Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2023; 18(04): 297-309
DOI: 10.1055/a-1988-0565
Grundlagen

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) infolge von Unfällen

Anzeichen erkennen und Behandlung initiieren
Monika Weiß
,
Helen-Marie Pumpe

Nach einem schweren Verkehrsunfall berichtet ein Teil der körperlich verletzten Patienten von belastenden Unfallerinnerungen und verändertem Erleben in der Unfallfolge. In diesem Artikel werden am Beispiel dieser Patientengruppe die neurowissenschaftlichen Hintergründe der Entwicklung einer posttraumatischen Symptomatik erläutert. Es werden erste diagnostische Schritte und Hilfen für die Heilverfahrenssteuerung vorgestellt. Anhand eines Fallbeispiels bieten wir einen Einblick in die Diagnostik und leitliniengerechte Behandlung der PTBS in der Psychotherapie.

Kernaussagen
  • Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die durch ein traumatisches Ereignis ausgelöst wird.

  • Betroffene leiden unter wiederkehrenden Erinnerungen, Albträumen und Instrusionen bis hin zu Flashbacks, die sie an das traumatische Ereignis erinnern. Die Symptome können die tägliche Lebensführung stark beeinträchtigen.

  • Nach einem schweren Verkehrsunfall sollen neben der körperlichen Untersuchung auch Hinweise auf das Vorliegen einer psychischen Traumafolge erhoben und gegebenenfalls eine weitere Diagnostik initiiert werden.

  • Die PTBS-Diagnostik ist komplex und bedarf besonderer Expertise.

  • Einem Patienten mit diagnostizierter PTBS sollte eine traumafokussierte Psychotherapie ermöglicht werden; die Leitlinie empfiehlt aufgrund der hohen Evidenzgrade insbesondere

    • die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF KVT) und

    • Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) [2].



Publication History

Article published online:
04 August 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F). Klinisch-diagnostische Leitlinien. Dilling H, Mombour W, Schmidt MH. 10. Göttingen: Hogrefe; 2015
  • 2 S3-Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung. Schäfer I, Gast U, Hofmann A, Knaevelsrud C, Lampe A, Liebermann P, Lotzin A, Maercker A, Rosner R, Wöller W. Berlin: Springer; 2019
  • 3 Maercker A, Hecker T, Augsburger M. et al. Prevalence rates of posttraumatic stress disorder and complex posttraumatic stress disorder in a German nationwide sample. J Nerv Mental Dis 2018; 4: 270-275 DOI: 10.1097/NMD.0000000000000790. (PMID: 29377849)
  • 4 Boals A, Trost Z, Rainey E. et al. Severity of traumatic injuries predicting psychological outcomes: a surprising lack of empirical evidence. J Anxiety Disord 2017; 50: 1-6 DOI: 10.1016/j.janxdis.2017.04.004. (PMID: 28501651)
  • 5 Ruden R. Wenn Vergangenes nicht vergeht. Seelische Traumatisierung, Ursachen und Behandlung. Tübingen: DGVT-Verlag; 2012
  • 6 Dunmore E, Clark DM, Ehlers A. Cognitive factors involved in the onset and maintenance of posttraumatic stress disorder after physical or sexual assault. Behav Res Ther 1991; 37: 809-829 DOI: 10.1016/s0005-7967(98)00181-8. (PMID: 10458046)
  • 7 Boos A, Ehlers A, Maercker A. et al. Trauma, Kognition und chronische PTB: Eine Untersuchung an ehemaligen politischen Gefangenen der DDR. Z Klin Psychol 1998; 27: 244-253
  • 8 Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM 5. Falkai P, Wittchen HU. Göttingen: Hogrefe; 2020
  • 9 Boos A. Kognitive Verhaltenstherapie nach chronischer Traumatisierung. Ein Therapiemanual. 2. Göttingen: Hogrefe; 2014
  • 10 World Health Organisation. International Classification of Diseases, 11th revision. Post traumatic stress disorder. Accessed May 25, 2023 at: https://icd.who.int/ct11/icd11_mms/en/release
  • 11 Drechsel-Schlund C, Weiß M, Krahl C. et al. Umsetzung des Psychotherapeutenverfahrens. Einbindung von ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten. Trauma Berufskrankh 2015; 17: 275-280
  • 12 Hecker T, Maercker A. Posttraumatische Belastungsstörung. Wie erkennen, wie behandeln?. Chir Praxis 2016; 80: 493-500
  • 13 Zöllner T, Karl A, Maercker A, Hickling EJ, Blanchard EB. Manual zur kognitiven Verhaltenstherapie von Posttraumatischen Belastungsstörungen bei Verkehrsunfallopfern. Lengerich: Pabst; 2005
  • 14 Traumatherapie mit EMDR. Schubbe O. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; 2016
  • 15 Ehlers A. Posttraumatische Belastungsstörung. Fortschritte der Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe; 2000
  • 16 Shapiro F. EMDR – Grundlagen und Praxis. Handbuch zur Behandlung traumatisierter Menschen. 3. Paderborn: Junfermann-Verlag; 2022
  • 17 EMDRIA Deutschland e. V.. EMDR Therapie. Accessed June 02, 2023 at: https://www.emdria.de/emdr/emdr-therapie/
  • 18 Hase M, Leutner S, Tumani V. et al. Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR). Eine ungewöhnliche Form der Psychotherapie. Ärzteblatt PP 2013; 12: 512-514