Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2023; 17(03): 249-263
DOI: 10.1055/a-2046-0051
Endokrine Chirurgie

Endokrine Hypertonie

Chirurgische Therapie von Tumoren und Funktionsstörungen der Nebennieren
Nada Rayes
,
Lena Seidemann
,
Undine Lange
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In Deutschland leiden ⅓ der Erwachsenen, d. h. ca. 20 Millionen Menschen, unter Bluthochdruck, in der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen sogar 75%. In den meisten Fällen (85%) wird keine Ursache gefunden, bei den restlichen sekundären Formen kann jedoch möglicherweise eine kausale Therapie eingeleitet werden. Da diese meist auf Funktionsstörungen der Nebennieren beruhen, sollte insbesondere bei jüngeren Patienten eine endokrinologische Abklärung erfolgen.

Kernaussagen
  • Vor allem bei jungen Patient*innen mit neu aufgetretenem arteriellem Hypertonus sollte eine endokrine Ursache ausgeschlossen werden.

  • Die häufigsten adrenal bedingten Ursachen des arteriellen Hypertonus sind (in absteigender Reihenfolge)

    • der primäre Hyperaldosteronismus,

    • das Phäochromozytom und

    • das Cushing-Syndrom.

  • Der primäre Hyperaldosteronismus wird immer häufiger diagnostiziert und ist nur in einem Drittel der Fälle mit einer Hypokaliämie vergesellschaftet.

  • Das Phäochromozytom verursacht meist keinen kontinuierlichen Hypertonus, sondern eher Blutdruckspitzen mit Kopfschmerzen und Blässe.

  • Das Cushing-Syndrom ist durch den typischen Phänotyp mit Vollmondgesicht, Stiernacken und Stammfettsucht charakterisiert.

  • Die biochemische Abklärung insbesondere des primären Hyperaldosteronismus und des Cushing-Syndroms sollte durch eine spezialisierte Endokrinologin bzw. einen spezialisierten Endokrinologen erfolgen.

  • Beweisend für das Phäochromozytom sind deutlich erhöhte freie Metanephrine und Normetanephrine im Plasma oder 24-h-Sammelurin.

  • Nach biochemischer Sicherung folgt die Tumorsuche mit einem Nativ-CT oder MRT, die Punktion ist obsolet.

  • Die Resektion der meist kleinen und benignen Tumoren sollte minimalinvasiv laparoskopisch transperitoneal oder retroperitoneoskopisch durchgeführt werden und nur bei Tumoren > 8 cm oder mit Malignitätsverdacht als offener Eingriff.

  • Beim Cushing-Syndrom muss perioperativ Hydrokortison substituiert und ein Notfallausweis ausgestellt werden.



Publication History

Article published online:
06 June 2023

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