ergopraxis 2023; 16(02): 14-16
DOI: 10.1055/a-1946-7297
Wissenschaft

Internationale Studienergebnisse

Ländliche Regionen in Versorgung benachteiligt – Occupational Justice

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Ländliche Regionen sind in der ergotherapeutischen Versorgung benachteiligt, obwohl großer Bedarf besteht.© Christian Schwier/stock.adobe.com

Die Ergotherapie hat weltweit nur einen begrenzten Fokus auf Dienstleistungen in ländlichen Regionen. Die Rehabilitationsangebote in diesen Gebieten sind zwar klientenzentriert, jedoch sind die Therapeut*innen aufgrund der Distanz zu den Klient*innen nicht mit deren Kontext vertraut. Zu diesen Ergebnissen kommt ein Team unter der ergotherapeutischen Leitung von Karen Hayes und Vagner Dos Santos von der Charles Sturt University in Port Macquarie, Australien.

Zur Untersuchung der Therapieangebote in ländlichen Regionen führten die Forschenden ein Scoping Review durch. Sie suchten systematisch in vier Datenbanken wie CINAHL und MEDLINE nach Publikationen zum Thema „non-urban occupational therapy services“ aus dem Zeitraum 2010–2020. Die Forschenden fanden 117 zum Thema passende Veröffentlichungen aus 19 Ländern. Deutlich mehr Studien kamen aus dem Globalen Norden im Vergleich zum Globalen Süden. Die meisten Publikationen aus dem Globalen Norden konzentrierten sich auf die Vereinigten Staaten von Amerika, Australien und Kanada. Am häufigsten waren qualitative Studien, gefolgt von quantitativen Studien und theoretischen Beschreibungen, zum Beispiel Kommentaren und Rezensionen. Die Analyse machte deutlich, dass die Ergotherapie weltweit nur einen eingeschränkten Fokus auf Dienstleistungen in ländlichen Regionen hat. Am häufigsten ermittelten die Studien, dass Klient*innen aus ländlichen Regionen zur Ergotherapie in die Stadt fahren (45 %). In 26 % der Publikationen kamen die Therapeut*innen zu den Klient*innen nach Hause und in 19 % kamen telemedizinische Dienste zum Einsatz. Die Forschenden stellten in ihrer Untersuchung in den Vordergrund, dass das Kontextverständnis für eine effektive Praxis unerlässlich ist. Es hilft, Grenzen und Möglichkeiten zu erkennen und Interventionen darauf abzustimmen. Mehr als die Hälfte der Studien beschreibt Interventionen für Personen oder Familien im Einzelsetting, gefolgt von Ergotherapie für die Gemeinschaft und Gruppen. Es gab eine klare Trennung entlang der Brandt-Linie. Studien aus dem Globalen Süden beschreiben häufiger Angebote auf Gemeindeebene als die aus dem Globalen Norden.

Die Forschenden schlussfolgern, dass zukünftige Forschung effektive Ansätze identifizieren muss, um die Ergotherapie aus der Stadt heraus in den ländlichen Kontext zu bringen. Die Kontextanalyse und das Verständnis für die ländlichen Regionen sind dabei wichtige Elemente. Es ist ein Ziel, Strategien auf Gemeindeebene zu implementieren. Die Maßnahmen dienen dazu, die Occupational Injustice zwischen ländlichen und städtischen Regionen zu verringern.

ms

Aust Occup Ther J 2022; 4: 1–23DOI: 10.1111/1440-1630.12835



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Article published online:
30 January 2023

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