Zusammenfassung
Entzündungen und Teilverluste des Schwanzes treten in hoher Frequenz auf und müssen
bekämpft werden, wenn das Tierwohl beim Schwein verbessert werden soll. Dabei greift
die alleinige Berücksichtigung des Schwanzbeißens zu kurz. Entzündungen und Nekrosen
des Schwanzes treten regelmäßig auch ohne Zutun anderer Schweine auf. Der Nachweis
entsprechender Veränderungen bereits zum Zeitpunkt der Geburt, das gehäuft synchrone
Auftreten an so verschiedenen Körperlokalisationen wie Schwanz, Ohren, Zitzen, Klauen
und anderen Partien, sowie der pathohistologische Nachweis Blutgefäß-assoziierter
Veränderungen sprechen für eine primär endogene Ursache und ein Syndrom, auch wenn
die Symptomatik mit Umweltfaktoren interagiert. Die Veränderungen können bei Saug-
und Absatzferkeln sowie in der Mast beobachtet werden. Die Verbesserung der Umwelt
kann zu erheblicher Reduktion von Entzündungen und Nekrosen führen. Gleichzeitig zeigen
sich erhebliche genetische Effekte der Eber und Sauen. Der vorliegende Übersichtsartikel
beleuchtet alle bislang bekannten Facetten von SINS (Swine Inflammation and Necrosis
Syndrome) und gibt einen Einblick in die Eckpunkte der Pathogenese. Das Bewusstsein
für ein neues und vom Schwanzbeißen abzugrenzendes Krankheitsbild soll einen Beitrag
zu dessen Bekämpfung und somit zur Steigerung des Tierwohls beim Schwein leisten.
Abstract
Inflammation and partial loss of the tail occur with high frequency in pigs and must
be combated if animal welfare is to be improved. In this context, consideration of
tail biting as sole explanation fails to go far enough. Inflammation and necrosis
of the tail occur regularly even without the intervention of other pigs. The evidence
of such alterations already at the time of birth, the clustered synchronous occurrence
on different parts of the body such as the tail, ears, teats, claws, amongst others
as well as the pathohistological evidence of blood vessel-associated changes advocate
a primarily endogenous cause bearing a syndromic character even if the symptomatology
interacts with environmental factors. Alterations may be observed in suckling and
weaning piglets as well as in fatteners. Environmental improvement may lead to a significantly
reduced symptomatology. At the same time, genetic effects of boar and sow have been
demonstrated. This review article highlights all facets of the syndrome known to date
and provides an insight into the key points of the pathogenesis. The awareness of
a new clinical syndrome that must be distinguished from tail biting will afford a
contribution to combating this entity and thus increasing animal welfare in swine.
Schlüsselwörter
Schwein - Schwanzbeißen - Tierwohl - Genetik - Haltung - Kupieren
Key words
Pig - tail biting - animal welfare - genetics - husbandry - tail docking