Während der Omikron-Welle sind laut einer Auswertung des WIdO vom 8.
September 2022 die Fallzahlen in deutschen Krankenhäusern (Notfälle,
Krebsoperationen, planbare OPs und ambulant-sensitive Behandlungen) ähnlich
stark zurückgegangen wie in den letzten drei Infektionswellen, allerdings
aus anderen Gründen. Basis der Analyse waren die Abrechnungsdaten der
AOK-Versicherten; diese bilden ca. ein Drittel der deutschen Bevölkerung ab.
Die Fallzahlen lagen im Zeitraum von Januar bis Mai 2022 im Durchschnitt um
18% unter denen des Vergleichszeitraums im Jahr 2019; im Juni ging die
Differenz auf 9% zurück. Die Zahl der Herzinfarktbehandlungen war um
14% niedriger als 2019, die der Schlaganfälle um 13%. Ein
komplexeres Bild ergab die Auswertung von Krebsoperationen: Während bei
Brustkrebs-OPs die Differenz von 7% auf eine Normalisierung hindeutet,
sanken Darmkrebs-OPs mit minus 20% auf den niedrigsten Wert aller bisherigen
Corona-Wellen. Gleichfalls stark blieb der Einbruch gegenüber dem
Vor-Corona-Jahr im Bereich der „ambulant-sensitiven“ Diagnosen:
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) minus 39%,
Rückenschmerzen minus 37%, Bluthochdruck minus 34%, Diabetes
mellitus minus 22%. Nur noch moderat waren dafür im Allgemeinen die
Rückgänge bei planbaren Eingriffen (anders allerdings bei
Mandelentfernungen: minus 43%). Der Geschäftsführer des WIdO
äußerte zum Rückgang der Fallzahlen die Vermutung, dass
dieser im Jahr 2022 primär durch Personalausfälle infolge einer
Omikron-Infektion verursacht wurde, während zu Beginn der Corona-Pandemie
geplante Operationen abgesagt wurden, um die stationäre Versorgung
sicherzustellen.