Im OP 2023; 13(02): 101
DOI: 10.1055/a-1987-1828
DGF-Mitteilungen

Sehr geehrte DGF-Mitglieder, liebe Kolleginnen und Kollegen,

Petra Becker
,
Martina Losch
,
Antje Scheer
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mündliche Kommunikation im OP-Bereich ist ein wichtiges Thema, das im Ergebnis häufig fehlerbehaftet, von Missverständnissen geprägt und konfliktgeladen ist. Als Teil des Fehlermanagements im OP-Bereich bleibt es allerdings ein wichtiger Baustein, der immer wieder beleuchtet und ergründet werden sollte.

Viele große Namen haben sich mit Kommunikation beschäftigt, zum Beispiel Friedemann Schulz von Thun und Eric Berne. Sie alle sind sich einig, dass Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen stattfindet und abhängig ist von der Entschlüsselung des Gesagten. Hier liegt die größte Fehlerquelle: Denn was Person A sagt, kann Person B ganz anders verstehen, als es gemeint war.

Einige Modelle können hilfreich sein, um Kommunikation zu verbessern. Im Eisbergmodell [1], das auf Sigmund Freud zurückgeht, finden 20 % der Kommunikation auf der Sachebene und 80 % auf der Beziehungsebene (Körpersprache, Mimik et cetera) statt.

Das Modell von Friedemann Schulz von Thun [2] bedient sich vier Ebenen: der Sach-, Beziehungs-, Appell- und Selbstoffenbarungsebene. Der Sender sendet/spricht auf diesen vier Ebenen und der Empfänger hört/entschlüsselt die Informationen auf diesen vier Ebenen, manchmal jedoch nur auf einer Ebene.

In der Transaktionsanalyse von Eric Berne [3] wechseln die Gesprächspartner zeitweilig zwischen verschiedenen Ich-Zuständen (Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich, Kind-Ich) hin und her. Diese sogenannten Ich-Zustände basieren auf unterschiedlichen Erfahrungen, Gefühlen und Bedürfnissen und wirken auf die Gedankengänge des Handelnden ein.

Schon diese Auszüge aus wesentlichen Kommunikationsmodellen für den mündlichen Informationsaustausch lassen erkennen, wo Fehlerquellen in der Kommunikation innerhalb eines Teams liegen können. Es kommt immer auf beide Parteien an: auf den Sender (wie es gesagt wird) und auf den Empfänger (wie es verstanden wird).

Während eines Gesprächs im OP stehen wir häufig situationsbedingt viel zu nah und nicht zugewandt zueinander und sind zusätzlich eingeschränkt durch die Berufskleidung, die es unmöglich macht, Mimik oder Körpersprache zu erkennen. Und leider können wir auch im OP nicht sichergehen, dass die von uns übertragene Information im „richtigen“ Ohr des Empfängers ankommt. Auch in welchem Ich-Zustand sich unser Gegenüber befindet, können wir häufig unter diesen Rahmenbedingungen nicht ergründen, und ob dieser Zustand zu dem unsrigen passt noch weniger.

Was bleibt? Wir können die Rahmenbedingungen im OP-Bereich nicht ändern. Selbstverständlich benötigen wir die Bereichskleidung und müssen während einer OP immer nah an den Kollegen stehen. Ein OP-Team ist die Beschreibung für Diversität aufgrund des Geschlechts, der Herkunft, der Hierarchie, der unterschiedlichen Kompetenzen der Menschen, die miteinander arbeiten und auch aufeinander angewiesen sind.

Wir können uns die Tatsache, dass die mündliche Kommunikation zwischen den Kolleginnen und Kollegen eingeschränkt ist, nur immer wieder vergegenwärtigen. Prüfen Sie wichtige mündliche Informationen immer doppelt, fragen Sie nach bei Unklarheiten. Finden Sie professionelle Distanz, falls es zwischenmenschlich kriselt und versuchen Sie, in einer anderen Situation, zum Beispiel während einer Pause im Aufenthaltsraum, Missverständnisse zu ergründen oder auszuräumen. Schöpfen Sie Ihre vorhandenen kommunikativen Kompetenzen aus und arbeiten Sie daran.

Herzlichst, Ihre Petra Becker, Martina Losch und Antje Scheer

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Verantwortlich für den Inhalt: Petra Becker, Martina Losch, Antje Scheer



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Article published online:
24 February 2023

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