, seem essential for building and maintaining a relevant reach. However, as the platforms’ content and services are still predominantly text-based, people with a low level of education appear to be reached only to a very limited degree.



Publication History

Article published online:
13 July 2023

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